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Lauingen: Mehrere Corona-Fälle in der Lauinger Elisabethenstiftung

Lauingen

Mehrere Corona-Fälle in der Lauinger Elisabethenstiftung

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    Nach mehreren Fällen von Covid-19 wurden am Elisabethenstift in Lauingen sowohl Mitarbeiter als auch Bewohner auf das Coronavirus getestet. In der Bildmitte der Leiter der Einrichtung, Jörg Fröhlich.
    Nach mehreren Fällen von Covid-19 wurden am Elisabethenstift in Lauingen sowohl Mitarbeiter als auch Bewohner auf das Coronavirus getestet. In der Bildmitte der Leiter der Einrichtung, Jörg Fröhlich.

    Vor einigen Tagen waren zwei Pflegekräfte, bis Freitag dann in ihrem Bereich noch drei Bewohner und eine weitere Pflegekraft betroffen. Das teilte das Landratsamt am Freitagabend mit (Corona-Fälle in der Lauinger Elisabethenstiftung). Die Bewohner des betroffenen Wohnbereichs wurden als sogenannte „Kontaktpersonen 1“ in dem Wohnbereich isoliert und zusammen mit dem dort tätigen Personal unmittelbar getestet. In einem weiteren Wohnbereich war am Donnerstag ein Bewohner oder eine Bewohnerin ebenfalls positiv getestet worden.

    Die Abstriche beim Pflegepersonal, das mit der Person in Kontakt war, erfolgen – und zwar direkt vor Ort – in Lauingen. Allein am Freitag wurden dort insgesamt 90 Tests durchgeführt, am Samstag noch mehr. Dabei stellte sich heraus, dass die Zahl der Infizierten weiter steigt.

    Am Samstag werden in Lauingen fast 300 Test durchgeführt

    Im Albertus-Magnus-Saal in der Elisabethenstiftung stehen zwei lange Tischreihen. Zehn Bewohnerinnen sitzen am Samstagmorgen auf weit auseinanderstehenden Stühlen am Rand und warten auf ihren Test. Ein Mitarbeiter notiert ihren Namen und reicht die Stäbchen, einer entnimmt den Abstrich, taucht ihn in eine kleine Ampulle mit einer Lösung und lässt dann drei Tropfen auf ein kleines Plastikplättchen fallen, ein dritter notiert den Namen des Bewohners. Allein am Samstag sind so 240 Antigen-Schnelltests und 30 PCR-Tests (PCR steht für Polymerase-Ketten-Reaktion) in dem Pflegeheim durchgeführt worden.

    Auch Jörg Fröhlich, Vorsitzender des Vorstands, trägt Schutzkleidung, Handschuhe, Mund-Nasen-Schutz und Plastikvisier – und nimmt Proben. Eine Heimbewohnerin muss währenddessen fürchterlich husten. „Nur langsam, das wird schon“, beruhigt sie der Mitarbeiter am Tisch. „Ich bin erkältet“, entschuldigt sich die zierliche Frau und atmet ein Mal tief durch. Dann startet der Geschäftsführer mit dem Stäbchen einen erneuten Versuch. „Der Schnelltest zeigt zum einen an, ob das erfasste Material reicht. Ein feiner roter Strich erscheint. Taucht danach darunter ein weiterer roter Strich auf, ist das Testergebnis positiv“, erklärt Fröhlich.

    14 Mitarbeiter der Lauinger Elisabethenstiftung sind in Quarantäne

    In einem Nebenraum macht er eine erste Pause an diesem Tag, setzt sich und und blickt auf die vergangene Woche zurück. Unter zwölf, 14 Stunden habe keiner gearbeitet, sagt er. Denn es kam einiges zusammen: Eine Mitarbeiterin, die Symptome zeigte, war gar nicht im Dienst. Sie hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Eine Bewohnerin aus einem anderen Bereich war mit negativem Testergebnis aus dem Krankenhaus zurückgekommen.

    Beim routinemäßigen zweiten Test sechs Tage später war das Ergebnis positiv. „Alle betroffenen Bewohner dort sind in Quarantäne. Bei allen haben wir PCR- und Schnelltests gemacht. Alle waren negativ“, sagt Fröhlich. 14 Mitarbeiter sind vorsichtshalber in Quarantäne. Alle hoffen, dass sie nächste Woche zurückkommen und wieder mitanpacken können. Ohnehin würden alle Überstunden leisten, sagt der Leiter der Einrichtung dankbar. „Das ist schon etwas Besonderes.“

    Drüben im Saal testet die Führungsmannschaft der Elisabethenstiftung weiter in ruhigem Rhythmus die Bewohner durch, die nach und nach vorsichtig hereinkommen. „Na, junge Frau, wie geht es Ihnen heute?“, wird eine Seniorin begrüßt. Schon entspannen sich ihre Gesichtszüge und sie lächelt über das Kompliment. Schwupps, ist der Schnelltest bei ihr auch schon erledigt.

    Die ersten Lauinger Erfahrungen mit dem Schnelltest

    Fröhlich ist nach diesen zwei Tagen überrascht, wie sensitiv die Schnelltests seien. Die Ausnahmen kann er an einer Hand abzählen: Bei einer Mitarbeiterin erschien schon der erste Strich gar nicht: Das Genmaterial reichte nicht. Nicht beim ersten, nicht beim zweiten Schnelltest. Dann kam heraus, dass die Frau sich vorher die Zähne geputzt und eine Mundspülung gemacht hatte.

    So sieht ein Antigenschnelltest aus. Bei C zeigt der kleine rote Strich an, dass das Genmaterial, das aufgetragen wurde, für einen Test reicht. Erscheint bei T auch ein Strich, fällt der Test positiv aus und das Genmaterial spricht für eine Infektion mit dem Corona-Virus.
    So sieht ein Antigenschnelltest aus. Bei C zeigt der kleine rote Strich an, dass das Genmaterial, das aufgetragen wurde, für einen Test reicht. Erscheint bei T auch ein Strich, fällt der Test positiv aus und das Genmaterial spricht für eine Infektion mit dem Corona-Virus.

    Bei einer anderen Pflegekraft erschien der zweite Strich, der anzeigt, ob das Ergebnis positiv ist, zwei Mal. Aber jeweils so blass, dass nun noch ein PCR-Test hinterhergeschoben wurde. Die Person befände sich jetzt vorsorglich in häuslicher Quarantäne; auch ihre Familie wurde gebeten, sich im Testzentrum untersuchen zu lassen.

    Auch die pragmatische, lösungsorientierte Arbeit des Dillinger Gesundheitsamtes lobt Fröhlich. Am Samstagnachmittag wollte sich die Behörde ein Bild von den Reihentests in Lauingen machen. Allein am Freitag waren dort 65 PCR-Tests durchgeführt worden. Außerdem wurden zwei Quarantäneabteilungen und eine Pandemieeinheit eingerichtet.

    Am Samstagabend steht fest: Es haben sich in Lauingen noch weitere Personen infiziert

    Über eine Schließung der kompletten Einrichtung denkt Fröhlich am Samstagmorgen noch nicht nach. „Bei der ersten Corona-Welle hatten wir komplett zu und nicht so viele Fälle wie jetzt. Jetzt schließen wir nur die betroffenen Bereiche.“ Der Umgang zwischen Pflegepersonal und Bewohnern sei teils sehr nah, genau wie zwischen medizinischem Personal oder Ärzten und Patienten. Alles, was da helfe, seien Tests. Deswegen müssten die Menschen „vorne an der Front“ ein Anrecht auf die PCR-Tests haben, meint der Heimleiter. Andere, symptomlose Menschen im Akkord zu testen und damit die Labore zu belasten, sei der falsche Weg.

    Der Chef setzt auf das mit dem Gesundheitsamt abgestimmte Pandemiekonzept für sein Haus und seine wuchtigen Vorräte an Schutzkleidung, Desinfektionsmitteln und Co. „Ich fürchte, dass wir nicht die einzige Einrichtung bleiben, wo das Virus auftritt. Ich hoffe nur, dass wir es in den Griff kriegen.“

    Spät am Samstagabend ist klar: Vier weitere Bewohner haben sich mit Covid-19 infiziert und eine weitere Mitarbeiterin. Es wird eine weitere Quarantäneabteilung eingerichtet. Fröhlich findet, das sei etwas Gutes, zumindest die Gewissheit habe etwas Gutes, jetzt wisse man Bescheid und könne reagieren. Aber er sagt auch: „Ich denke jetzt schon darüber nach, am Montag ein generelles Betretungsverbot auszusprechen.“

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