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Lauingen: Lauinger Psychiater erinnert an Euthanasieopfer

Lauingen

Lauinger Psychiater erinnert an Euthanasieopfer

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    Ein Denkmal in der Lauinger Elisabethenstiftung erinnert an 176 Heimbewohnerinnen, die 1940 von Nationalsozialisten deportiert wurden. Psychiater Pröller fehlt auf der Inschrift der Hinweis, dass die Frauen ermordet wurden.
    Ein Denkmal in der Lauinger Elisabethenstiftung erinnert an 176 Heimbewohnerinnen, die 1940 von Nationalsozialisten deportiert wurden. Psychiater Pröller fehlt auf der Inschrift der Hinweis, dass die Frauen ermordet wurden. Foto: Berthold Veh (Archiv)

    Psychiater Albert Pröller nimmt den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, der am Mittwoch begangen wird, zum Anlass für eine neue Initiative. Der Lauinger will eines der dunkelsten Kapitel der (Heimat)-Geschichte, die massenhafte Ermordung psychisch kranker Menschen in der Nazi-Zeit, aufarbeiten.

    Mehr als 220.000 Menschen fielen dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer

    Dem Euthanasieprogramm der Nazis mit dem Namen Aktion T4 seien bis 1945 mehr als 220.000 Männer, Frauen und Kinder zum Opfer gefallen, ruft Pröller in Erinnerung.

    In Lauingen erinnert ein Mahnmal in der Elisabethenstiftung an die Deportation von 176 Patientinnen, die dort im November 1940 in grauen Bussen abgeholt wurden. Und auch im Heim in Glött wurden viele Bewohner, deren Dasein von den Nationalsozialisten als „lebensunwert“ eingestuft worden war, mit diesen großen grauen Bussen abtransportiert, nach Günzburg und Kaufbeuren verlegt und schließlich in Vernichtungslager gebracht.

    "Noch gibt es Zeitzeugen und Angehörige"

    Pröller will an diese Menschen erinnern. „Noch gibt es Zeitzeugen und Angehörige“, betont der Psychiater. So könne mehr über das Leben der Opfer erfahren werden. Denn es sei schon zuviel in Vergessenheit geraten, Akten der deportierten Patientinnen in der Lauinger Elisabethenstiftung seien in den vergangenen Jahren vernichtet worden.

    Pröller hatte in einem Bericht im Februar des vergangenen Jahres den früheren Direktor Helmuth Zengerle dafür verantwortlich gemacht, der diesen Vorwurf aber vehement zurückgewiesen hat. Er habe vielmehr eigens ein Denkmal im Hof der Elisabethenstiftung errichten lassen, um der Opfer des Nazi-Terrors zu gedenken, sagte Zengerle.

    Der Psychiater hadert auch mit dem Denkmal in der Lauinger Stiftung

    Pröller hadert indes auch mit diesem Denkmal, denn dort sei nur die Rede davon, dass die Patientinnen deportiert wurden. „Das Nicht-Erwähnen der schrecklichen und unleugbaren Tatsache der Ermordung auf der Gedenktafel ist für mich unerträglich.“

    Der Lauinger, dem es um die Aufarbeitung der Geschichte, die Schaffung eines Erinnerungsortes und eventuell Veranstaltungen im Jahr 2022 im „Post-Covid-Leben“ geht, hat seinen Aufruf anlässlich des Gedenktags am 27. Januar in folgende Zeilen gefasst:

    „Erinnern den Hilflosesten.

    Menschen, die wir heute psychisch krank nennen.

    Die intellektuell behindert sind. Körperbehindert.

    Damals nannte man sie ‚lebensunwert’.

    1940 wurde die ‚AktionT4’ beschlossen.

    Die Euthanasie wurde Staatsprogramm:

    Massenmord durch Gas, Gift und Verhungern.

    Bis 1945 über 220000 Menschen.

    Tot. Vernichtet. Männer, Frauen, Kinder.

    Unter den Augen der Bevölkerung.

    Auch hier Graue Busse, in Lauingen, in Glött.

    Noch gibt es Zeitzeugen und Angehörige.

    Schon zuviel wurde vergessen, Akten vernichtet.

    Schreiben Sie mir.

    Ich sammle Geschichten, Namen und Bilder der Toten.

    Erinnerung, dass dies nie mehr geschehe.“

    Dokumente und Fotos nimmt Albert Pröller unter der Adresse seiner Praxis Große Allee 28, 89407 Dillingen oder per Email unter albert@praxis-proeller.de entgegen.

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