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Lauingen: Lauinger Läden protestieren gegen das Einkaufszentrum

Lauingen

Lauinger Läden protestieren gegen das Einkaufszentrum

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    Peter Baumgartner und Jakob Lenzer (von links) haben die Aktion „Was wäre, wenn...“ ins Leben gerufen. Sie wünschen sich eine Alternative zum geplanten Einkaufszentrum.
    Peter Baumgartner und Jakob Lenzer (von links) haben die Aktion „Was wäre, wenn...“ ins Leben gerufen. Sie wünschen sich eine Alternative zum geplanten Einkaufszentrum.

    Wer dieser Tage in der Lauinger Innenstadt unterwegs ist, dem fallen die vielen mit neongrünen Plakaten verhängten Schaufenster sofort ins Auge. Darauf zu lesen ist der Halbsatz „Was wäre, wenn …“. Viele – wenn auch längst nicht alle – Geschäftsinhaber haben ihre Läden mit den Plakaten versehen, in viele Schaufenster kann man von außen nicht mehr reinschauen.

    Etwa in den Filialen der Bäckerei Himmelbäck. Dort hat mit Bäckermeister Jakob Lenzer und Marketing-Beauftragtem Peter Baumgartner alles begonnen. Die Plakate sind Teil einer Protestaktion gegen das geplante Lauinger Einkaufszentrum. Die Idee dazu hatten die beiden, inspiriert von ähnlichen Aktionen in anderen Städten. „Uns war wichtig, dass die Lauinger einfach mal über die Folgen dieses Baus nachdenken“, erklärt Lenzer. Das Einkaufszentrum schade der Innenstadt, viele Geschäfte würden dadurch bedroht. Die Aktion soll zeigen, wie Lauingen nach Meinung der Initiatoren aussehen würde, wenn der Einkaufspark im Osten tatsächlich gebaut wird.

    Einkaufszentrum in Lauingen: 26 Geschäfte protestieren

    Die neongrüne Farbe haben die beiden ganz bewusst gewählt: „Sie sorgt für Aufmerksamkeit. Außerdem fällt so der ein oder andere Laden noch mal auf“, sagt Lenzer. Insgesamt 26 Geschäfte in der ganzen Stadt machen Lenzer zufolge bei der Aktion mit.

    Einer von ihnen ist das Juweliergeschäft Zenetti. Inhaber Bernhard Zenetti, der für die Freien Wähler im Stadtrat aktiv ist, betont, bei der Abstimmung über das Einkaufszentrum im vergangenen Jahr mit „Nein“ gestimmt zu haben. Er befürchte eine Verlagerung der Kaufkraft, weg von der Innenstadt. Um sein eigenes Geschäft gehe es ihm bei der Aktion nicht, schließlich sei kein Juwelier im neuen Gewerbegebiet geplant. „Es geht um die Stadt und um den Cap-Markt.“ Der sei als einer der wenigen Lebensmittelmärkte in der Innenstadt durch den Zuzug eines weiteren Supermarkts besonders bedroht.

    Nicht alle sind gegen das Einkaufszentrum

    Wenige Meter weiter ist das Schreibwarengeschäft Eismann. Dort trifft man Inhaberin Ulrike Eismann und Geschäftsführer Gerald Brändle. Sie räumen gerade Waren hinter der Theke ein, immer wieder kommen Kunden rein. Das Geschäft laufe ganz gut, sagt die Inhaberin. Trotzdem sind die beiden gegen das Einkaufszentrum. Brändle: „Wenn Lauingen eine Wohnstadt sein will, dann braucht es auch Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt.“ Auch er habe die Sorge, dass sich viele Geschäfte nach einer Ansiedlung des Einkaufszentrums, das laut aktuellem Plan aus Lidl, Edeka und dem Drogeriemarkt dm bestehen soll, nicht mehr halten könnten. Die Betreiber sehen sich selbst betroffen: „Schreibwaren haben die auch“, betont Brändle. Und Inhaberin Eismann sagt: „Es ist nur schade, dass viele andere Läden bei der Aktion nicht mitmachen.“

    Hinter neonfarbenem Papier verbergen sich in Lauingen viele Schaufenster, nicht nur wie hier in der Herzog-Georg-Straße.
    Hinter neonfarbenem Papier verbergen sich in Lauingen viele Schaufenster, nicht nur wie hier in der Herzog-Georg-Straße.

    Tatsächlich gibt es so manches Geschäft in Lauingen, bei dem die Schaufenster nicht verhängt sind. Aber nur wenige derer, die sich aus der Diskussion raushalten wollen, sind bereit, offen darüber zu sprechen. Eine Geschäftsinhaberin etwa fürchtet um ihre Kunden. Deshalb will sie auch ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Sie sagt: „Wenn alle die, die gegen das Einkaufszentrum sind, zu mir ins Geschäft kommen würden, ginge es mir besser.“ Viele Lauinger seien zwar gegen die Pläne des Investors Hahn-Gruppe. „Selber kommen die für ihre Besorgungen aber auch nicht in die Stadt.“ Zudem glaube sie nicht, dass ohne das Einkaufszentrum mehr Kunden in die Innenstadt kämen. Auch eine sinnvolle Alternative sehe sie nicht, denn die Fläche zwischen Aral-Tankstelle und Werner-von-Siemens-Straße ist als Gewerbegebiet ausgeschrieben: „Sonst kommen da halt irgendwelche Hallen hin.“

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    Jakob Lenzer legt Wert darauf, dass nicht die Bäckerei, sondern er als Privatperson die Aktion ins Leben gerufen hat. Ihm gehe es nicht darum, dass dort etwas gebaut wird, sondern was gebaut werden soll. „Wir brauchen keinen achten Supermarkt. Wo soll dafür denn die Kaufkraft herkommen?“ Seiner Meinung nach brauche es dort Geschäfte, die es in Lauingen noch nicht gibt. Außerdem gibt er zu Bedenken, dass es auch in der Innenstadt viele brach liegenden Fläche gebe, die sich für Läden eignen würden. Und Mitinitiator Baumgartner sagt: „Es ist doch skurril, dass wir Initiativen zur Stärkung der Innenstadt haben, der Stadtrat dann aber für so ein Projekt stimmt.“

    Bis einschließlich Freitag sollen die Schaufenster noch hinter dem neongrünen Papier verborgen bleiben. Dann endet die Aktion. In zweieinhalb Wochen, am 1. März, entscheiden dann die Lauinger, ob das Einkaufszentrum kommt, oder nicht.

    Einen Kommentar zum Thema gibt es hier: Mehr Aktionen, bitte!

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