Es war das bestimmende Thema im Landkreis zu Beginn des neuen Jahres: Gemeinsam mit einem Psychotherapeuten hatten einige, teils ehemalige Schüler des Lauinger Albertus-Gymnasiums schwere Vorwürfe gegen Lehrer erhoben. Dabei ging es unter anderem um unangemessene körperliche Nähe zwischen Lehrern und ihren Schülern, gemeinsame Alkoholexzesse und unangebrachte Kommentare in sozialen Netzwerken. Ein Lehrer soll seinen damaligen Schüler nach einer durchzechten Nacht etwa dazu bewegt haben, sich in der Privatwohnung der Lehrkraft mit ihm ins Bett zu legen. Dem Schüler, so schilderte dieser später, habe der Mut zum „Nein“ sagen gefehlt. Eine andere ehemalige Schülerin berichtete etwa von einem Liebesbrief, den sie als Zwölfjährige von einem ihrer Lehrer erhalten habe.
Verfahren gegen Lehrer des Albertus in Lauingen eingestellt
Die Vorwürfe wurden durch zahlreiche Medienberichte, unter anderem in unserer Zeitung, bekannt. Die Staatsanwaltschaft stellte daraufhin Ermittlungen gegen drei Lehrkräfte an. Darin ging es um „unangemessene Kontakte zu beziehungsweise übergriffigen Verhaltens gegenüber Schülern“, heißt es vonseiten der Staatsanwaltschaft. Wie Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai am Montag bekannt gab, sind die Vorwürfe strafrechtlich nicht relevant.
Ihm zufolge wurden die einige Monate, zum Teil bereits einige Jahre, zurückliegenden Vorfälle von den betroffenen Schülern selbst nicht angezeigt. Ermittelt werden müsse in so einem Fall aber trotzdem. Ob und welche Vorfälle konkret im Fokus der Ermittler standen, sagt Nickolai auf Nachfrage nicht. „Wir haben alles geprüft“, erklärt der Sprecher.
Rollt das Kultusministerium die Fälle nochmal auf?
Im Zuge dessen wurden die strafrechtlichen Ermittlungen nun eingestellt. Nickolai zufolge haben sie „keine belegbare sexuelle Motivation oder in sonstiger Weise strafrechtliche Erheblichkeit ergeben.“
Während die strafrechtlichen Ermittlungen also abgeschlossen sind, beginnen nun laut Auskunft des Kultusministeriums die dienstrechtlichen Ermittlungen gegen die mit den Vorwürfen konfrontierten Lehrer. Wie ein Sprecher unserer Redaktion erklärt, werden diese von der Schulleiterin Iris Eberl und der Schulaufsicht durchgeführt. Wie die Ermittlungen ablaufen und ob die Vorwürfe Konsequenzen haben werden, bleibt erst einmal unklar. Schon vor einigen Wochen kündigte ein Sprecher des Ministeriums an, dass man die Vorwürfe auch dienstrechtlich prüfen wolle. Dabei dürfte auch der Kontakt zwischen Schülern und Lehrern auf sozialen Netzwerken auf dem Prüfstand stehen. Dieser ist in Bayern zwar generell nicht verboten, aber zumindest vom Ministerium nicht erwünscht.
Schulleiterin Eberl, die seit August vergangenen Jahres am Albertus tätig ist, äußerte sich am Montag auf mehrfache Nachfrage nicht zu den Entwicklungen.
Mehr dazu lesen Sie hier:
- Belästigung an Lauinger Gymnasium? Das sagt der Therapeut der Betroffenen
- Albertus: Eine moralische Grenze überschritten
- Belästigungs-Vorwürfe an Gymnasium: Aufarbeitung könnte schwierig werden