Kleine Raupe, große Wirkung: Seit Jahren ist der Eichenprozessionsspinner ein Problem in hiesigen Wäldern. Die feinen Haare der Tiere sind giftig. Sie können Augenreizungen, Hautirritationen, und sogar allergische Schocks auslösen. Allein in Lauingen waren im vergangenen Jahr 22 von 122 Eichen von den Raupen befallen – trotz Vorbehandlung mit Bioziden. Auf ebendiese will die Stadt nun verzichten. Wie sie stattdessen vorgeht?
Immer wieder erhalte sie in den Sommermonaten Anrufe von Bürgern, die auf befallene Bäume hinweisen, erzählt Lauingens Bürgermeisterin Katja Müller (CSU) im Gespräch mit unserer Zeitung. In den allermeisten Fällen müsse dann auch gehandelt werden: Bäume werden abgesperrt, die Tiere abgesaugt oder durch Biozide vertrieben. Auf Antrag der Stadtratsfraktion der Grünen beschäftigte sich der Bau- und Umweltausschuss vergangene Woche jedoch mit einer alternativen Vorgehensweise.
Circa 40 Eichen sind betroffen
Statt auf Biozide will man sich künftig weitestgehend auf die mechanische Bekämpfung der Raupen verlassen. Die Tierchen werden also abgesaugt. Bei circa 40 Eichen im Naherholungsgebiet, in der Nähe der Donau und an öffentlichen Plätzen wird das bereits praktiziert. Wie Bürgermeisterin Müller erklärt, wurden die Biozide auch etwa im Auwald nicht eingesetzt, um das Wasser nicht zu verschmutzen.
Müller spricht in dem Zusammenhang auch von einer Maschine mit thermisch erhitztem Wasser, mit der die Raupen bekämpft werden können. Eine solche wolle sich der Landkreis anschaffen, aber wohl erst kommendes Jahr.
Nistkästen für Meisen
In Lauingen will man zudem dazu übergehen, natürliche Feinde des Eichenprozessionsspinners anzusiedeln. Nistkästen für Meisen und Schlupfwespen sind geplant. Diese fresse die Raupen. Das Stadtbauamt ist derzeit wohl dabei, sich über mögliche Hersteller für Meisenkästen zu informieren. Der Einsatz von Schlupfwespen muss noch mit Fachstellen abgestimmt werden. Müller zufolge sei es für deren Ansiedlung ohnehin schon zu spät. Das bleibe eine Option für die kommenden Jahre.
Der Verzicht auf Biozide sorgt dafür, dass die Entfernung der Raupen künftig teurer werden könnte. Statt wie bei den Chemikalien, wo eine externe Firma beauftragt worden ist, muss sich der Bauhof um die Absaugung kümmern. Das macht es teurer. Das Bauamt geht von Kosten in Höhe von 40.000 Euro aus. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr fielen Kosten in Höhe von knapp 25.000 Euro für Prävention und Bekämpfung an. 2021 soll ein Probejahr für die rein mechanische Bekämpfung werden. „Wir müssen gucken, wie weit die mechanische Behandlung ausreicht“, sagt Müller.
Auch andere Tiere werden vernichtet
Der Einsatz von Bioziden – vor allem zur vorsorglichen Bekämpfung – steht schon länger in der Kritik. Der Bund Naturschutz etwa weist darauf hin, dass damit immer weitere Umweltschäden an Pflanzen und Tieren verursacht würden und teilweise auch andere, nicht schädliche Raupen vernichtet würden.
Lesen Sie auch:
- Eine Lauingerin gründet ihr eigenes nachhaltiges Sneaker-Label
- Prozess: Wieso betrog ein Banker aus dem Landkreis Dillingen seine Kunden?
- Abschied: Pfarrerin Alicia Menth verlässt Lauingen