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Lauingen: Dieser Skandal muss aufgeklärt werden

Lauingen

Dieser Skandal muss aufgeklärt werden

Berthold Veh
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    Zum Glück blieb dieses "Pfleglings-Journal" erhalten. Die anderen Unterlagen zu den ermordeten Frauen, die zuvor in der Elisabethenstiftung gelebt hatten, sind verschwunden.
    Zum Glück blieb dieses "Pfleglings-Journal" erhalten. Die anderen Unterlagen zu den ermordeten Frauen, die zuvor in der Elisabethenstiftung gelebt hatten, sind verschwunden. Foto: Berthold Veh

    Es ist ein Skandal, dass die Akten der ermordeten Patientinnen in der Lauinger Elisabethenstiftung verschwunden sind. Denn in diesen Unterlagen finden sich vermutlich einige Angaben, die an das Leben dieser psychisch kranken Frauen erinnern. Ein Leben, das von den Nazis als lebensunwert eingestuft und vernichtet wurde.

    Mindestens 168 Patientinnen wurden Opfer der Nazis

    Mindestens 168 Frauen – das Mahnmal nennt 176 Heimbewohnerinnen – wurden in diesen Novembertagen des Jahres 1940 aus Lauingen weggebracht und ermordet. Jahrzehntelang haben die Elisabethinerinnen, die bis 2008 in der Albertus-Magnus-Stadt wirkten, diese Akten sorgfältig aufbewahrt.

    Nun sind die Unterlagen weg – und möglicherweise entsorgt. Damit wären beinahe alle Namen der Opfer in Lauingen verschwunden gewesen. Nach Informationen unserer Redaktion soll es nur der Aufmerksamkeit einer Mitarbeiterin zu verdanken sein, dass die Stiftung heute noch nachvollziehen kann, wer aus Lauingen deportiert und ermordet wurde. Sie soll das „Pfleglings-Journal“ verwahrt haben, in dem die Namen der Frauen aufgelistet sind.

    Es fehlen viele Informationen

    Die Staatsanwaltschaft muss diesen Fall unbedingt aufklären. Es geht hier zum einen um die strafrechtliche Relevanz, die angesichts der mangelhaften Informationen bisher offensichtlich nicht zu begründen ist. Zum anderen steht aber viel mehr auf dem Spiel, denn es geht um die Erinnerung an die Opfer.

    Sollten die Akten tatsächlich vernichtet sein und nicht doch irgendwo an einem anderen Ort lagern, dann wäre das ein unglaublicher moralischer Tiefschlag. Die Vernichtung der Unterlagen hätte die Opfer beinahe doch namenlos gemacht, wie auf dem Mahnmal in Lauingen zu lesen ist. Es fehlen aber auch jetzt schon viele Informationen, die das Leben der ermordeten Frauen für die Nachwelt ein wenig greifbarer gemacht hätten.

    Lesen Sie dazu den Artikel: Akten ermordeter Patientinnen sind in der Elisabethenstiftung verschwunden (Plus+)

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