Das Wagnis des Kreisvorstands des Chorverbandes hat sich gelohnt. Das im gut organisierte Kreischorkonzert im Rahmen der Landkreis-Kulturtage wurde jedenfalls ein voller Erfolg. Trotz kurzer Probenzeit zeigten sich die Chöre in bester Verfassung und trugen mit den unterschiedlichsten Chorsätzen dem Rahmenthema „Vielfalt der Schöpfung“ Rechnung. Zum ersten Mal war Sibylle Mathia als Verbandschorleiterin in Aktion. Sie verantwortete die inhaltliche Ausrichtung des Konzertes, dirigierte den Eröffnungs-Gemeinschaftschor und kündigte als geschickte Moderatorin die Choreinsätze an.
Chorgesang als Kulturträger
Schon beim einleitenden „Ave Verum Corpus“ (Mozart) mit begleitendem Streicherseptett konnte Mathia ihre langjährige Erfahrung als Leiterin vieler Chöre unter Beweis stellen. Das Martinsmünster war vom Jubel der im ganzen Kirchenraum verteilten Chormitglieder erfüllt und bildete einen Auftakt nach Maß. Stadtpfarrer Raffaele De Blasi wertete den Chorgesang als wichtigen Kulturträger und das Konzertmotto als passende kirchliche Ausrichtung. „Für alle Mitwirkenden ist das öffentliche Auftreten ein unschätzbarer Lichtblick nach dem Dunkel des eineinhalbjährigen Lockdowns“, stellte Verbandsvorsitzender Franz Lingel fest. Er begrüßte unter anderem Landrat Leo Schrell, Landtagsabgeordneten Georg Winter, Bürgermeisterin Katja Müller und den Vizepräsidenten Christian Toth vom Chorverband Bayerisch-Schwaben.
Vier engagierte Dirigentinnen stellten mit großer Selbstsicherheit und ausgewiesener Musikalität ihre Sängerschar vor. Magdalena Polzer leitete das Vokalensemble Bissingen von der Empore aus. Es hat mit Orgelbegleitung den Taizé-Gesang „Lobsingt ihr Völker alle“ in einer erweiterten Fassung und mit feinem Gespür „Von Gott kommt alles her“ (L. Maierhofer) dargeboten. Beim gemischten Chor aus Binswangen gefiel der ausgewogene Klang der mit elf Frauen und elf Männern gleichmäßig besetzten Gemeinschaft. Annette Sailer, bekannte Sopranistin, zeigte sich als versierte Dirigentin, die mit klarer Zeichengebung „Panis Angelicus“ (César Franck) und „Das Meer der Liebe“ (G. Holst) erfreulich intonationssicher präsentierte, von einem Keyboard unterstützt.
Der Landshausener Jugendchor ist mit vollem Einsatz dabei
Sabine Seidl vom Liederkranz Landshausen, ebenfalls Solosopranistin, bewies mit ihrem Jugendchor „LiLac Light“ ihr vortreffliches erzieherisches Talent. Die 14 Mädchen agierten nicht nur gesanglich bei „Rock my Soul“, sie waren mit rhythmischem Stampfen und Klatschen temperamentvoll dabei. „Love Shine a Light“ gelang mit einem Überraschungseffekt, als die Jugendlichen mit ihren Handy-Lichtern winkend dem Songtitel entsprachen, ein Keyboard war begleitend dabei. Der Erwachsenenchor aus Landshausen brachte eine Bearbeitung aus der Schöpfung von Joseph Haydn. „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ erklang frisch, textsicher, klanglich rund und harmonisch. Ähnlich gekonnt offerierte der Liederkranz unter der präzisen Leitung von Sabine Seidl das geistliche Sommerlied von P. Gerhard „Geh aus, mein Herz“.
Heidrun Krech-Hemminger ist seit über 20 Jahren die Leiterin der Haunsheimer Liedertafel. Sie gibt die entsprechenden Impulse und ist als Violinistin oft auch an vorderster Stelle tätig. So auch beim Bach-Choral „Nun danket alle Gott“, den das Streicherensemble untermalte. „Zwischen Himmel und Erde“ (L. Maierhofer) wurde zu einem homofonen Lied mit volkstümlichem Glanz.
Die sehr gut geschulten zehn Frauen- und sieben Männerstimmen des Liederkranzes Wertingen erfreuten mit den zwei Motetten „Dem in der Finsternis wandelnden Volke“ (Aug. Grell) und „Lobet den Herren“ (Hugo Distler). Hier hat der neue fordernde Dirigent Stefan Christ grundlegende Arbeit geleistet. Vor allem der schöne Piano-Forte-Kontrast (Grell) wie auch die Durcharbeitung der Distler’schen Polyfonie waren zu loben. Sängerische Qualität gehört seit Jahren zum Männerensemble des Gesangvereins Binswangen. Der verdienstvolle Ehrenverbandschorleiter Anton Kapfer formte sein Dutzend Männer zu einem stilistisch sauberen ausgeglichenen Klangkörper, der in „Sancta Maria“ (Joh. Schweitzer) kraftvoll vierstimmig wirkte. Das Spiritual „Now let me fly“ interpretierte das Ensemble stark rhythmisch akzentuiert.
Zum großen Finale sangen alle Mitwirkenden und Gäste
Den Vorteil eines Kirchenchores genoss die Stiftskantorei Medlingen-Gundelfingen. Michael Fincks auch zahlenmäßig prächtiger Chor hatte sich im Gegensatz zu den anderen Chören seitlich des Mittelpodests platziert. Von dort aus konnte Finck an der Riefle-Orgel die Männer zum Kyrie und Sanctus aus der „Te Deum Laudamus“-Messe von Lorenzo Perosi begleiten und leiten.
Die abwechslungsreichen zweistimmigen Imitationen profitierten von der sehr guten Akustik des Gotteshauses. Der dreistimmige Frauenchor bot von der Empore aus das Kyrie und Agnus Dei aus der Messe in A-Dur von J.G. Rheinberger. Die romantische Grundstimmung erreichten die Frauen bei den variablen Einsätzen sicher mit schöner Ausdruckskraft und feinem Wohlklang. Zum Höhepunkt gerieten das Kyrie und Agnus Dei aus der „Messe Solennelle“ von Louis Vierne mit der gesamten gemischten Kantorei im Altarraum. An der Albertus-Magnus-Orgel gestaltete Michael Lachenmayr die mächtigen Akkordschläge, während an der Riefle-Orgel parallel Alexandra Finck die besinnlich zurückhaltenden Anteile gekonnt darstellte. Michael Finck leitete mit großer Umsicht, sodass eine aufregende, einzigartige Interpretation entstand.
Alle Darbietungen der Chöre wurden mit großem Beifall belohnt. Der abschließende Gemeinschaftschor, den Heidrun Krech-Hemminger dirigierte, vereinte alle Mitwirkenden und Gäste zu einem imposanten musikalischen Dank im Lied „Großer Gott, wir loben Dich“, dem Gott, der die „Vielfalt der Schöpfung“ geschaffen hat.