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Lauingen: Der "Corona-Alltag" in der Lauinger Elisabethenstiftung

Lauingen

Der "Corona-Alltag" in der Lauinger Elisabethenstiftung

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    Sabine Jüttner ist Betreuungsassistentin in der Lauinger Elisabethenstiftung. Seit Donnerstag ist klar, dass sich aktuell kein weiterer Bewohner und auch kein Mitarbeiter mit Covid-19 infiziert hat.
    Sabine Jüttner ist Betreuungsassistentin in der Lauinger Elisabethenstiftung. Seit Donnerstag ist klar, dass sich aktuell kein weiterer Bewohner und auch kein Mitarbeiter mit Covid-19 infiziert hat. Foto: Simone Bronnhuber

    Durchatmen und weitermachen. Auf dem Weg bleiben, der gemeinsam mit Mitarbeitern, Bewohnern und Angehörigen seit Monaten bestritten wird. Jörg Fröhlich ist die Erleichterung anzuhören. Seit Donnerstag ist klar, dass aktuell in der Lauinger Elisabethenstiftung kein weiterer Mensch mit dem Coronavirus infiziert ist (wir berichteten). Das ist das Ergebnis der zweiten Tests, die vergangene Woche veranlasst worden sind, nachdem ein Senior der Einrichtung im Krankenhaus positiv getestet wurde. „Es freut uns. Sehr. So wissen wir auch, dass unsere Maßnahmen greifen – soweit es eben möglich ist“, sagt Vorstandsvorsitzender Fröhlich.

    In der Elisabethenstiftung in Lauingen hat sich vieles verändert

    Mehr als 500 Menschen leben und arbeiten in der Elisabethenstiftung. Seit Ausbruch der Pandemie hat sich vieles verändert. Täglich wird beispielsweise bei allen Fieber gemessen, Symptome werden überprüft, die Daten von Besuchern kleinlichst genau aufgenommen und sämtliche Schutzkleidung wird ständig getragen und gewechselt – und noch weit mehr Aufwand ist nötig, um in solch einer Einrichtung eine Ansteckung oder gar Ausbreitung des Virus’ zu verhindern. Inklusive mehr Personalwand, wie Jörg Fröhlich betont. „Aber das machen wir alle gern.

    Unsere Mitarbeiter gehen umsichtig und verantwortungsbewusst mit der Situation um. Von Beginn an“, erklärt er weiter. Auch die Bewohner hätten sich an die neue Normalität gewöhnt, im Einzelfall sei die Situation sicherlich aber sehr belastend. Schon vor Wochen habe er als Gesamtleiter kommuniziert, dass sich alle auf einen „Corona-Alltag“ einstellen müssten. Für unbestimmte Zeit. Denn nicht nur, dass eine Einrichtung, wie es die Elisabethenstiftung ist, immer „wachsam und vorbereitet“ auf eine mögliche Covid-19-Ansteckung sein muss. Schnell stehe man auch in der Kritik. So schildert Jörg Fröhlich, dass es durchaus unterschiedliche Reaktionen auf die getroffenen Maßnahmen in der Stiftung gibt. Überwiegend Lob und Respekt, aber vereinzelt auch Unverständnis. „Vor einigen Monaten waren wir noch Helden, heute sind wir Gefängniswärter“, formuliert er es bewusst drastisch.

    Die Mitarbeiterin des Stifts sind sich ihrer Verantwortung bewusst

    Dabei handeln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur während der Arbeitszeiten verantwortungsbewusst. Auch das Privatleben sei beeinflusst. Keiner, so Fröhlich, wolle „das Virus in die Einrichtung bringen“. Alle würden mehr als sorgsam mit der Situation umgehen, „deshalb finde ich es nicht gerecht, dass bei uns oftmals ein anderer Anspruch angesetzt wird“.

    Angst vor einer zweiten Welle hat Gesamtleiter Fröhlich nicht, wie er sagt. In der Lauinger Elisabethenstiftung sei man vorbereitet, extrem wachsam und gut ausgerüstet. Am Status-quo, sprich an der Corona-Strategie der vergangenen Monate, halte er mit seinem Team weiter fest. Trotzdem sei allen bewusst: „Wir müssen immer damit rechnen, dass ein Test positiv ausfällt.“

    In Bissingen ist ein Stück Normalität zurückgekehrt

    Diese Situation, das sich das Coronavirus in einem Seniorenheim ausbreitet, ist für die Pro-Seniore-Einrichtung in Bissingen nicht nur eine furchtbare Theorie. Wie berichtet, sind in Zusammenhang mit Covid-19 insgesamt 25 Bewohnerinnen und Bewohner gestorben. Die Ansteckung ging rasend schnell. Seit geraumer Zeit ist das Altenheim im Kesseltal nun „coronafrei“, wie Peter Müller, zuständiger Pressesprecher, auf Nachfrage erklärt. „Das gilt sowohl für Bewohner als auch Mitarbeiter“, so Müller.

    In der Einrichtung herrsche eine Mischung aus Vorsicht, Demut und Zuversicht. Alle Antennen seien bezüglich einer möglichen zweiten Welle weit ausgefahren. Müller: „Wir sind heftig getroffen worden. Wir hatten einen Corona-Tsunami bei uns und sind alle froh, dass wir diesen hinter uns haben. Aber natürlich bleibt das Erlebte in allen Hinterköpfen.“ Trotzdem sei auch wieder ein Stück Normalität eingekehrt, im Schnitt zwei neue Bewohner werden pro Woche im Pro Seniore wieder aufgenommen. Alle müssten im ersten Schritt in der Pandemiestation einziehen. Auch dürfen die Senioren das Heim wieder verlassen oder Besucher empfangen – „natürlich unter Einhaltung aller gelten Hygienemaßnahmen. Aber wir wollen und können niemanden einsperren“, erklärt Peter Müller.

    Im Pro-Seniore werden die Angestellten monatlich getestet

    Zudem sei ein neues System für die Mitarbeiter eingeführt worden. Wer in Urlaub geht, kann sich auf Kosten von Pro Seniore auf das Coronavirus testen lassen – und wer aus dem Urlaub zurückkehrt, erneut. Außerdem werden jeden Monat alle Angestellten getestet. „Wir überlassen nichts dem Zufall. Alle machen mit und achten penibel genau auch untereinander auf sich. Das gibt eine gewisse Sicherheit“, so der Pressesprecher.

    Die Testungen und die damit verbundene Zusammenarbeit mit dem Dillinger Gesundheitsamt funktioniere fantastisch, so Müller weiter. Man fühle sich in den Heimen vor Ort nicht im Stich gelassen. „Es ist eine neue Normalität eingekehrt. Der Mensch gewöhnt sich an vieles und das Grenzwert-Erlebnis ist noch zu präsent. Es ging einfach alles so schnell, das wollen wir alle nicht noch einmal erleben. Wir haben keine Angst vor der zweiten Welle, sind aber sehr, sehr vorsichtig“, betont Müller. Eben so lange wie nötig, weil „wir wissen, dass ein Altenheim mit der größte Gefahrenherd ist“.

    Lesen Sie dazu den Kommentar:Corona-Maßnahmen: Mindestens aus Respekt einhalten

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