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Lauingen: Das hat es mit dem Lauinger „Blunzensieden“ auf sich

Lauingen

Das hat es mit dem Lauinger „Blunzensieden“ auf sich

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    Am Samstag findet in Lauingen das Blunzensieden statt. Doch was hat es damit auf sich?
    Am Samstag findet in Lauingen das Blunzensieden statt. Doch was hat es damit auf sich? Foto: Fanfare Brass Band Lauingen

    In unregelmäßigen Abständen widmen wir uns alten Sagen aus dem Landkreis. In der heutigen Folge geht es um das Blunzensieden in Lauingen. Entnommen sind die Erzählungen aus dem Buch „Sagen des Landkreises Dillingen“, das Alois Marb, Hans Bäuml und Martin Griffig 1971 im Selbstverlag herausgegeben haben.

    Einst hatten die Metzgermeister der Stadt Lauingen den Entschluss gefasst, aller Welt zu zeigen, was sie zu leisten vermochten. Sie wünschten alle, dass ihre Würste noch berühmter würden, als sie ohnehin schon waren. Nach langer feuchtfröhlicher Beratung kam man überein, einen Riesenblunzen, also eine riesengroße schweinerne Blutwurst herzustellen. Mit viel Fleiß und Schweiß ward die Riesenwurst gefertigt. Jedoch, an einen Wurstkessel, in dem man ein solches Ungetüm hätte sieden können, hatte keiner gedacht, und in der ganzen Stadt war kein Gefäß aufzufinden, in dem es Platz gehabt hätte. Was nun tun?

    Einem hoch angesehenen Ratsherrn kam der rettende Gedanke. Seiner Weisheit und Bedeutung voll bewusst, begann der Ratsherr zu sprechen: „Ehrenwerter Meister! Wozu brauchen wir einen Kessel, um unsere kostbare Riesenwurst darinnen kochen zu können? An unserer Stadt fließt doch die blaue Donau vorbei, und ihre Fluten schäumen, zischen und sieden.“ Der Obermeister leitete sofort alle erforderlichen Maßnahmen zur Durchführung dieses weisen Vorschlages in die Wege.

    Lauinger Blunzensieden: Wurst in die Donau hinabgelassen

    Die Riesenwurst wurde auf einen Leiterwagen mit Anhänger geladen, ein Pferd vorgespannt und ein Fuhrmann bestellt. Bei Klängen der Stadtmusik brachten die Lauinger ihren Blunzen in feierlichem Zuge zur Donaubrücke. Stolz marschierten sämtliche Meister, Gesellen und Lehrbuben der Metzgerzunft voran und Bürger, Bürgerinnen und Kinder hinterdrein.

    Auf der Donaubrücke wurde die Wurst von starken Männerfäusten abgeladen, von der Brücke über das Geländer hinweg mitten in den schäumenden Strudel der Donau hinabgelassen und mit dicken Hanfseilen am Brückenpfeiler festgebunden. Der Bürgermeister hielt eine wohlgesetzte Rede, ehe die Bürgerschaft zufrieden den Heimweg antrat. Der Blunzen blieb der Wirkung des siedenden Donauwassers überlassen.

    Früh am Morgen stand der Ratsherr auf und warf einen Blick auf die Donau. Er sah, dass weißer Dampf aus dem Strom emporstieg. Voll Freude stürmte er aus dem Haus in die Gassen der Stadt und rief: „Leutla, standet auf! D’ Doana siadat! Unser Blunza isch fertig!“ Alt und jung strömte zur Brücke, um den Blunzen einholen zu helfen. Doch, welch lange Gesichter! Von der Riesenwurst, auf die sich alle Lauinger gefreut hatten, war nichts mehr zu sehen. Sie war in der Nacht gestohlen worden.

    Warum heißen Faiminger "Filzkärra"?

    Denn als die Lauinger ihren Riesenblunzen zum Sieden in die Donau gehängt hatten, bekamen die Faiminger Wind davon. Sie überlegten, wie sie sich die große Blutwurst heimlich holen könnten. Um unbemerkt bei Nacht an die Wurst zu kommen, umwickelten sie die Räder eines Karrens dick mit Filz und zogen Filzpantoffeln an. Lautlos machten sie sich auf den Weg zur Donaubrücke, um den Blunzen zu stehlen. Seitdem heißen die Faiminger in der ganzen Gegend die „Filzkärra“.

    Es gibt mehrere Versionen der Sage – mal schaffen es die Faiminger, die Wurst zu stehlen, mal werden sie erwischt und verlacht. Die Fanfare Brass Band veranstaltet das Blunzensieden jedes Jahr als Fasnachtsspiel – darin sind die Filzkärra erfolgreich. Am Samstag, 23. Februar, ist es wieder so weit. Los geht’s um 15 Uhr auf der Seebühne. Mit dabei ist Bürgermeisterin Katja Müller. Für sie ist es eine Premiere, Müller liest die Blunzensieden-Sage vor. Nach dem Fasnachtsspiel ziehen Akteure und Besucher gemeinsam durch die Innenstadt zum Speisesaal des Albertus-Gymnasiums. Hier beginnt gegen 15.30 Uhr das traditionelle Schlachtfest mit Kesselfleisch, Blut- und Leberwürsten, danach gibt es Kaffee und Kuchen.

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