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Lauingen: Das Insektenparadies am Solarpark bei Lauingen

Lauingen

Das Insektenparadies am Solarpark bei Lauingen

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    Blumen, Solarparks und im Hintergrund das Atomkraftwerk Gundremmingen. Die Ausgleichsfläche im Vordergrund der Fotovoltaikanlagen ist ein Paradies für Insekten.
    Blumen, Solarparks und im Hintergrund das Atomkraftwerk Gundremmingen. Die Ausgleichsfläche im Vordergrund der Fotovoltaikanlagen ist ein Paradies für Insekten. Foto: Johannes Strasser

    Früher wurden dort Mais und Zuckerrüben angebaut. Konventionelle Landwirtschaft, gedüngt, gespritzt, mit schweren landwirtschaftlichen Maschinen bearbeitet, erklärt Johannes Strasser. „Das ist jetzt alles Ausgleichsfläche.“ Der Gundelfinger Ex-SPD-Landtagsabgeordnete weist mit der Hand aus seinem Cabrio heraus auf das hochgewachsene Gras bei Helmeringen, südwestlich vom Lauinger Stadtgebiet.

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    Foto: Johannes Strasser

    Immer wieder spitzelt eine bunte Blüte hervor. „Das Gelb, das Lila, das Blau“, schwärmt Strasser. Ein Paradies für Insekten, wie zum Beweis fliegt eine Bremse in das offene Auto. „Diese Flächen werden jetzt zehn Jahre lang nicht gedüngt“, wirbt er. Es sind die Ausgleichsflächen für die Solarparks, die Strasser mit seiner Firma Energy Forever hier auf Lauinger Flur initiiert hat. Auf 80 Hektar, davon werden 62 Hektar für die Solarmodule benutzt, 18 Hektar bleiben für die Natur. Hinter den hochgewachsenen Gräsern heben sich die beiden Kühltürme des Gundremminger Atomkraftwerkes ab, aus dem einen, der noch in Betrieb ist, steigt der Dampf gen Himmel.

    Nahrung und Schutz für seltene Vogelarten

    An den Zäunen zu den Solarparks wächst zum Teil dichtes Gestrüpp. „Hier ist ein Reh herausgesprungen, als ich mit den SPD-Stadträten da war“, erzählt Strasser. Das Gebiet habe auch für größere Tiere als Insekten einiges zu bieten. Innerhalb der Parks, rundherum um die Module, muss das Gras regelmäßig gemäht werden.

    Das heißt aber nicht, dass dort überhaupt keine Tiere sind – Strasser erzählt, dass er dort schon oft Kaninchen beobachtet habe. Auch einige Brutvögel suchen Schutz in dem umzäunten und damit sicheren Bereich, unter den Modulen bleiben sie ungestört.

    Den Vögeln kommt auch das Insektenparadies zugute, es verspricht Nahrung. Vom Neuntöter, einer Vogelart, war hier früher ein Brutpaar bekannt – inzwischen sind es neun Paare. Laut Strasser werden neben dem Neuntöter etwa Teich- und Sumpfrohrsänger, Rebhühner und sogar Wachteln regelmäßig auf den Flächen gesichtet.

    Die Flächen bei Lauingen werden nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht

    Bei der Zusammenstellung der Samen für die Blühfläche war es wichtig, auf die richtige Vielfalt und eine Varianz der Blühzeiten zu achten – so können die Insekten sich über die ganze Vegetationsperiode hinweg von Blumen und Blüten ernähren. Damit das langfristig erhalten bleibt, ist das richtige Pflegemanagement erforderlich. Zuständig sind dafür die Betreiber der Solarparks.

    Die Flächen werden ein- bis zweimal jährlich gemäht, die früheste Mahd darf erst im Sommer erfolgen. Ab Mitte Juli, es kann also schon bald so weit sein. Gemäht wird so, dass sich die Pflanzen entsprechend entwickeln und für das nächste Jahr aussamen können. Ein Teil der Ausgleichsfläche ist nicht von Blumen bedeckt, sondern wird durch Beweidung gepflegt. Auch hier gilt, dass kein Dünger oder Pflanzenschutz ausgebracht wird.

    Johannes Strasser, vor dem Solarpark Helmeringen, im Hintergrund der dampfende Kühlturm des Gundremminger Kernkraftwerks.
    Johannes Strasser, vor dem Solarpark Helmeringen, im Hintergrund der dampfende Kühlturm des Gundremminger Kernkraftwerks. Foto: Berthold Veh (Archiv)

    Nachdem das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ angenommen wurde und der Naturschutz stärker in das Bewusstsein von Menschen und Kommunen gerückt ist, gibt es aktuell eine Menge Initiativen, um mit Blumenwiesen Lebensraum für Insekten zu schaffen. Bei den Solarparks in Helmeringen wird das bereits seit 2010 umgesetzt, betont Strasser.

    Rund um Gut Helmeringen finden Schwalben Futter

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    Foto: Johannes Strasser

    Wer am Seminarzentrum Gut Helmeringen vorbeifährt, entdeckt einen weiteren Hinweis auf Tiere, die dank der Ausgleichsflächen wieder viel Nahrung finden. „So viele Schwalbennester wie hier haben Sie noch nie gesehen.“ Die Nester sind überall unter den Dachschrägen zu sehen. Kurz lugt der Kopf eines Jungen hervor, hier und da fliegen Schwalbenmutter oder -vater mit Nahrung im Schnabel hinein. Nahrung, die sie auch wegen der Ausgleichsflächen finden.

    Auch wirtschaftlich seien die Parks bei Helmeringen ein Gewinn, und zwar für alle Seiten, so Strasser. Die Solarparks bringen Lauingen jährlich rund 200.000 Euro Gewerbesteuer ein. Auch die Einnahmen aus der Grundsteuer steigen, denn mit einem Solarpark ist nicht mehr die geringere Grundsteuer A für landwirtschaftliche Flächen fällig. Der erzeugte Strom reiche aus, um etwa 7700 Haushalte mit durchschnittlichem Stromverbrauch für ein Jahr emissionsfrei zu versorgen. Und der Landwirt, dem die Flächen gehören, bekommt eine höhere Pacht, als wenn etwa Mais angebaut werden würde. „Warum sollte die Landwirtschaft nicht auch an der Energiewende beteiligt werden?“, fragt Strasser. (mit pm)

    Strasser hat sich auch geäußert, als wir wissen wollten, was die Genossen im Landkreis zur SPD-Krise sagen.

    Auch auf der ehemaligen Deponie Frauental tut sich was: Die ehemalige Deponie erzeugt jetzt Strom

    Vor knapp einem Jahr hat Strasser unserer Redaktion ein großes Interview gegeben: Strasser: Mit Solarstrom Krankenhaus-Defizite ausgleichen

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