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Lauingen: Cap-Markt Lauingen: Alles muss raus

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Cap-Markt Lauingen: Alles muss raus

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    Am Mittwochmorgen waren die Regale teils schon leergeräumt. Im Bild das Kühlregal
    Am Mittwochmorgen waren die Regale teils schon leergeräumt. Im Bild das Kühlregal Foto: Cordula Homann

    Ein paar Joghurts stehen noch in den Regalen, doch die andere Hälfte ist leer. Auch wenn man sich tief hinunterbeugt – in den Tiefkühltruhen ist nichts mehr drin. Auch das Weinregal wird ausgeräumt, Flasche für Flasche. „Noch ein Tag, dann ist alles weg“, sagt Mario Spaude von der Firma Walter Mohr.

    Die Waren werden in einem Lastwagen nach Bilsen bei Hamburg gebracht. Dort werden die Produkte geprüft, gereinigt und teils günstiger weiterverkauft.
    Die Waren werden in einem Lastwagen nach Bilsen bei Hamburg gebracht. Dort werden die Produkte geprüft, gereinigt und teils günstiger weiterverkauft. Foto: Cordula Homann

    Gut eine Woche ist seit dem Brand im integrativen Cap-Markt in Lauingen vergangen. Wie berichtet, hatte eine Mitarbeiterin eine Pfanne mit heißem Öl in der Küche vergessen. Das Öl war in Brand geraten. (Brandschaden: Lauinger Cap-Markt vorerst geschlossen). Ein Kunde und drei Mitarbeiterinnen hatten Schlimmeres verhindert. Doch der Rauch zog durch den ganzen Laden und das Löschmittel kam obendrauf. „Eine dicke Schicht lag teils auf den Waren, wir haben zuerst mit Schutzmasken gearbeitet“, schildert Marktleiterin Jutta Schuster. Seitdem ist der Supermarkt geschlossen.

    Gutachter waren da und haben sich die Waren, die Wände und die Einrichtung angeschaut. Schnell war demnach klar: Alles muss raus. Selbst Dosen voller Erbseneintopf, Zahnpastatuben oder Müslischachteln. Die Firma Walter Mohr in Bilsen hat sich auf solche Fälle spezialisiert. Die Schleswig-Holsteiner packen nach Wasser- oder Brand-Schaden oder bei Insolvenzen an und nehmen alle Waren mit. In Bilsen bei Hamburg wird laut Spaude dann alles geputzt und geprüft und in drei firmeneigenen Filialen weiterverkauft. Teils mit bis zu 30 Prozent Rabatt. „Ich wusste gar nicht, dass es solche Firmen überhaupt gibt“, sagt Marktleiterin Schuster.

    Der Blick durch den 700 Quadratmeter großen Laden fällt ihr schwer. „Seit der Zeit vor der Eröffnung 2008 war es nie mehr so leer hier drin. Hoffentlich sehe ich den Markt auch nie mehr so leer.“ Sechs Mann sind gerade im hinteren Teil des Geschäfts dabei, verschiedenste Waren auf Paletten zu packen, in Plastik einzuwickeln und in den Lastwagen zu laden, der auf dem Parkplatz steht. „Zwei Fahrten, dann ist das erledigt“, sagt Spaude. Es riecht immer noch ganz leicht nach Rauch.

    Die Bäckertheke im Lauinger Cap-Markt ist komplett zugehängt

    Alfred Peschke und sein Team sind für die Reinigung zuständig. Die Einkaufswagen dürfen danach wieder verwendet werden, die Körbe von den Backwaren nicht mehr.
    Alfred Peschke und sein Team sind für die Reinigung zuständig. Die Einkaufswagen dürfen danach wieder verwendet werden, die Körbe von den Backwaren nicht mehr. Foto: Cordula Homann

    Vorne im Laden, dort, wo vorher die Bäckertheke war, ist alles zugehängt und der Duft von Putzmitteln zieht in die Nase. Hinter dem Vorhang kommt Alfred Peschke heraus. Er wurde von der Versicherung geschickt. „Wir kommen bei Wasser-, Brand- und Schimmelschäden“, erklärt er. Ein Chemiker nimmt Proben und stellt dann fest, ob etwa Vitrinen herausgerissen werden müssen oder ob eine Reinigung reicht – und wenn, mit welchem pH-Wert. Denn auch darauf muss das fünfköpfige Team um Peschke achten. Jutta Schusters Mitarbeiter dürfen nur wenige Sachen reinigen, den Rest übernehmen die Profis, die mit alkalischen Mitteln arbeiten. Die Reinigungsarbeiten werden im Anschluss geprüft, auch die Lebensmittelkontrolle wird vorbeikommen. Erst nach ihrem Okay kann der Supermarkt wieder eröffnen.

    Die Mitarbeiter des Lauinger Cap-Markts haben seit dem Brand bis auf wenige frei. „Wir haben zwei Tage Inventur gemacht, da haben ein paar geholfen“, sagt Jutta Schuster. Nichts durfte seit dem Brand bewegt werden. So standen am Mittwochmorgen noch ein paar Tulpensträuße neben der Kasse und das Obst- und Gemüseregal war auch noch komplett bestückt.

    Die Firma Roko betreibt den Cap-Markt

    Der Cap-Markt wird von der Firma Roko aus Asbach-Bäumenheim betrieben. Gemeinsam wird man laut Schuster überlegen, wie es künftig weitergeht. „Vielleicht werden wir Regale anders stellen. Das künftige Sortiment wird ebenfalls Thema. Bei regionalen Waren bleibt sicher alles bestehen. Aber der Brand ist ja auch eine Chance für Neues“, sagt die Marktleiterin.

    Stefan Heilbronner, Geschäftsführer der Firma Roko, schätzt den Schaden inzwischen auf rund 220000 Euro. Die Küche sei nicht mehr zu retten. Aber vor allem, dass der Warenbestand komplett erneuert werden muss, schmerzt ihn. Doch an dem Supermarkt in der Lauinger Innenstadt hängt noch einiges mehr, etwa ein Lieferservice. Schulen, die Elisabethenstiftung und andere Einrichtungen können derzeit nicht beliefert werden. Nur Waren direkt vom Metzger Steinle oder von der Bäckerei Lindenthal werden den Großkunden derzeit gebracht. Beide Unternehmen waren mit ihrem Sortiment auch im Lauinger Supermarkt vertreten. Daran, so betont Heilbronner, werde sich auch nichts ändern.

    Auch die Theke der Metzgerei Steinle im Cap-Markt ist leer.
    Auch die Theke der Metzgerei Steinle im Cap-Markt ist leer. Foto: Cordula Homann

    Wenn alles klappt, so hoffen er und Jutta Schuster, könnte der Cap-Markt Ende Februar noch zur Faschingszeit wieder eröffnet werden. Es hängt von einem Gutachten über den Aufwand der Reinigungsarbeiten ab. Das wird erst in der kommenden Woche fertig.

    Für manche Kunden ist die Situation besonders schlimm

    Manche können das sicherlich kaum erwarten. „Gerade für unsere älteren Kunden ist es schlimm. Sie sind verzweifelt, rufen zum Teil hier im Laden an und fragen, wo sie jetzt einkaufen können“, erzählt Schuster. Fußläufig sei für viele nur der Cap-Markt gut erreichbar und den persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitern schätzen auch viele Kunden. Eine ältere Dame, die das Haus aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verlassen kann, hat überhaupt keinen Kontakt zur Außenwelt außer über das Rote Kreuz und den Fahrer des Lauinger Supermarkts. „Manche Menschen sind wirklich schwer getroffen.“

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