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Lauingen: Braumadl: In Lauingen gibt’s wieder ein Bier

Lauingen

Braumadl: In Lauingen gibt’s wieder ein Bier

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    Welches hätten’s denn gerne? Benedikt Deniffel, 27, seit Juni Wahl-Lauinger, schenkt sein Bier beim Hexentanz und beim Faschingsumzug erstmals in seiner Brauerei an der Herzog-Georg-Straße 23 aus.
    Welches hätten’s denn gerne? Benedikt Deniffel, 27, seit Juni Wahl-Lauinger, schenkt sein Bier beim Hexentanz und beim Faschingsumzug erstmals in seiner Brauerei an der Herzog-Georg-Straße 23 aus. Foto: Patrick Borgs

    „Das ist das Braumadl Original“, erklärt Benedikt Deniffel, stößt an und genehmigt sich einen Schluck. Süffig sollte es sein, vollmundig und hopfenbetont. „Wir verwenden vier Mal so viel Hopfen wie sonst“, sagt er. Bei Braumadl in der Lauinger Innenstadt mache er so einiges anders.

    Sein Bier vergleicht der 27-jährige Brauer mit Milch. Er verkaufe quasi die Frischmilch, in der seien all die Dinge, die gut schmecken, noch enthalten. Außerdem, so erklärt er es, mache sein Bier kein Kopfweh. Warum das die großen Brauereien nicht machen? Weil es dazu führt, dass Braumadl kürzer haltbar ist – obwohl Bier im Gegensatz zu Milch nicht wirklich schlecht wird, erklärt er. Doch der Geschmack verändert sich und wird eben schlechter. „Mein Bier gibt es erst mal nur hier und in Gastronomien in der näheren Umgebung“, erklärt er deshalb. Vier Sorten werden es sein: Das Helle „Original Braumadl“, ein Weißbier, ein Dunkles und ein Indian Pale Ale. Er setzt auf Zwölferträger statt auf klassische Kisten mit 20 Flaschen. „Lieber kommen die Leute öfter und haben dann frisches Bier.“ Einen Verkauf im Getränkemarkt kann er sich vorerst nur vorstellen, wenn man ihm zusichert, dass das Bier gekühlt und dunkel gelagert wird. Es soll schließlich frisch genossen werden.

    Zum Hexenball und zum Faschingsumzug gibt's Braumadl

    Besonders frisch ist das am Donnerstag möglich, in diesem Fall gibt es ein spezielles Faschingsbier. In der Herzog-Georg-Straße 23, in der früheren Metzgerei Steinle, entsteht seine Braustube. Zum Hexentanz öffnet sie zum ersten Mal, dann noch einmal beim Faschingsumzug am Sonntag. Es ist ein „Soft Opening“, eine inoffizielle Eröffnung. Wann der Regelbetrieb beginnt, steht noch nicht fest. „Die Erfahrung hat mich gelehrt, keine fixen Termine zu sagen.“

    Der Laden hat bereits zwei holzverkleidete Wände, sonst sieht er noch etwas unfertig aus. Einerseits weil mehrere Holzbretter auf dem Boden liegen, in einem Häufchen Sägespäne. Aber auch, weil Deniffel den Laden kurzerhand zu einem provisorischen Studio umgebaut hat. Ein Scheinwerfer steht da, drei Kameras sind aufgebaut. Das Gespräch mit der Zeitung lässt Deniffel von einem befreundeten Profi filmen, er will es über die eigenen Kanäle verbreiten. Überhaupt ist Deniffel online auffällig aktiv. Über Facebook und Instagram sind seine Fans immer auf dem neusten Stand des Umbaus. Am Wochenende hat Deniffel dann ein aufwendig produziertes Video zum Faschingsbier hochgeladen. Denn für den Fasching hat Deniffel in Gundelfingen gebraut. Er hat sich in die Camba Old Factory eingemietet, um einen Sud mit 2000 Liter zu brauen. In der Herzog-Georg-Straße kann er pro Sud lediglich 130 Liter produzieren.

    Warum diese große Präsenz auf allen Kanälen? „Weil andere Brauereien das nicht machen.“ Ihm sei es wichtig, dass die Menschen so ein Teil von Braumadl sein können, das dürfe keine anonyme Firma werden. Sein Vorbild sei, was das angeht, ein wenig der Energiedrink-Konzern Redbull. „Die haben es geschafft, um ein Getränk eine Marke aufzubauen“, erklärt er. „Man kann das beste Produkt der Welt machen, wenn man es nicht bewirbt, kauft es keiner.“

    Nach Lauingen der Liebe wegen

    Deniffel wohnt seit Juni in Lauingen und betont: „Ich will hier auch nicht mehr weg.“ Geboren ist er in München und dann in ganz Bayern rumgekommen. Sieben Jahre hat er in Augsburg gelebt, er war in Burgau und im Bayerischen Wald. Nach Lauingen gelockt hat ihn seine Freundin, die er in der Camba Old Factory kennengelernt hat, und die aus der Albertus-Magnus-Stadt stammt. Deniffel hat noch einen Job, er arbeitet für eine Wasseraufbereitungsanlagen-Firma in Günzburg. Braumadl sei nicht zwangsläufig darauf ausgelegt, den Job zu kündigen. Unter der Woche hat er eine Hilfskraft, die ihn beim Brauen und Flaschen abfüllen unterstützt.

    Davon, sein eigenes Bier zu brauen, habe er lange geträumt. Sei favorisiertes Geschäftsmodell sähe eigentlich so aus: „Komm vorbei, trink eine Halbe, und wenns dir schmeckt, dann gibst du mir eben Geld.“ Mittlerweile sehe er, dass die Selbstständigkeit nicht ganz so romantisch funktioniert. Es sei wichtig, Vereinbarungen genau zu dokumentieren. Sonst entstehen Missverständnisse.

    Treberbrot mit Bäcker Himmelbäck entwickelt

    Er wollte ein Bier brauen, das ihm besonders gut schmeckt. „Der erste Sud ging ganz klassisch in die Hose“, erzählt er. Der Cousin seiner Freundin hätte zwar gemeint, er würde es schon trinken, aber das war nicht mit seiner Brauerehre zu vereinbaren. Der zweite Sud war schon ein Treffer, erzählt er. Ansonsten entstanden viele Ideen nach und nach. Der Brauereiausschank etwa war ursprünglich gar nicht geplant. Weil aber viele danach fragten, beschloss er, das umzusetzen. Dort soll es neben dem Bier Treberbrot geben – das hat Deniffel mal eben mit Jakob Lenzer von der Bäckerei Himmelbäck entwickelt. Treber sind Malzrückstände, die bei der Bierherstellung anfallen. Die Gebäckstücke, die an Bierstangen erinnern, will er auch als Treberbrotchips anbieten. Chips machen durstig – das kommt Deniffel ja gelegen.

    Der junge Brauer plant einerseits auf Sichtweite, also bis zur Ladeneröffnung. Andererseits fände er es auch toll, wenn das Bier über die Region hinaus bekannt würde. Er bedenkt aber auch die Möglichkeit des Scheiterns – und nimmt es gelassen: „Wenn’s nicht klappt, verkaufe ich hier alles, kaufe meiner Freundin einen VW-Bus und wir fahren in den Urlaub.“ Fünf Jahre habe er sich als Ziel gesetzt, dann solle der Laden laufen und das Geld stimmen. So gesehen hofft Deniffel, dass er keinen VW-Bus kaufen muss. Oder aber, dass der Laden so gut läuft, dass er sich den Wagen kaufen kann, ohne das Geschäft aufzugeben.

    Im Rahmen unserer Serie "Junge Unternehmer" ist bisher erschienen:

    Mit 21 Jahren die erste eigene Praxis in Wertingen

    So schwierig war für Thomas Deisler der Start als Jungunternehmer

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