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Lauingen/Bissingen: Bei der Corona-Drittimpfung im Lauinger Elisabethenstift

Lauingen/Bissingen

Bei der Corona-Drittimpfung im Lauinger Elisabethenstift

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    Auch Jörg Fröhlich, Leiter der Lauinger Elisabethenstiftung, ließ sich am Montag zum dritten Mal gegen das Coronavirus impfen. Rechts im Bild der Ärztliche Leiter des Wertinger Impfzentrum, Matthias Depel.
    Auch Jörg Fröhlich, Leiter der Lauinger Elisabethenstiftung, ließ sich am Montag zum dritten Mal gegen das Coronavirus impfen. Rechts im Bild der Ärztliche Leiter des Wertinger Impfzentrum, Matthias Depel. Foto: Cordula Homann

    In zwei Reihen hinter- und mit gebotenem Abstand zwischen einander sitzen Bewohnerinnen und Bewohner im Albertus-Magnus-Saal der Lauinger Elisabethenstiftung. Sie kennen das Prozedere. Zum dritten Mal innerhalb von acht Monaten werden sie nun gegen das Coronavirus geimpft. „Das vergangene Jahr war immer ein Auf und Ab“, erinnert sich Dolores Schuster. Die 85-Jährige ist gern an der frischen Luft und freut sich auf die dritte Impfung. „Die Erste war ja auch schon ganz schön, da konnte man nichts sagen“, sagt sie und lacht.

    Zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern sitzen Pflegekräfte und Wolfgang Sperlich. Er kümmert sich um die technischen Dienste in der Stiftung und hatte an Silvester seine erste Impfung, am 21. Januar die zweite. „Das war damals mein innigster Wunsch“, betont er. Für ihn ist auch die dritte Impfung keine Diskussion. Man habe Verantwortung, zumal, wenn man täglich mit vielen Menschen zusammenkommt.

    Nicht alle Pflegekräfte sind gegen das Coronavirus geimpft

    140 Menschen werden seit Montag in der Lauinger Pflegeeinrichtung zum dritten Mal geimpft. Doch manche der Pflegekräfte sind auch noch gar nicht geimpft, weiß Jörg Fröhlich, Vorsitzender des Vorstands der Elisabethenstiftung. „Manche haben noch Bedenken, was bedauerlich ist.“ Er ringt mit den Worten. Zwei Mal pro Woche müssen sich die Betroffenen nun testen lassen und weiterhin FFP2-Masken tragen.

    Bei Anita Mühr-Herb dagegen reicht ein Mund-Nasenschutz. Sie ist am Montagabend zum dritten Mal geimpft. Der Corona-Ausbruch im Höchstädter Pflegeheim Lipp habe ihr zu denken gegeben. Das Elisabethenstift ist neben der Bundeswehr die einzige Einrichtung, die den Höchstädtern in der aktuellen Situation personell hilft. Drei Mitarbeiterinnen aus Lauingen sind freiwillig dort im Einsatz.

    Anita Mühr-Herb sagt: Wenn sich Kolleginnen nicht vakzinieren lassen wollen, müsse man das respektieren. Jeder dürfe frei entscheiden. „Wir hatten einen Bewohner, der lange gar nicht geimpft werden wollte. Doch er ist gut informiert, schaut die Nachrichten, liest die Zeitung. Nun hat er es sich anders überlegt“, erzählt die Pflegefachkraft.

    Die mobilen Impfteams kommen überallhin - wo man sie einsetzen möchte

    Zwei mobile Teams des Wertinger Impfzentrums sind in Lauingen am Montag und Dienstag im Einsatz. Der ärztliche Leiter des Wertinger Impfzentrum ist auch dabei. Matthias Depel ist seit März 2020 in der Region unterwegs.

    „Die Menschen hier brauchen und möchten die Impfung, es läuft rund.“ Der Chirurg, der lange in der Notaufnahme tätig war und auch selbst eine leitete, mag die Arbeit, den Landkreis und die Leute. Die Teams seien eingespielt.

    „Es war ein Schock, zu erfahren, dass die Delta-Variante so gefährlich ist und die Inzidenzen trotz Impfungen steigen. Wenn jemand sehr alt und krank ist, und sich trotz doppelter Corona-Impfung infiziert – dessen Körper packt das unter Umständen nicht“, erklärt der Arzt.

    Daher ruft er Gemeinden, Vereine, Geschäfte weiter dazu auf, Aktionen für unkomplizierte Erstimpfungen zu veranstalten. Drei mobile Teams samt Material würden dafür immer vorgehalten. Die niedergelassenen Hausärzte im Landkreis seien dankbar für die Unterstützung. Depel weiß aber auch: „Manche mögliche Impfstätten lehnen unsere Anfrage ab und wollen mit dem Thema nichts zu tun haben.“

    Jetzt ist so viel mehr Impfstoff da als damals im Dezember 2020

    Zu denen, die am Montag die Booster-Impfung erhalten, gehört auch Heimleiter Fröhlich selbst. Er erinnert sich noch, wie sehr er vor der allerersten Impfung Ende 2020 mit sich gerungen hat, ob er sich impfen lassen soll. Damals war Impfstoff knapp.

    Im Bissinger Jugend- und Pfarrheim können sich Menschen diese Woche ohne Anmeldung impfen lassen – direkt neben Jesus am Kreuz.
    Im Bissinger Jugend- und Pfarrheim können sich Menschen diese Woche ohne Anmeldung impfen lassen – direkt neben Jesus am Kreuz. Foto: Homann

    „Doch jetzt gerade steht so viel zu Verfügung, wie die Bundesregierung immer angekündigt hatte. Und die Erstimpfungen wären so viel wichtiger“, appelliert er. Keine Einrichtung sei vor so einer Katastrophe wie in Höchstädt gefeit. Das Risiko sei nicht gebannt. „Durchs Testen versucht man ja nur, es einzugrenzen.“

    Seit einer Woche müssen sich auch Besucher, die weder geimpft noch genesen sind, wieder testen lassen. Das ist werktags im Elisabethenstift zwischen 8 und 16 Uhr und am Freitag bis 13 Uhr möglich.

    Metin Eirinci lebt seit 15 Jahren im Elisabethenstift und freut sich auf die dritte Impfung. „Zur Not lasse ich das jedes Jahr machen. Denn nur geimpft kann ich meine Freundin besuchen“, erklärt der 58-Jährige. Nebenwirkungen habe er nie gespürt, dafür macht ihm sein Körper anders zu schaffen. „Ich nehm es gesundheitlich hin, wie es kommt.“

    Die Hosenträger mit dem bayerischen Rautenmuster trägt Ulrich Jäckle zur Drittimpfung. Die Impfung ist Nebensache. „Ich möchte meine Geschwister Anton Jäckle, Maria Scherer und Anita Bauer grüßen und ganz herzlich beim Personal bedanken, weil alle so nett sind. Und das Essen ist auch gut.“

    In Bissingen stehen derweil Erstimpfungen an

    Ortswechsel. Fast zur gleichen Zeit kommt Franz Lindenmeier mit seiner Mama Jeannette aus dem Bissinger Pfarrheim. Der 15-jährige Schüler hat sich soeben impfen lassen. Ruckzuck. Ohne Voranmeldung. „Ich habe das in der Zeitung gelesen und wollte es dann sofort machen lassen“, erzählt der Teenager. Einerseits damit das „ständige Testen“ vorbei sei, und: „Auch zur Sicherheit“, sagt der Bissinger Schüler.

    Seine Mutter bestätigt, dass ihr Sohn die Impfung wollte, die Familie aber erst die Ergebnisse der nun veröffentlichen Studie abwarten wollte. „Wir stehen hinter der Impfung, aber wir sind nach wie vor Hin und Her gerissen“, sagt sie. Vor allem die Sorge über mögliche Spätfolgen bleibe. Aber auch die vielen Todesfälle, die das Bissinger Pro-Senioren-Heim vor rund einem Jahr beklagen musste, seien im Kopf.

    Bis Samstag, 28. August, kann man sich täglich von 10 bis 17 Uhr gegen das Coronavirus impfen lassen. Im Pfarr- und Jugendheim in Bissingen wird mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpft. Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig. Einzig der Personalausweis ist notwendig. Am Montagvormittag gibt es zum Start der mobilen Impfaktion zwar noch keinen Ansturm, aber das Angebot wird angenommen – von jungen Leuten, Menschen mit Drittimpfung und denen, die froh sind, dass sie keine Anmeldung brauchen.

    Was die Ernte mit der Corona-Impfung zu tun haben kann

    Lina-Maria Sandner vom Wertinger Impfzentrum-Team übernimmt im Bissinger Pfarrheim die administrativen Aufgaben.
    Lina-Maria Sandner vom Wertinger Impfzentrum-Team übernimmt im Bissinger Pfarrheim die administrativen Aufgaben.

    Wie etwa der Schwenninger Alois Rhee. Er habe gerade Zeit, sei losgefahren, nach knapp einer halben Stunde – inklusive Wartezeit für mögliche Impfreaktionen – ist er wieder fertig. Und froh: „Jetzt ist das erledigt, und es war ganz einfach“, sagt er. Er sei dankbar um das Angebot ohne Anmeldung. Es sei sehr viel unkomplizierter als etwa die Online-Registrierung, die er für seine Mutter erledigt habe. „Ich lasse mich jetzt erst impfen, da ich in der Landwirtschaft voll in der Ernte steckte und kein Risiko eingehen wollte“, erklärt er.

    Bekannte hätten nach der ersten Impfung teils zwei Tage das Bett hüten müssen – das hätte er sich während der Ernte nicht leisten können, sagt er. Die Impfung selbst habe er nie infrage gestellt. Erst recht nicht, nachdem seine Schwester schwer an Corona erkrankt sei. Rhee erzählt, dass es ihr so schlecht ging, dass sie über Weihnachten ins künstliche Koma versetzt werden musste. Mittlerweile gehe es langsam bergauf, arbeiten könne die Schwester aber immer noch nicht. Mit der Impfung verbindet der Schwenninger deshalb vor allem Hoffnung: „Dass der Verlauf, falls mich Corona erwischt, nicht so schlimm ist.“

    Auch hier ist ein mobiles Team des Wertinger Impfzentrums im Einsatz

    Diese Personen sollen eine Drittimpfung gegen Corona erhalten

    In der Gesundheitsministerkonferenz am 2. August wurde ein Beschluss zu den Auffrischimpfungen gefasst: Ab September soll Pflegebedürftigen, Bewohnerinnen und Bewohnern in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und weiteren vulnerablen Menschen in Einrichtungen in der Regel mindestens sechs Monate nach Abschluss der ersten Impfserie eine Auffrischimpfung über die mobilen Teams der Impfzentren angeboten werden.

    Patientinnen und Patienten mit Immunschwäche oder Immunsuppression sowie Pflegebedürftige und Höchstbetagte, die in ihrer eigenen Häuslichkeit wohnen, sollen durch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine Auffrischimpfung angeboten bekommen.

    Darüber hinaus wird ab September allen vollständig geimpften Bürgerinnen und Bürgern, die den ersten Impfschutz mit einem Vektor-Impfstoff von AstraZeneca oder Johnson&Johnson erhalten haben, eine weitere Impfung mit dem mRNA-Impfstoff angeboten.

    Quelle: Landratsamt Augsburg

    Durchgeführt werden die Impfungen im Bissinger Pfarr- und Jugendheim vom Team des Wertinger Impfzentrums. Eine Mitarbeiterin ist Lina-Marie Sandner. Sie ist mit weiteren Kollegen im mobilen Team im ganzen Landkreis Dillingen unterwegs. Der Großteil der Menschen sei einfach froh, dass er ohne Anmeldung den Piks bekomme. Nur selten gebe es andere Reaktionen. „Manchmal werden wir blöd angeredet“, erzählt sie.

    In Bissingen übernimmt sie den administrativen Teil, füllt alles mit den geimpften Personen aus und überträgt die Daten ins System. In der kleinen Impfkabine, die direkt um das große Jesus-Kreuz im Pfarrsaal aufgebaut ist, impft täglich ein Arzt. In der kleinen Küche kümmert sich ein weiterer Mitarbeiter um die richtige Dosierung des Impfstoffes – mit Ruhe. „Man kann zu uns kommen, wie es einem gerade passt. Das kommt vielen entgegen“, sagt Lina-Maria Sandner.

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