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Lauingen: Abschied: Pfarrerin Alicia Menth verlässt Lauingen

Lauingen

Abschied: Pfarrerin Alicia Menth verlässt Lauingen

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    Die Christuskirche und das angrenzende Gemeindezentrum sind für Alicia Menth zur Heimat geworden. In wenigen Wochen verlässt sie Lauingen jedoch. Denn Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, ist als Vollzeit-Pfarrerin nicht einfach.
    Die Christuskirche und das angrenzende Gemeindezentrum sind für Alicia Menth zur Heimat geworden. In wenigen Wochen verlässt sie Lauingen jedoch. Denn Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, ist als Vollzeit-Pfarrerin nicht einfach. Foto: Jonathan Mayer

    In ihren letzten Wochen in Lauingen ist Alicia Menth immer noch schwer beschäftigt. Im Gemeindezentrum, der Kirche und der Pfarrerwohnung will alles ordentlich übergeben werden. Und dann ist da ja noch das Problem mit einem Glockenmotor der Christuskirche. Der ist vor wenigen Wochen ausgefallen. „Ich hoffe, dass das noch behoben wird, bevor ich gehe“, sagt die Pfarrerin. Viel Zeit ist nicht mehr. In knapp einem Monat wechselt Menth in den Raum Neu-Ulm.

    Seit sieben Jahren ist die 36-Jährige nun schon Pfarrerin in der evangelischen Gemeinde in Lauingen und dem Egautal. Für sie waren es zugleich auch die ersten Jahre in ihrem Beruf – und spannende dazu. „Als ich hier angefangen habe, war das Gemeindezentrum noch eine Baustelle“, erinnert sich Menth. Der Treff am Martin-Luther-Platz und die Pfarrwohnung wurden damals kernsaniert. „Zum Glück. Vorher hätte ich da nicht einziehen wollen“, sagt sie und lacht. Die Zeit sei sehr anstrengend gewesen, doch es habe sich gelohnt. „Ich denke, die Gemeinde kann sich daran jetzt wirklich freuen.“ Erst im Januar dieses Jahres sei auch der Innenraum der 60 Jahre jungen Christuskirche frisch gestrichen worden. „Damit sind jetzt alle Bausachen erledigt.“

    Eine glückliche Zeit in Lauingen

    Auf die Zeit in Lauingen schaut Menth glücklich zurück. Sie und ihre Familie seien mit der Gemeinde sehr verbunden. Sie erinnert sich an die Anfangszeit in der Herzogstadt: „Ich dachte gleich, dass das hier klappen kann.“

    Eines der wichtigsten Projekte war für Menth die Kinder- und Jugendarbeit, die sie weiter vorangebracht hat. Ihr Mann – übrigens Katholik – gründete und leitete die Jugendband, die auch den ein oder anderen Gottesdienst begleitete. „Glaube ist auch was für junge Menschen“, sagt Menth. Es sei wichtig zu zeigen, dass die Messen auch für Jugendliche und Familien schön sein könnten – und überhaupt nicht altbacken.

    Wie wenig altbacken es manchmal zugehen muss, hat die Pfarrerin dann im vergangenen Jahr zu spüren bekommen. Dass sie einmal aufwendige Videos für Youtube produzieren würde, hätte die 36-Jährige nicht erwartet. Doch nach Beginn der Corona-Pandemie war das zeitweise die einzige Möglichkeit, Gottesdienste abzuhalten. Nicht nur die Pfarrerin, sondern auch der Rest der fünfköpfigen Familie hat sich reingehängt, um die Videos mit Szenenwechsel, eigens eingespielter Musik, humorvollen Einstiegen und Schnittarbeit zu produzieren. Später habe sie dann wie viele andere Pfarrer auch Gottesdienste per Livestream angeboten. Der Aufwand habe sich gleich doppelt gelohnt: Einerseits gab es viele Live-Zuschauer, andererseits hätten sich auch viele Gläubige die Videos später angesehen, weil sie Sonntags zum Gottesdienst keine Zeit hatten. Dass die Videos so rege angenommen wurden, freut Menth sichtlich. „Ich hoffe, dass das auch so bleibt.“

    Corona hat alles verändert

    Corona habe ihre Arbeit ohnehin grundlegend verändert. Der Besuch in Altenheimen war nicht mehr so einfach möglich, der Konfirmandenunterricht musste online stattfinden, die Kirche war wegen der Abstandsregeln kaum besucht. „Das macht einem wirklich ein schlechtes Gefühl, wenn die Bänke vor dir fast leer sind“, sagt Menth. Im Sommer habe sie dann ab und an den Gottesdienst spontan auf den Platz vor dem Gotteshaus verlegt. „Das hat wirklich Spaß gemacht und kam gut an.“ Zum Teil seien sogar Nachbarn noch dazugestoßen und hätten sich die Messe angesehen. Gemeinsam mit einigen Helfern brachte die 36-Jährige Ostern 2020 zudem stolze 1200 Osterkerzen zu den Gemeindemitgliedern nach Hause.

    Auch wenn sich Menth auf ihre neue Stelle im Kreis Neu-Ulm freut, ist sie trotzdem traurig, dass die Zeit in ihrer Wahlheimat Lauingen bald zu Ende geht. In ihren Augen ist die Region etwas Besonderes: Nicht nur, weil die Gemeinde in der Herzogstadt und im Egautal so aktiv sei, sondern auch weil der interkonfessionelle Austausch – etwa mit der islamischen Gemeinde – so gut funktioniere. Und auch das sei besonders: Im Landkreis wechseln sich die evangelischen Pfarrer in ihren Gottesdiensten auch mal ab. So kam Menth etwa auch nach Gundelfingen oder Haunsheim. „Für die Gemeinde ist das super. Dann hört man auch mal jemand anderen.“

    Abschied am Ostersonntag

    Die Familie und den Beruf unter einen Hut zu bekommen, sei nicht einfach. Deshalb verlässt sie Lauingen: Die 36-Jährige will mehr für ihre Kinder da sein, von denen die Älteren im September in die Schule kommen. In Lauingen, wo es nur eine Vollzeitstelle für Pfarrer gibt, sei das nicht möglich. „Ich finde das wirklich schade, dass die Struktur in unserer Kirche nicht da ist, dass man Stunden reduziert und trotzdem vor Ort bleibt“, sagt Menth. Mit Blick auf die Zukunft und die sinkenden Priesterzahlen müsse sich da einiges ändern. Die Kirche mache gerade eine Veränderung durch. Ich hoffe darauf, dass dieser Reformprozess das erledigt.“ Auf die neue Stelle freue sie sich trotzdem schon – auch wenn vieles anders werden wird. Am Ostersonntag feiert Menth ihren Abschied, Anfang Juni geht es für sie dann wieder los.

    Nur eine Sache will die Pfarrerin dringend zu Ende bringen: Sie begleitet die Lauinger Konfirmanden noch bis zur Konfirmation – auch wenn sie selbst dann nicht mehr in Lauingen wohnt.

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