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Landtagswahlkampf: Koalitionstreffen in Berlin? Söder plaudert lieber in Dillingen

Landtagswahlkampf

Koalitionstreffen in Berlin? Söder plaudert lieber in Dillingen

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    „Markus Söder persönlich“: Ministerpräsident Söder (rechts) gewährte im Gespräch mit Moderator Ralf Exel Einblicke in sein Leben.
    „Markus Söder persönlich“: Ministerpräsident Söder (rechts) gewährte im Gespräch mit Moderator Ralf Exel Einblicke in sein Leben. Foto: Karl Aumiller

    Ein kleines Fragezeichen gab es im Vorfeld bei den Organisatoren der CSU-Landesleitung doch, ob Markus Söder angesichts der politischen Turbulenzen in Berlin seinen Wahlkampf-Termin in Dillingen würde einhalten können. Doch der bayerische Ministerpräsident steigt am Dienstagabend tatsächlich um 17.59 Uhr vor dem Dillinger Rathaus aus seiner Dienst-Limousine. „Ich bin dafür bekannt, dass ich meine Termine einhalte“, sagt Söder. Und er versichert, dass er dies auch getan hätte, wenn CSU-Parteichef Horst Seehofer bei seiner Ankündigung geblieben und als Bundesinnenminister zurückgetreten wäre. „Dann hätte die große Politik jetzt ihren Blick auch mal nach

    "Markus Söder persönlich" - Ministerpräsident spricht im Dillinger Kino

    Der Ministerpräsident plaudert an diesem Dienstagabend unter dem Motto „Markus Söder persönlich“. Vor seinem Wahlkampfauftritt trägt sich der 51-Jährige bei Oberbürgermeister Frank Kunz im Rathaus ins Goldene Buch der Stadt ein. Söder erinnert sich, dass ihn die Nachricht vom Rathausbrand „sehr schockiert“ habe. Auf dem Weg ins Kino kommt der CSU-Politiker an Flutpoldergegnern des Bayerischen Bauernverbands (BBV) vorbei. Der Gremheimer Ortsobmann Philipp Uhl übergibt Söder einen Protestbrief. „Wir wollen diesen 4,5 Kilometer langen Damm nicht haben“, sagt der Sprecher und zeigt einen Plan, wie das überschwemmte Donauried bei Gremheim bei einem hundertjährlichen Hochwasser aussehen würde. Söder sichert den Poldergegnern zu, dass es eine fachliche und politische Bewertung geben werde, ob dieses Hochwasserschutz-Konzept tatsächlich die beste Lösung sei. „Und ob das in Relation dazu steht, dass andere dann keine Probleme haben.“

    Im Kinosaal Dilli 2 ist Söder dann in seinem Element. Nicht nur, weil er selbst ein Cineast ist, sondern weil dieses Wahlkampfformat dem Ministerpräsidenten entgegenkommt. Söder sitzt bei Popcorn und Mineralwasser mit dem Fernsehjournalisten Ralf Exel vor der Leinwand. Er präsentiert sich als glänzender Unterhalter, erzählt Anekdoten und zeigt immer wieder Sinn für Humor. „Es gibt Naturgewalten hier und in Berlin“, sagt Söder und meint damit neben dem Hochwasser das Ringen um den Fortbestand der Großen Koalition in der Hauptstadt. Zum erbitterten Streit in der Flüchtlingspolitik zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Parteichef Horst Seehofer sagt Söder: „Solche zwei Wochen braucht es nicht noch einmal.“ Er wünsche sich eine „Rückkehr zu mehr Sachlichkeit“. Und Söder lässt keinen Raum für Spekulationen, ob der Streit zwischen den Unionsschwestern

    Das Thema Flüchtlinge ist auch beim Wahlkampfauftritt in Dillingen präsent

    Der Ministerpräsident sagt, dass Bayern allein für Flüchtlinge zwei Milliarden Euro im Jahr ausgebe, so viel wie für die Bereiche Umwelt, Gesundheit und Wirtschaft zusammen. „Wir helfen anderen gern, aber wir dürfen die einheimische Bevölkerung nicht vergessen“, sagt Söder. Und es gebe Migration aus Ländern, in denen gar kein Bürgerkrieg herrscht.

    Der heute 51-Jährige gewährt private Einblicke in sein Aufwachsen in Nürnberg, dass er für eine Ausbildung zum Maurermeister, wie früh vom Vater erkannt, zwei linke Hände gehabt hätte. Und seine Bewunderung für CSU-Übervater Franz Josef Strauß. Von dem hängte sich der junge Söder ein Riesenposter übers Bett. Das kam bei den ersten Freundinnen des Franken aber nicht so gut an. Söder erinnert an seine politischen Anfangszeiten, als er sich „schon gern mit allen angelegt“ habe – und an das Jahr 2003, als ihn der einstige Landesvater Edmund Stoiber zum Generalsekretär gemacht hat. Und heute? Söder rechtfertigt seinen Kreuz-Erlass, dass in Behörden Kruzifixe aufgehängt werden: Bayern sei ein christlich geprägtes Land. Die Ehrfurcht vor Gott sei ein wesentliches Bildungsziel. „Das steht in unserer Verfassung.“ Ihn habe einst der Tod seiner Eltern zum christlichen Glauben zurückgeführt.

    Markus Söder kommt gut an

    Danach lobt Söder inbrünstig Bayern, die tiefe Bindung der Menschen an dieses Land, die Verbindung von Tradition und Moderne. Der Ministerpräsident verspricht hundertprozentigen Einsatz. Er ist für eine Begrenzung seiner Amtszeit auf zehn Jahre. Das bayerische Kabinett habe in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit mehr bewirkt als die Bundesregierung in einem Jahrzehnt. Söder erhält am Ende viel Beifall – auch von Landtagsabgeordnetem Georg Winter, Bezirksrat Johann Popp und Staatssekretär Hans Reichhart. Um 19.37 Uhr verlässt Söder das Kino. Die Zeit drängt, um 21.45 Uhr beginnt das Heute-Journal, das ein Interview mit dem Ministerpräsidenten eingeplant hat. Die Erwartungen seiner Hörer in Dillingen hat Söder erfüllt. „Er kam sympathisch rüber“, sagt der Villenbacher Johann Gerbing. Und er habe die Themen angesprochen, die die Menschen bewegen.

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