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Landkreis: Kreiskliniken machen fast vier Millionen Minus

Landkreis

Kreiskliniken machen fast vier Millionen Minus

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    Die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen haben im Jahr 2017 fast vier Millionen Euro Minus gemacht.
    Die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen haben im Jahr 2017 fast vier Millionen Euro Minus gemacht. Foto: Jakob Stadler (Symbol)

    Die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen schreiben weiter tiefrote Zahlen. Im vergangenen Jahr betrug das Defizit 3,97 Millionen Euro. Das wurde im Rahmen der Sitzung des Krankenhausausschusses am Mittwoch bekannt. Nach dem Jahresergebnis aus 2016, als ein Fehlbetrag von knapp 2,8 Millionen Euro zu Buche stand, rutschen die Kliniken damit noch weiter ins Minus. „Das ist keine gute Nachricht, aber auch keine Überraschung“, sagte Landrat Leo Schrell, der zusammen mit Betriebsdirektorin Sonja Greschner die Zahlen vorstellte. Die Entwicklung hätte sich abgezeichnet. Gründe dafür gibt es demnach mehrere: Zum einen seien die Erlöse durch die Krankenkassen eingebrochen. Zum anderen ist die Entwicklung der Dillinger Geburtshilfe mit ausschlaggebend für das hohe Defizit. Der Einsatz von Honorarärzten ist in der Jahresrechnung spürbar. Dazu kommen unter anderem Faktoren wie Pachtzahlungen sowie erhöhte Personal- und Materialkosten. So konnte die Prognose im Wirtschaftsplan von rund 2,5 Millionen Euro bei Weitem nicht eingehalten werden.

    Die Bilanz löste im Gremium gemischte Reaktionen aus. Carolin Wanner (Bürgerliste) machte deutlich, dass der „große Crash“ in der Geburtshilfe, die vorübergehende Schließung, in der Rechnung von 2017 noch nicht auftaucht. „Dann will ich gar nicht wissen, was 2018 ist.“ Laut Betriebsdirektorin Greschner bringt die dreimonatige Pause in der Geburtenstation einen Erlöseinbruch von voraussichtlich rund 1,2 Millionen Euro mit sich. „Uns ist bewusst, dass wir das im laufenden Jahr nicht ganz einholen können, aber wir glauben, dass es zu einem Stück weit gelingen wird.“ Die Anmeldezahlen in der neu eröffneten Geburtshilfe seien vielversprechend. Dazu soll die Spezialisierung auf den Bereich Beckenboden Patienten anlocken und höherpreisige Operationen ermöglichen. Die ersten seien bereits erfolgt, so Greschner.

    Kritik gab es von Siegfried Wölz (SPD). „Die Defizite werden immer schlimmer. Ich kann die Entwicklung nicht nachvollziehen, da stimmt doch etwas nicht.“ Auch Claudia Stocker (FDP) brachte ihre Zweifel zum Ausdruck. „Jeder von uns will eine wohnortnahe Versorgung. Aber man muss sich schon die Frage stellen, wie lange sich der Landkreis das noch leisten kann.“ Die Antwort von Landrat Schrell: „Diese Frage steht immer im Raum.“ Frank Kunz (CSU) fühle sich wie bei „Dinner for One“. „Wir diskutieren jedes Jahr dasselbe.“ Gesundheit gebe es nicht zum Nulltarif, doch das müsse es dem Landkreis wert sein. Kunz sprach von einem guten Weg, auf dem man sei, und einem „Jammern auf hohem Niveau“. Ingrid Krämmel (Zukunft) verwies auf das Heidenheimer Klinikum, das mit 7,2 Millionen Euro Defizit für 2017 noch schlechter dasteht als die Kreiskliniken. „Das Ergebnis schmerzt“, sagte Willy Lehmeier (FW). „Aber es ist dem Einsatz der Mitarbeiter an beiden Häusern zu verdanken, dass es uns überhaupt noch gibt.“ Ingrid Stanzel (Grüne) schlug vor, die Strukturen der Kreiskliniken von einer externen Fachkommission überprüfen zu lassen.

    Hintergrund ist auch der neue Fördertopf, den der Freistaat vor kurzem beschlossen hat. Dieser soll speziell kleine Krankenhäuser unterstützen – mit bis zu einer Million Euro pro Jahr. Doch dafür müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Die Häuser müssten laut Gesundheitsministerin Melanie Huml bereit sein, sich so umzustrukturieren, dass sie auf Dauer wirtschaftlich arbeiten können.

    Es braucht also neue Konzepte. Greschner stellte im Rahmen ihres Berichtes solche Ansätze vor. Das gynäkologische Leistungsspektrum etwa solle auf- und ausgebaut werden, unter anderem mit der Spezialisierung auf den Bereich Beckenboden. Dazu soll eine neu gebildete Projektgruppe unter der Leitung des Ärztlichen Direktors Wolfgang Geisser bis zum Herbst Personal- und Organisationsstrukturen optimieren. „Wir werden alles tun, um in diesen Fördertopf zu kommen“, verspricht Geisser.

    Laut Wirtschaftsplan wird für das laufende Jahr 2018 ein Defizit von knapp 3,2 Millionen Euro erwartet. Zum niedrigeren Minus sollen unter anderem die erstarkte Innere Medizin und die starke Chirurgie in Wertingen beitragen. „Wir wollen 2018 das Ruder herumreißen“, kündigt Greschner an.

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