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Landkreis Dillingen: Zu Ostern: Wie steht es um die Hasen im Landkreis Dillingen?

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Zu Ostern: Wie steht es um die Hasen im Landkreis Dillingen?

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    Die Feldhasen-Bestände haben in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen – auch im Kreis Dillingen.
    Die Feldhasen-Bestände haben in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen – auch im Kreis Dillingen. Foto: Patrick Pleul,dpa

    „Mein Name ist Hase“. So würde der putzige und (beinahe) allseits beliebte Nager mit den langen Ohren wohl antworten, könnte er mit seinem wohlgeformten Kräutermäulchen – Äser genannt – auch das menschliche Sprechen beherrschen. Doch der notorische Einzelgänger in Feld, Wald und Wiese begnügt sich mit der Rolle als meist vegetarisch lebendes Wildtiergeschöpf, das zur Flucht schneller als ein Rennpferd spurten und 90-Grad-Haken schlagen kann. Und dient schon seit Jahrhunderten als Vorbild für den Osterhasen. Auch in der Region zwischen Syrgenstein und Buttenwiesen.

    Zwar sind dort solche flinken Hoppler nicht so häufig anzutreffen wie etwa im Landkreis Donau-Ries mit seinem seit jeher milderen und hasenfreundlicheren Klima. Beim großen Nachbarn soll Jägern zufolge sogar der Bundesdurchschnitt von 14 Tieren je Quadratkilometer offener Landschaft übertroffen worden sein. Mit Richard Kraus, der deshalb respektvoll von der tierischen Entwicklung im Norden spricht, zeigt sich der stellvertretende Vorsitzende der Dillinger Kreisjägervereinigung unzufrieden mit dem niedrigen Hasenbestand hierzulande. „Da war früher viel mehr los, wegen der paar Tiere lohnt sich doch keine Jagd mehr“, betont der Experte aus Fronhofen. Auch Jürgen Reiner, Jagdberater beim Landratsamt, weist auf die geringe wenngleich stabile Population in unserer Region hin und schwärmt als gebürtiger Nördlinger selbstverständlich vom „für Hasen prädestinierten“ gleichnamigen Ries.

    Wie die "Hasentaxation" im Landkreis Dillingen funktioniert

    Wo der Hase läuft im Landstrich zwischen Donau und Zusam, könnte ausgerechnet die sogenannte Streckenliste nach der Jagd erklären, die über die Anzahl der getöteten Mümmelmänner informiert. Sie lässt Rückschlüsse auf den Bestand bei dem rund einen halben Meter langen und bis zu sechs Kilogramm schweren Pfotenträger zu. Jürgen Reiner, mit über 40 Jahren Erfahrung ein „alter Hase“ in der Branche, registrierte bei den Listen im Jahr 2005 noch 1300 Stück, 2012 etwa 900 und im bisher letzten Erfassungsjahr 2018/2019 rund 500 Hasen. Von wegen viele Jäger sind des Hasen Tod: Rund die Hälfte davon gilt dem Mitarbeiter des Landratsamts zufolge als „Fallwild“, also Wald- und Wiesenbewohner, die nicht geschossen, sondern anderweitig zur Strecke gebracht wurden. Vor allem auf den Straßen: „Es werden viel zu viele von ihnen überfahren, die Straße fordert ihre Opfer“, entsetzt sich der Berater der Landkreisbehörde, der auch die Schwächen des Zähl-Konzepts kennt: „Es bleibt eine hohe Dunkelziffer, etwa Hasen, die durch den Fuchs oder Beutegreifer aus der Luft verschwinden oder erkranken.“ Präzisere Angaben verspreche man sich vom zweimaligen Scheinwerfer-Monitoring, der Hasentaxation. Dabei werden nachts mit speziellen Lichtern Felder, Wiesen und Weiden abgeleuchtet. Dessen Ziffern gelten als belastbar und sind wissenschaftlich abgesichert.

    Der "Feinschmecker Osterhase"

    Egal welche Menge an Hopplern ermittelt wird, die so heißen, weil ihre überlangen Hinterbeine den Gang dominieren: Die Bestände haben in den vergangenen vier Jahrzehnten um 75 Prozent abgenommen, zwischen zwei und drei Millionen Feldhasen soll es im gesamten Bundesgebiet noch geben. Eingebüßt hat der Osterhase offensichtlich auch sein Image als besonders gefragter wie schmackhafter Sonntagsbraten. „Früher waren alle wie wild auf ihn, heute hält man das Ganze für viel zu aufwändig“, erklärt Jäger Reiner. Und Kollege Kraus sekundiert: „Von zehn Nachfragen nach Wildfleisch fällt eine auf den Hasen, nur noch ältere Köchinnen trauen sich die Zubereitung zu.“ Um den Speiseplan macht sich auch Werner Hopf so seine Gedanken, aber von einer anderen Warte aus. Der Geschäftsführer der Gartenbauzentrale Main-Donau in Gundelfingen weiß um den „Heißhunger der Hasen nach dem Winter“. Die Folge seien Tiere, die über Nacht ein ungeschütztes Feld mit Jungpflanzen „von vorn bis hinten wegfuttern“. Bei 500 solcher Gewächse mit Stückkosten von zehn Cent könne das schon teuer werden, solches solle mit Vliesabdeckungen verhindert werden. Hopf fügt aber schmunzelnd hinzu: „Angesichts der Bedrohungen durch Schnecken, Raben und Graugänsen ist mir der Feinschmecker Osterhase aber der liebste Gegenspieler.“

    Die Fähigkeiten beim Hasen als „Kräuterspezialist“ kennt auch die Kreisvorsitzende beim Bund Naturschutz, Heidi Terpoorten. Dessen potenzielle Futterflächen würden durch Verbauung und intensive Landwirtschaft zerstört. Die Kommunalpolitikerin rät darüber hinaus, bei bunten Ostereiern und Schoko-Osterhasen auf Erzeugnisse aus ökologischem Landbau oder lokalen Naturschutzprojekten zurückzugreifen. Um die Bestandszahlen der Letzteren muss keineswegs gebangt werden: Die dem natürlichen Vorbild nachempfundenen süßen Hohlkörper verschwinden zu 120 Millionen Stück in den Leibern der deutschen Verbraucher – Weltrekord.

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