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Landkreis Dillingen: Wuchernde Haare: Der Landrat greift im Corona-Lockdown selbst zur Schere

Landkreis Dillingen

Wuchernde Haare: Der Landrat greift im Corona-Lockdown selbst zur Schere

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    Während des Corona-Lockdowns, in dem Friseurgeschäfte geschlossen bleiben müssen, wachsen vielen Landkreisbürgern wie diesem Dillinger die Haare über die Ohren. Es gibt bei Politikerinnen und Politikern in der Region verschiedene Rezepte, mit diesem Wildwuchs umzugehen - von der stoischen Ruhe bis zum Griff zur Schere.
    Während des Corona-Lockdowns, in dem Friseurgeschäfte geschlossen bleiben müssen, wachsen vielen Landkreisbürgern wie diesem Dillinger die Haare über die Ohren. Es gibt bei Politikerinnen und Politikern in der Region verschiedene Rezepte, mit diesem Wildwuchs umzugehen - von der stoischen Ruhe bis zum Griff zur Schere. Foto: Berthold Veh (Symbol)

    Es gehört ja in diesem Corona-Lockdown zum guten Stil: der Wildwuchs auf dem Kopf. Die Friseure dürfen nicht arbeiten, und so wachsen bei vielen Männern die Haare über die Ohren oder vom Nacken bis zur Oberkante Hemdkragen. Bei Frauen wiederum, die mit Farbe ihrem Haar Pracht verliehen haben, ist allmählich der Ansatz deutlich zu sehen. Und im Netz kursieren mehr oder weniger sinnvolle Tipps, wie sich Mann oder Frau selbst helfen kann.

    Schrell: "Langsam wird´s schon problematisch"

    Landrat Leo Schrell jedenfalls sieht die drohende Verwilderung auf sich zukommen. „Langsam wird’s schon problematisch“, stellt der Landkreischef fest. Mit dem Rasierer habe er sich bereits die Koteletten in Fasson gebracht. „Und mit der Schere habe ich mir um die Ohren die Haare ausgeschnitten“, berichtet Schrell. Natürlich gebe es gegenwärtige essenziellere Probleme als eine gepflegte Frisur. „Wenn es so weiter geht, muss jetzt mal meine Frau helfen“, sagt Schrell. Seine Wertschätzung für Friseure sei immer schon hoch gewesen, in dieser unkultivierten Zeit aber nochmals gestiegen.

    Hilfe von seiner besseren Hälfte wird in diesen Krisenzeiten demnächst auch Landtagsabgeordneter Georg Winter in Anspruch nehmen, wenn nicht die Friseurgeschäfte, wie jetzt diskutiert, bald öffnen dürfen.. Einen Bart trage er ja nicht mehr, sagt der Höchstädter fast erleichtert. Und wenn sich der Lockdown weiter hinziehen sollte, hat Winter eine Lösung. „Die Haare schneidet dann meine Frau zurück. Sie macht’s.“ Und sie habe ja auch schon den Kindern die Haare geschnitten, gibt sich der Abgeordnete zuversichtlich.

    Der Zusamaltheimer Rathauschef Stephan Lutz sieht die Lage noch nicht dramatisch. „So wild ist es noch nicht.“ Wenn es so weitergehe, werde er aber seine Frau um Hilfe bitten. Und er habe ja auch keine komplizierte Frisur. Villenbachs Bürgermeister Werner Filbrich wiederum ist der Wildwuchs auf dem Haupt am Wochenende zuviel geworden. „Ich war Versuchskaninchen, am Sonntag hat mir meine Tochter zum ersten Mal die Haare geschnitten, berichtet Filbrich. Und nach der Premiere habe seine Tochter gleich noch ihre Brüder gestylt.

    Lehmeier: "Wir schauen doch mittlerweile alle irgendwie ähnlich aus"

    Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier nimmt die Entwicklung mit einer stoischen Ruhe hin. „Die Haare wachsen jetzt eben so lange, bis sie wieder geschnitten werden.“ In der Jugend habe man sich über einen kräftigen Haarwuchs gefreut. Und dieser Lockdown bewirke haartechnisch doch eines: „Wir schauen doch mittlerweile alle irgendwie ähnlich aus“, stellt Lehmeier fest. Die öffentlichen Termine seien ja gegenwärtig weniger. Eines sei aber klar, seine Frau werde sich nicht mit der Schere an seiner Haarpracht versuchen. „Ich will doch den Frieden in der Familie nicht gefährden“, merkt Lehmeier an.

    Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz sagt ganz offen, dass es „wieder mal Zeit für einen Haarschnitt wäre“. Er hoffe jedenfalls, bald wieder zum Friseur gehen zu können und leide mit dem Handwerk mit, das jetzt wegen Corona lahmgelegt sei. „Die Frisuren selbst sind jetzt das geringste Problem“, sagt Kunz und empfiehlt, sich nicht zu ärgern und die Haare wachsen zu lassen. Dem stimmt auch Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß zu. „Bei mir kommt’s auf ein paar Zentimeter mehr oder weniger nicht an. Sie sei zwar von Natur aus blond, aber ein paar Zentimeter Ansatz seien inzwischen schon zu sehen. „Damit kann ich leben“, sagt Gruß und fügt hinzu: „Mir tun die Friseure leid, die nicht arbeiten dürfen, das ist für sie eine harte Zeit.“

    Mirjam Steiner: Die Länge der Haare ist ist nicht das Problem, sondern der Ansatz

    Syrgensteins Rathauschefin Mirjam Steiner sagt ebenfalls: „Die Länge der Haare ist nicht das Problem, aber der Ansatz.“ Sie sei nicht von Natur aus blond, und am Haaransatz tauche jetzt „ein schönes Nussbraun“ auf. Aber sie müsse sich selbst ja nicht ansehen, stellt Steiner mit einer Spur Selbstironie fest. Opfer seien hier die Mitarbeiter der Verwaltung und die Bürger, die mit ihr zu tun hätten.

    Lauingens Bürgermeisterin Katja Müller hat zwar von Natur aus rotbraunes Haar, aber mit Farbe ein wenig nachgeholfen. Da sehe man jetzt den Ansatz rauswachsen, sagt auch Müller. Aber tragisch sei dies nicht. Sie freue sich auf den nächsten Friseurtermin, den sie bereits für Ende Februar vereinbart habe. Die Bürgermeisterin sagt, das Friseurhandwerk erfahre meist zu wenig Wertschätzung. Das ändere sich gerade, weil sich die meisten nach einem gekonnten Haarschnitt sehnten. Müller sagt: „Die Friseure sind unterbezahlt angesichts der Leistung, die sie bringen.“

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