Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Dillingen: Wie wirkt sich Corona auf den Arbeitsmarkt im Kreis Dillingen aus?

Landkreis Dillingen

Wie wirkt sich Corona auf den Arbeitsmarkt im Kreis Dillingen aus?

    • |
    Auch die Gastronomie leidet unter der Corona-Krise.
    Auch die Gastronomie leidet unter der Corona-Krise. Foto: Becker/Archiv

    Auf den ersten Blick klingt es gut: Die Frühjahrsbelebung hat die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk von Donauwörth, zu dem auch der Landkreis Dillingen gehört, sinken lassen. 6678 arbeitslose Personen waren im Agenturbezirk, also in den Landkreisen Dillingen, Donau-Ries, Günzburg, Neu-Ulm gemeldet, rund 500 weniger als im Februar. Aber um 800 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 2,2. Auch in allen Landkreisen sank bis dahin die Arbeitslosigkeit. Stichtag für die Erhebung für die Daten im März war aber bereits der 12. März, wie Richard Paul, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Donauwörth, mitteilte. „Das war vier Tage, bevor die Ausbreitung des Virus und in der Folge die Maßnahmen der Politik die wirtschaftlichen Aktivitäten stark eingeschränkt haben.“

    Landkreis Dillingen: Auswirkungen von Corona noch nicht absehbar

    Daher sei es schwer abschätzbar, wie sehr sich die aktuelle Lage auf den Arbeitsmarkt auswirkt. Es kommt laut Paul darauf an, wie lange die Corona-Krise andauert und wie schnell es den Betrieben möglich ist, wieder in ihr normales Geschäft einzusteigen. „Wir können frühestens ab dem nächsten Monat beginnen, zu bilanzieren und zu dokumentieren.“ Allerdings geht der Agenturchef laut Pressemitteilung nicht davon aus, dass sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit von Anfang März im April fortsetzt. „Angesichts der in weiten Teilen ruhenden Wirtschaft bleiben Neu- und Wiedereinstellungen vorerst aus. Die Märzzahlen bilden demnach die aktuelle Situation absolut nicht ab“, betont der Agenturleiter.

    Stattdessen würden Firmen versuchen, zumindest ihre Beschäftigten zu halten. Um einen vorübergehenden Auftrags- oder Absatzmangel zu überbrücken, sei das vorherrschende Thema derzeit Kurzarbeit. Damit soll Arbeitslosigkeit vermieden werden. Es sei gut, dass so viele Betriebe davon Gebrauch machen.

    Lage ist wohl schwieriger als in der Finanzkrise

    Auch während der Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 nahmen die Unternehmen Kurzarbeit in Anspruch. „Im Mai 2009, dem Höhepunkt der Nutzung dieser Lohnersatzleistung, bezogen in unserem Agenturbezirk 13.624 Menschen konjunkturelles Kurzarbeitergeld“, berichtet Paul. „Damals war vor allem die Industrie von der krisenhaften Entwicklung betroffen. Heute haben wir eine Mischung aus Virus, Strukturwandel und Krise. Es gibt kaum Branchen, auf die sich die aktuelle Situation nicht auswirkt. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Zahl der Kurzarbeiter in der Spitze deutlich höher ausfallen wird als vor zwölf Jahren.“

    Eine stabile Datenbasis, auf deren Grundlage man die Entwicklung abschätzen könne, gibt es laut Paul nicht. Das liege am Prozessablauf. Denn wenn ein Betrieb Kurzarbeit plant, muss er das bei der Arbeitsagentur zunächst anzeigen. Ohne Anzeige sei später keine Auszahlung möglich. Erst im Nachgang könne der Betrieb die tatsächlich ausgefallene Arbeitszeit anhand von Abrechnungslisten innerhalb von drei Monaten einreichen und bekommt das Kurzarbeitergeld erstattet. Und erst dann habe die Agentur endgültige Daten dazu, wie viele Personen genau kurzgearbeitet haben, wie groß der Arbeitsausfall war und welche Branchen betroffen sind.

    Viele Anträge zur Kurzarbeit

    Einziger Anhaltspunkt seien aktuell die Anzeigen, die momentan in der Arbeitsagentur eingehen. Aufgrund der Masse an eingegangenen Anzeigen gebe es dazu aber noch keine validen Zahlen. Zum einen sei ein großer Teil der Anzeigen noch nicht erfasst, zum anderen können Doppelungen vorliegen, da Arbeitgeber zum Teil über mehrere Kanäle, wie etwa per Mail, über die Webseite und telefonisch Kurzarbeit angezeigt haben. Das muss erst abgeglichen und bereinigt werden.

    Es sei daher verständlich, dass angesichts der hohen Dynamik aktuell keine Antwort auf die Frage, wie sich der Arbeitsmarkt und die Kurzarbeit jetzt entwickeln, möglich ist. Bis zum Ende vergangener Woche lagen der Agentur für Arbeit Donauwörth über 2500 Anzeigen für Kurzarbeit vor. „Genaue Informationen etwa zur Anzahl der betroffenen Arbeitnehmer haben wir erst, wenn diese vollständig erfasst sind.“

    Der Agenturleiter möchte auch ein wenig beruhigen: „In dieser außergewöhnlichen Lage, die keiner von uns je erlebt hat, braucht sich wenigstens keiner Sorgen zu machen, dass der Bundesagentur für Arbeit das Geld ausgeht. Für genau solche Situationen haben wir eine Rücklage – aktuell in Höhe von 26 Milliarden Euro. Und wenn diese nicht reicht, erhalten wir Zuschüsse des Bundes, wie es auch in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise war. Außerdem sind Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld Pflichtleistungen. Das heißt, wer einen Anspruch hat, erhält diese Leistungen auch.“

    Existenzsicherung hat oberste Priorität

    Richard Paul betont: „Die Existenzsicherung für Betriebe und Arbeitnehmer hat in der derzeitigen Situation oberste Priorität. Die Geldleistungen müssen schnell fließen, und dafür haben wir unsere Organisation innerhalb einer Woche komplett umgestellt.“ Die besonders geforderten Bereiche wurden personell aufgestockt. Mitarbeiter aus der Arbeitsvermittlung oder der Berufsberatung unterstützen bei der Telefonie, der Beratung von Unternehmen zu Kurzarbeit oder bei der Abarbeitung der eingegangenen E-Mails.

    Zum Schutz vor Ansteckung wurden die Arbeitsagentur und die Jobcenter zwar für den Publikumsverkehr geschlossen. Alle Mitarbeiter seien aber mit maximalem Einsatz daran, die Auszahlung der Geldleistungen zu sichern und alle Menschen, die in diesen Zeiten Hilfe benötigen, schnellstmöglich zu unterstützen. „Dank des großartigen, engagierten Einsatzes aller unserer Mitarbeiter konnten wir damit zum Ende letzter Woche eine Erreichbarkeit von 98 Prozent sicherstellen“, berichtet der Agenturchef.

    Ebenso sei das Online-Angebot erweitert und Kurzvideos mit Anleitungen produziert worden. Weitere Informationen gebe es auf der Homepage unter www.arbeitsagentur.de. (pm)

    Für eine bessere Erreichbarkeit wurden für Arbeitsagentur und Jobcenter zusätzliche lokale Telefonnummern eingerichtet. Die Service-Rufnummern der Arbeitsagentur und der Jobcenter (Hartz IV) auf einen Blick: Agentur für Arbeit: Arbeitnehmer (überregionale Hotline) 08004555500, Arbeitnehmer (Zusatzhotline) 0906 788 333, Arbeitgeber 0800 4555520, Familienkasse 0800 4555530, Jobcenter/Hartz IV: Jobcenter Dillingen 090715858333.

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden