Gibt es eine Kommission im Dillinger Gesundheitsamt, die über Einzelfälle und die Impfreihenfolge im Detail entscheidet?
Peter Hurler: Es gibt vereinzelt Personen, die ihre gesundheitliche Situation als Härtefall sehen und den Antrag auf eine Höherpriorisierung etwa von Kategorie drei nach Kategorie zwei beim Landratsamt stellen. Diese Anliegen werden in der Einzelfallkommission, bestehend aus einem Juristen, einer Amtsärztin und dem mandatierten Vertreter der Kassenärzte, beraten. Anschließend entscheidet die Kommission über den jeweiligen Antrag.
Wird innerhalb der über 80-Jährigen, die daheim leben, priorisiert? Wann dürfen Menschen in dem Alter und geplagt von schweren, chronischen Vorerkrankungen mit einer Impfung rechnen?
Peter Hurler: Innerhalb der einzelnen Priorisierungsstufen wird grundsätzlich nicht priorisiert. In der ersten Priorisierung ist unabhängig vom Alter nach der Impfverordnung keine weitere Unterscheidung nach Vorerkrankungen vorgesehen. Der wesentlichste Risikofaktor für eine schwere Covid-19-Erkrankung ist das zunehmende Alter. Im Vergleich dazu ist die Risikoerhöhung durch Vorerkrankungen nach Aussage der Leiterin unseres Gesundheitsamtes, Dr. Uta-Maria Kastner, nur gering ausgeprägt.
Wie viele Menschen sind Anfang dieser Woche bereits geimpft?
Peter Hurler: In den Alten- und Pflegeheimen sowie den Einrichtungen der Behindertenhilfe haben aktuell 1212 Bewohner die Erstimpfung erhalten, davon bereits 1118 Bewohner die Zweitimpfung. In den genannten Einrichtungen haben zudem 765 Personen des Personals bereits die Erstimpfung und 470 Personen davon die Zweitimpfung erhalten. Darüber hinaus haben 933 Personen der ersten Priorität, darunter beispielsweise Mitarbeiter der Kreiskliniken, medizinisches Personal wie Hausärzte und deren medizinische Fachangestellte, sowie Angehörige der ambulanten Pflegedienste die Erstimpfung erhalten, davon 497 Personen die Zweitimpfung. Zudem haben bereits 848 Personen von insgesamt 5771 Menschen über 80 Jahre, die zu Hause leben, die Erstimpfung erhalten. Demnächst stehen für diese Personengruppe die ersten Zweitimpfungen an. Damit hatten Anfang der Woche insgesamt 3758 Menschen im Landkreis bereits die Erstimpfung erhalten. Dies entspricht bei einer Bevölkerungszahl von 96759 (Stand 30.06.2020) einer Quote von rund 3,9 Prozent.
Angeblich findet auch im Kreis Dillingen Impfbetrug statt. Stimmt das?
Peter Hurler: Uns sind bislang keine Fälle bekannt geworden, die als Impfbetrug definiert werden können. So achten wir gemeinsam mit den Impfteams darauf, dass Impftermine nur nach den Vorgaben der Impfverordnung des Bundes vergeben werden. So sind in der Stiko-Empfehlung zur Covid-19-Impfung in Stufe eins zum Beispiel neben den regulären Beschäftigten in der teil- und vollstationären Pflege weitere Personen genannt, die unter „andere Tätige in Senioren- und Altenpflegeheimen“ zusammengefasst werden. Mit dieser Gruppe sind Personen gemeint, die die Einrichtungen regelmäßig aus beruflichen Gründen betreten. Sie kommen so als mögliche Infektionsquelle in Betracht, die in der Einrichtung eine Infektionskette auslösen können. Zudem kann diese Personengruppe auch eine Infektion von Institution zu Institution tragen, da meist mehrere Pflegeheime in ihrem Versorgungsgebiet liegen. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise Mitarbeitende in der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV), Fußpflege, Friseure und Seelsorge … Als „regelmäßig“ wird dabei definiert, wenn die Einrichtung mindestens zweimal pro Woche betreten wird.
Was sagt Landrat Leo Schrell zur Impfung seines Kollegen Rößle im Donau-Ries?
Peter Hurler: Wir bitten um Verständnis, dass sich Landrat Leo Schrell zu Sachverhalten in anderen Landkreisen grundsätzlich nicht äußert.
Stehen weitere Lockerungen diese Woche an, wenn wir die aktuell niedrige Sieben-Tage-Inzidenz halten?
Peter Hurler: Auch wenn die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz relativ niedrig ist, sind weitere Lockerungen momentan nicht angedacht. Insbesondere eine Aufhebung der mit Allgemeinverfügung des Landratsamts angeordneten Maskenpflicht auf stark frequentierten Straßen und Plätzen kommt wegen der in der nächsten Woche bevorstehenden Teilöffnung der Schulen und der auch im Landkreis noch vor wenigen Tagen gehäuft aufgetretenen Fälle von Mutationen nicht in Betracht. Wir werden die weitere Entwicklung ungeachtet dessen aufmerksam verfolgen.
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