Anhand bereits im Betrieb befindlicher Flutpolder haben sich die Mitglieder des „Bündnisses Hochwasserschutz für unsere Heimat“ bei einer zweitägigen Fachexkursion über drängende Fragen zur Planung, Ausführung und vor allem Auswirkungen auf Natur, Landschaft und Landwirtshaft informiert. Ein zentraler Teil des „
Am ersten Tag stand der im Landkreis Anhalt-Bitterfeld derzeit im Bau befindliche Flutpolder Rösa an der Elbe auf dem Programm. Dieser Flutpolder besitzt circa 20 Millionen Kubimeter Retentionsvolumen auf etwa 520 Hektar Fläche. Uwe Schulze, Landrat des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, erläuterte die katastrophalen Auswirkungen der großen Hochwasser an Elbe und Mulde 2002 und 2013 auf die ge-samte Region. Frank Beisitzer vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) ging auf das durchgeführte Planfeststellungsverfahren und die wesentlichen Konflikte ein. Thomas Matold (Agrarproduktion Rösa) betonte, dass im Ergebnis des Planfeststellungsverfahrens klare Entschädigungsregeln vereinbart wurden und damit die Akzeptanz des nach seiner Meinung erforderlichen Hochwasserschutzbauwerkes erreicht werden konnte. Katrin Hope ergänzte als Ortsbürgermeisterin der Gemeinde
Der darauffolgende Tag führte die Exkursionsteilnehmer des Bündnisses an die Untere Havel. Dort besteht seit den 1950er-Jahren das größte Flutpoldersystem Deutschlands, welches in der Lage ist, bis zu 280 Millionen Kubikmeter Hochwasser der Elbe bei einem extremen Hochwasserereignis im Havelschlauch und insgesamt sechs Flutpoldern zurückzu halten. An der Wehrgruppe Neuwerben erläuterte Marco Schirmer vom LHW, dass die Flutpolder knapp 50 Jahre nach ihrer Fertigstellung 2002 erstmals geflutet wurden. Aus diesen Erfahrungen resultierend, wurden in den Folgejahren Anpassungen an den baulichen Anlagen vorgenommen, die zukünftig insbesondere die schnelle Entleerung der Flutpolder sicherstellen sollen. Er stellte klar, dass die Entscheidung zur Blutung nicht von der Wasserwirtschaft getroffen, sondern nach den Regelungen eines Staatsvertrages zwischen den Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und dem Bund getroffen werden. Dort sind auch die Entschädigungsfra-gen im Detail aufgeführt.
Im Rathaus der Stadt Havelberg begrüßte Bürgermeister Werner Poloski die Bündnisteilnehmer und informierte in seinem Vortrag über die großen Hochwasserereignisse. Darauf aufbauend ging Jörg Hellmuth, langjähriger Landrat des Landkreises Stendal und ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages, auf den Umgang der Region mit der Hochwassergefahr ein. Er illustrierte anschaulich, dass in der Hochwasserkatastrophe auch eine Chance für einen verbesserten zukünftigen Umgang mit der Naturgefahr liegt.
„Es hat sich gelohnt“ - so die einhellige Einschätzung der Bündnismitglieder während ihrer Rückreise nach Bayern. Die Fachexkursion wurde durch Prof. Dr. Robert Jüpner und sein Team der Uniwasser GmbH vorbereitet und durchgeführt – mit Unterstützung durch viele Institutionen und Organisationen vor Ort, insbesondere dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt. (pm)