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Landkreis Dillingen: Wie die erste Mondlandung viele um den Schlaf brachte

Landkreis Dillingen

Wie die erste Mondlandung viele um den Schlaf brachte

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    Der Anfang von der Erfüllung eines Menschheitstraums: Das Archivfoto vom 16. Juli 1969 zeigt den Start der Saturn V-Rakete mit der Raumfähre Apollo 11 in Cape Kennedy/USA.
    Der Anfang von der Erfüllung eines Menschheitstraums: Das Archivfoto vom 16. Juli 1969 zeigt den Start der Saturn V-Rakete mit der Raumfähre Apollo 11 in Cape Kennedy/USA. Foto: Archivbild, dpa

    Vor einem halben Jahrhundert betraten die Menschen bei der ersten Mondlandung eine neue Welt. Ein 24-Milliarden-Dollar-Programm der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa erreichte damals seinen Höhepunkt mit den ersten Schritten auf der kohlefarbenen Oberfläche des Erdtrabanten durch zwei US-Astronauten. Die Erdbevölkerung fieberte per TV-Übertragung mit, auch in unserer Region. Manche erinnern sich noch heute an viele Einzelheiten während des Weltall-Abenteuers.

    Meilenstein: Die ersten Schritte auf dem Mond

    21. Juli, kurz vor vier Uhr früh irdisch-mitteleuropäischer Zeit: Der US-Astronaut Neil Armstrong betrat den staubigen Boden des Mondes und schnaufte dabei den historischen Satz in das Mikrofon seines Astronautenhelmes: „Dies ist nur ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.“

    Als Josef und Helga Baur diesen Ausspruch von dem 400000 Kilometer entfernten Erdtrabanten hörten, hatte das Paar aus Lauingen bereits viele Schritte eines langen Wandertages hinter sich: Zwischen saftig-grünen Wiesen vor der grandiosen Bergkulisse der Nagelfluhkette und mit einer herrlich gelegenen Falkenhütte in 1400 Metern Meereshöhe.

    Den Katzensprung vom Donautal ins Allgäuer Hochland genossen die beiden Eheleute seit 45 Jahren schon damals stets aufs Neue. Der 83 Jahre alte Josef Baur kannte als Ski-Übungsleiter beim TV Lauingen die Vorzüge der dortigen Stammunterkunft mit hervorragenden Sportbedingungen und bester Küche.

    600 Millionen TV-Zuschauer verfolgen das Ereignis

    Am Abend zuvor, als Armstrong und dessen Kollege Edwin „Buzz“ Aldrin gegen halb zehn erfolgreich gelandet waren, hatte es in dem hübschen Bergquartier für 40 Gäste gepflegte Kost gegeben.

    Dass dabei dem unförmigen Mond-Raumschiff mit dem spinnenartigen Landegestell eine Bruchlandung passieren könnte, stellte in dem Moment keineswegs die größte Sorge für den ehemaligen Zahntechniker dar. „Ich hatte Angst, dass das dieselbetriebene Stromaggregat seinen Geist aufgibt“, gesteht Baur mit einem Augenzwinkern ein halbes Jahrhundert nach dem sensationellen „Apollo“-Projekt der Raumfahrtbehörde Nasa.

    Der Hintergrund: Strom gab es in dem Holzgebäude nicht etwa vom Tal, sondern musste oben irgendwie erzeugt werden. Zwar konnte Helga Baur in schwindelnder Höhe „den Mond stets so schön und nah sehen wie sonst kaum“. Doch was dort während der Mondmission geschah, gab es nur per Fernsehübertragung und in Schwarz-Weiß.

    So gehörten die beiden Lauinger und eine weitere Handvoll Durchreisender im Aufenthaltsraum der Falkenhütte zu den weltweit rund 600 Millionen TV-Zuschauern, die stundenlang am Schwarz-Weiß-Fernseher hingen und die durchsichtig scheinenden Figuren umhermarschieren sahen.

    Zwei „Weltenbummler“, die gerne mit dem Wohnmobil unterwegs sind, haben die Reise zum Mond mitverfolgt: Josef und Helga Baur lassen anhand damals gekaufter Bücher und Bilder die Ereignisse nochmals Revue passieren.
    Zwei „Weltenbummler“, die gerne mit dem Wohnmobil unterwegs sind, haben die Reise zum Mond mitverfolgt: Josef und Helga Baur lassen anhand damals gekaufter Bücher und Bilder die Ereignisse nochmals Revue passieren. Foto: Günter Stauch

    Der Diesel hielt durch, den restlichen Abend und die halbe Nacht. Selbst dann noch, als die beiden Mondbesucher ihre Gehübungen ausweiteten, die Fahne hissten, erste wissenschaftliche Geräte wie einen Laserentfernungsmesser zur Erde aufstellten und rund 22 Kilogramm Bodenproben einsammelten.

    Derweil umrundete der dritte Mann im Team, Michael Collins, als der wohl einsamste Mensch des Universums den nur ein Viertel so großen Erdbegleiter. Alle drei Astronauten waren vier Tage zuvor an der Spitze der 3000 Tonnen schweren Saturn V-Rakete in Florida gestartet, ein monströser Flugkörper von der doppelten Höhe des Lauinger Schimmelturms.

    Die dreistufige Mondrakete verbrannte pro Sekunde fast 15 Tonnen Treibstoff. Die ungeheuren Zahlen und Dimensionen begeisterten den Technikfan Josef Baur so sehr, dass sich das langjährige Mitglied vieler Lauinger Vereine gleich nach der geglückten Fahrt zum Mond an einer örtlichen Tankstelle mit Literatur und Postern eindeckte.

    Welche Souvenirs im Landkreis aufzufinden sind

    Bis heute präsentiert Baur etwa die großformatigen wie prächtigen Fotos von der aufgehenden Erde überm Mondhorizont, der Rückseite des seinerzeit noch wenig erforschten Himmelsgestirns sowie der Wasserung des „Apollo“-Raumschiffs im Pazifik. Solche „Hardware“-Souvenirs sind wohl auch nach dem Geschmack von Software-Spezialist Martin T. Knecht.

    Der gebürtige Schwarzwälder und Wahl-Lauinger, der dennoch seit Jahrzehnten lieber auf Produkte aus der IT-Branche setzt, zeigt sich erstaunt über die größte Ingenieursleistung, als die das „Apollo“-Programm damals eingeschätzt wurde.

    Hielt als kleiner Bub zunächst tapfer durch, verschlief dann jedoch einen der berühmtesten Sätze der Menschheitsgeschichte: der Wahl-Lauinger und Stadtrat Martin T. Knecht.
    Hielt als kleiner Bub zunächst tapfer durch, verschlief dann jedoch einen der berühmtesten Sätze der Menschheitsgeschichte: der Wahl-Lauinger und Stadtrat Martin T. Knecht.

    Ernüchternd fällt dagegen sein Vergleich mit der gegenwärtigen Technik aus: „Der Navigations-Computer von Apollo 11 hatte eine Speicherkapazität von 32 Kilobyte, ein handelsübliches Smartphone verfügt über Speicher bis zu 32 Gigabyte – diese Steigerung ist eigentlich nach menschlichen Maßstäben gar nicht mehr nachvollziehbar.“

    Die Landung auf dem kosmischen Erdbegleiter, die das heutige Stadtratsmitglied „als Vierjähriger im Bademantel“ miterlebte, ist für Knecht „die älteste bewusste Erinnerung überhaupt“. Die erfahrenen Testpiloten, die eine so riskante Tour ohne Rückkehrgarantie wagten, galten in seinem Kindergarten sogar als Helden.

    Weniger spektakulär fiel dagegen seine ganz persönliche Mondnacht aus: „Um drei Uhr wurde ich zur Liveübertragung aus dem Schlaf geholt und aufs Sofa verfrachtet. Und dann ist einfach mal sehr lange gar nichts passiert.“ Neil Armstrongs kleinen Schritt habe er nicht mehr mitbekommen. Der Grund: „Weil ich müde und wieder ins Bett gegangen war.“ Großer Sprung hin oder her.

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