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Landkreis Dillingen: Welche Sorgen die Bauern haben

Landkreis Dillingen

Welche Sorgen die Bauern haben

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    Die Nachfrage nach Kartoffeln ist nach Auskunft der Deutschen Presse-Agentur seit Beginn der Corona-Krise gestiegen.
    Die Nachfrage nach Kartoffeln ist nach Auskunft der Deutschen Presse-Agentur seit Beginn der Corona-Krise gestiegen. Foto: Schön

    150 Dillinger Ortsobmänner haben sich noch vor dem Versammlungsverbot zur Frühjahrsversammlung in Finningen getroffen. Kreisobmann Klaus Beyrer eröffnete das Treffen und machte gleich deutlich, dass er wenig Verständnis für das Donauwörther Wasserwirtschaftsamt habe, das nach wie vor an einer Messstelle bei Wortelstetten festhält, die für die Ausweisung eines riesigen Roten Gebietes mit einer Fläche von 15000 Hektar im südlichen Landkreis Dillingen verantwortlich ist. Als offene Quelle, aus der händisch Wasserproben geschöpft werden, sei sie in keiner Weise repräsentativ, ärgerte sich Beyrer.

    Die starke Belastung des Wassers an der oberflächlichen Messstelle könne auch auf ganz andere Faktoren als Einträge aus der Landwirtschaft zurückgehen. „So kann man mit uns Bauern nicht umgehen, hier muss nachgearbeitet werden. Diese Messstelle muss aus dem Messnetz verschwinden, alles andere werden wir nicht akzeptieren.“ Auch BBV-Bezirkspräsident Alfred Enderle hatte sich von der Corona-Krise nicht vom Weg zu den Dillinger Ortsobmännern abhalten lassen. Er machte ihnen klar, wie wichtig es sei, dass sich die Fachleute des Bauernverbandes in die Politik einbringen.

    Welche Auswirkungen die Bauern wegen der Corona-Krise befürchten

    Allerdings werde es zunehmend schwierig, mit den Anliegen durchzudringen. Überdies ist die Corona-Krise das derzeit alles beherrschende Thema. Hier befürchtet Enderle auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft, nachdem beispielsweise kaum mehr Container für die Verschiffung von Milchpulver nach China zu bekommen seien.

    Sorgen wegen des "Green Deals" in Brüssel

    Ein weiteres Problem komme auf die Landwirtschaft mit dem „Green Deal“ der EU-Kommission zu, der das Ziel der Klimaneutralität beinhaltet. Hier müsse der Berufsverband aufpassen, dass die Diskussion nicht entgleitet. „Wer ein Mädchen wie Greta Thunberg braucht, um seine Politik zu rechtfertigen, der macht grundsätzlich etwas falsch“, sagte Enderle in Richtung Brüssel.

    Sorge bereitet dem Bezirkspräsidenten ebenso die Überlegung der EU-Kommission, die Mittel in der ersten Säule des Agrarhaushaltes um 2,6 Prozent und in der zweiten Säule um 15 Prozent zu kürzen. Der Bauernverband könne allerdings erst eingreifen, wenn die Finanzverhandlungen um die neue GAP-Periode konkret geworden sind.

    Im Bild (von links): Kreisobmann Klaus Beyrer, Kreisbäuerin Annett Jung, Bezirkspräsident Alfred Enderle und BBV-Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer.
    Im Bild (von links): Kreisobmann Klaus Beyrer, Kreisbäuerin Annett Jung, Bezirkspräsident Alfred Enderle und BBV-Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer. Foto: Schön

    Auch Enderle konnte nicht nachvollziehen, dass das Ausweisen eines Roten Gebietes wie im Kreis Dillingen von nur einer einzigen, noch dazu ungeeigneten Messstelle abhängig ist. Selbst die bayerische Staatsregierung habe inzwischen verstanden, dass das derzeitige Messnetz nicht als Basis von harten Bewirtschaftungseinschränkungen dienen kann. Klagen gegen die Düngeverordnung und insbesondere gegen die Bestimmungen zu den Roten Gebieten betrachtete Enderle nicht als besten Weg. Stattdessen sollte sich die Politik von fachlichen Argumenten überzeugen lassen. „Der Freistaat Bayern hat bei der Umsetzung der Düngeverordnung nur einen geringen Spielraum“, erklärte der CSU-Landtagsabgeordnete Georg Winter den Obmännern. Immerhin habe er selbst erreicht, dass voraussichtlich im Mai an der umstrittenen Messstelle bei Wortelstetten im Beisein von Vertretern des Bauernverbands und der Politik eine Probenahme erfolgt.

    Wie schnell kommt die Afrikanische Schweinepest?

    Martin Engelmayr vom BBV-Versicherungsservice ging auf die Afrikanische Schweinepest ein und erläuterte, welche Auswirkungen die Einrichtung von Sperrzonen auf nicht schweinehaltende Betriebe haben kann und wie sich diese mit Versicherungen dagegen schützen können. Wird in Deutschland ein mit der ASP infiziertes Wildschwein erlegt, kommt es rund um den Erlegungsort zur Einrichtung von Restriktionsgebieten mit erheblichen Bewirtschaftungseinschränkungen: ein Kerngebiet im Umkreis von vier Kilometern, ein gefährdetes Gebiet von 15 Kilometern und eine Pufferzone von 45 Kilometern. Der Staat wird zwar für die Einschränkungen einen Ausgleich voraussichtlich in Höhe des Deckungsbeitrages pro Hektar gewähren, aber dies würde für die betroffenen Betriebe meist wenig befriedigend sein. Umso besser, wenn die Landwirte eine ASP-Ernteschutz-Versicherung abgeschlossen haben, heißt es in der Pressemitteilung.

    Besser wäre es freilich, die ASP würde gar nicht erst in Deutschland auftreten. Eine Voraussetzung dafür wäre die konsequente Bejagung der Wildschweine, notfalls auch mit Nachtsichtvorsatzgeräten. Hier warf der Kreisobmann dem Dillinger Landratsamt eine zögerliche Prävention vor. Das Landratsamt sei nach wie vor nicht dazu bereit, den Einsatz von Nachtsichtvorsatzgeräten zu genehmigen, ärgerte sich Beyrer. Als Mitglied des Jagdbeirats lieferte Albert Sporer eine Erklärung für dieses Verhalten: Die Jägerschaft sträube sich mit Händen und Füßen gegen die Geräte. (pm)

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