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Landkreis Dillingen: Welche Regeln brauchen unsere Faschingsumzüge?

Landkreis Dillingen

Welche Regeln brauchen unsere Faschingsumzüge?

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    Das Bild zeigt eine Gruppe beim Faschingsumzug im Jahr 1928 in Lauingen. Vermutlich gab es damals noch nicht so viele Regeln wie es sie heute braucht. Am kommenden Sonntag starten die Höchstädter Schlossfinken mit ihrem Gaudiwurm die Umzugssaison im Jahr 2019 – mit einigen mehr Regeln. (In einer früheren Version stand, das Bild wäre aus Gundelfingen. Wir haben den Fehler ausgebessert).
    Das Bild zeigt eine Gruppe beim Faschingsumzug im Jahr 1928 in Lauingen. Vermutlich gab es damals noch nicht so viele Regeln wie es sie heute braucht. Am kommenden Sonntag starten die Höchstädter Schlossfinken mit ihrem Gaudiwurm die Umzugssaison im Jahr 2019 – mit einigen mehr Regeln. (In einer früheren Version stand, das Bild wäre aus Gundelfingen. Wir haben den Fehler ausgebessert). Foto: Ralf Kaschta (Repro)

    Bernhard Veh und Christian Kamrath haben viele Gemeinsamkeiten. Der eine ist Vorsitzende bei den Höchstädter Schlossfinken, der andere bei den Faschingsfreunden Steinheim. Beide organisieren jeweils in ihren Heimatstädten große Faschingsumzüge. Und deshalb haben die zwei auch die gleichen Sorgen und Bauchschmerzen. „Im Grunde stehen wir mit einem Fuß im Gefängnis“, sagt der Schlossfinken-Chef Veh. Sein Steinheimer Kollege sagt: „Ich bete alles runter, damit ja nichts passiert.“ Und trotzdem: Die bunten Gaudiwürme gehören im Landkreis Dillingen zur fünften Jahreszeit dazu. Mit all den Regeln und Vorschriften, die es mittlerweile gibt und die auch nötig sind, wie die beiden Faschingsvorsitzenden betonen. „Leider“, fügt Bernhard Veh hinzu.

    Am Sonntag ist Faschingsumzug in Höchstädt

    Seine Schlossfinken eröffnen in jedem Jahr die Umzugssaison. Am kommenden Sonntag, 24. Februar, schlängelt sich der große Gaudiwurm ab 14 Uhr wieder durch Höchstädts Innenstadt – und das laut Vorhersage bei bestem Wetter. Mehr als 90 Zugteilnehmer sind dabei, darunter viele Fuß- und Musikgruppen, worüber sich Bernhard Veh besonders freut. „Ich würde es schön finden, wenn es noch mehr Gruppen mit Mottos, die das politische, gesellschaftliche oder städtische Leben auf die Schippe nehmen, geben würden“, sagt er. Das gelte auch für die Mottos der Faschingswagen. Lokale oder überregionale Themen gebe es immer weniger, meist seien es bunte Motivwagen. „Aber dazu ist der Fasching doch da: Der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Natürlich mit Maß und Ziel, aber eben mit viel Spaß“, sagt der 32-Jährige.

    Der Spaß hat aber auch in der fünften Jahreszeit seine Grenzen, das ist Bernhard Veh wichtig. „Viele meinen, sie dürfen unter dem Deckmantel Fasching alles machen. Aber auch im Fasching muss man sich an Gesetze halten“, sagt er. Deshalb haben seiner Meinung nach die umfangreichen und detaillierten Umzugsregeln ihre Berechtigung. Auch, wenn der bürokratische Aufwand für die Veranstalter jedes Jahr immer mehr wird – von der enormen Verantwortung und den Risiken, die solch ein Umzug birgt, mal ganz abgesehen. Veh: „Ich kriege vom Landratsamt einen Bescheid mit 34 Seiten, an den ich mich und sich die Teilnehmer halten müssen. Deshalb ist beim Umzugstag bei mir immer eine gewisse Grundanspannung da, die erst am nächsten Tag abfällt – wenn alles gut gegangen ist.“ Jedes Jahr wird mit Polizei, Landkreis, BRK, Faschingsvereinen und anderen Verantwortlichen ein Merkblatt mit Regeln ausgearbeitet. Dies sei wichtig, aber für Veh ein Grund, warum immer weniger Verantwortung übernehmen wollen. „Natürlich muss man aus Fehlern lernen und Regeln aufstellen. Aber man muss die Kirche schon noch im Dorf lassen“, so Veh.

    Diese Regel ist neu bei den Umzügen im Landkreis Dillingen

    Eine relevante Veränderung zum Vorjahr ist, dass die Wagenbauer keine Kanister mit brennbaren Flüssigkeiten oder Gasen verbauen dürfen. Mit dieser Reglementierung reagiert der Landkreis auf einen Vorfall in Donauwörth, als ein Wagen plötzlich Feuer fing. „Die erste Frage, die man stellt, wenn etwas passiert, ist immer die gleiche: Wer ist schuld? Das ist das Grundproblem“, erklärt der Vorsitzende. Der Höchstädter kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, in denen die Konfettikanonen die Straßen bunt zauberten und die Süßigkeiten im Akkord von den Wagen geworfen wurden. Beides ist längst nicht mehr erlaubt. „Es war schon mal freier, aber leider braucht es mittlerweile diese Regeln.“ Am Sonntag ist der ganze Verein auf den Füßen, der Faschingsumzug mit anschließender Party in der SSV-Mehrzweckhalle ist für die Schlossfinken jedes Jahr ein Großkampftag. Nicht nur, weil 90 Zugteilnehmer und tausende Besucher unterhalten und bewirtet werden wollen, sondern eben auch, weil für Sicherheit und Ordnung gesorgt werden muss. „Trotzdem freuen wir uns auf viele Gäste. Ein Fasching ohne Umzug geht nicht“, sagt Bernhard Veh.

    Das sieht auch Christian Kamrath so. Seine Steinheimer Faschingsfreunde sind für den Dillinger Nachtumzug verantwortlich. 120 Teilnehmer sind zugelassen, weit mehr wollen jedes Jahr dabei sein, wenn sich der Gaudiwurm am Vorabend des Faschingssamstags bei Nacht durch Dillingens Innenstadt schlängelt. „Bei uns sind die Regeln kaum zu toppen“, sagt Kamrath. Alle seien mit Herz bei der Organisation dabei, aber „die rechtlichen Geschichten, die auf einen zukommen, sind schon nicht ganz ohne“. Er habe immer Angst, dass etwas passieren könne.

    Mehr Sicherheit beim Dillinger Nachtumzug

    Die Gefahrenquellen seien bei Nacht einfach noch höher. Aber das Risiko sei schon immer bekannt und allen bewusst. Deshalb sei die Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen sehr gut und wichtig. „Wir haben für dieses Jahr beschlossen, dass wir den Festplatz im Donaupark komplett ausleuchten, und wir haben das Sicherheitspersonal erhöht“, so Kamrath weiter. Zwar sollten die Kosten immer im Verhältnis stehen, aber kein Grund für weniger Sicherheit sein. Den Schuh, so der Vorsitzende, wolle sich keiner anziehen. Deshalb könne er gut nachvollziehen, dass immer mehr Regeln aufgestellt werden. Aber: „Wir Ehrenamtlichen tun uns schon schwer, alles einzuhalten.“ Allein die Faschingsfreunde Steinheim sind beim Nachtumzug am 1. März mit rund 150 Mitgliedern ehrenamtlich im Einsatz – hinzu kommen BRK, Security, Polizei, THW, Feuerwehr… die Liste ist lang. Alles, damit die Faschingsnarren sicher feiern können. Und dafür, das betont sowohl Kamrath als auch Veh, tut man es gerne. Fasching soll Spaß machen. „Superglücklich bin ich dann, wenn wir am nächsten Tag abbauen und ich weiß, dass es keinen Personenschaden gab“, sagt Christian Kamrath.

    Faschingsumzug Höchstädt: Der Umzug findet am Sonntag, 24. Februar, ab 14 Uhr in der Innenstadt statt. Es gibt zwei Moderationspunkte und anschließend eine Party in der Mehrzweckhalle.

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