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Landkreis Dillingen: Weihnachten im Quarantäne-Modus

Landkreis Dillingen

Weihnachten im Quarantäne-Modus

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    Weihnachten möchte man im Kreise der Familie feiern. Im Corona-Jahr ist das jedoch gar nicht so einfach. Die Sorge vor dem Virus beschäftigt auch bereits erkrankte und wieder genesene Personen.
    Weihnachten möchte man im Kreise der Familie feiern. Im Corona-Jahr ist das jedoch gar nicht so einfach. Die Sorge vor dem Virus beschäftigt auch bereits erkrankte und wieder genesene Personen. Foto: Martin Schutt, dpa (Symbol)

    An dieses Weihnachtsfest wird sich Bianca Bauer ganz gewiss noch lange erinnern. Nicht nur weil sie am 23. Dezember eigentlich ihren Geburtstag gefeiert und gerne geheiratet hätte. Nein. Stattdessen verbringt sie wegen Corona bereits rund eineinhalb Wochen in Quarantäne. Ein Umstand, an dem sich auch über die Weihnachtsfeiertage nichts ändern wird. Die 27-Jährige trägt es mit Fassung: „Es ist traurig, dass ich dieses Weihnachten nicht mit meiner Familie verbringen kann.“ Kleines Trostpflaster ist ihr Verlobter, der ihr zumindest mit Abstand Gesellschaft leisten darf. Man müsse einfach das Beste aus der Situation machen, betont sie.

    Doch nicht jeder in ihrem Umfeld teilt diese Meinung. „Meine Arbeitskollegen, die meinetwegen auch in Quarantäne mussten, haben es nicht ganz so gut aufgenommen“, verrät sie. Als sie davon erfahren hatten, sei sie sogar ein bisschen angefeindet worden. Dass die Menschen aktuell alle so wütend sind, stimmt Bauer traurig. „Eigentlich sollten wir die Zeit doch nutzen, um stärker zusammenzurücken.“

    Hochzeit, Geburtstag und Weihnachten fallen ins Wasser

    Statt wie geplant mit ihrer alleine lebenden Mutter Weihnachten in Lauingen zu feiern, verbringt die 27-Jährige die Zeit nun im Bett. Auf dem Programm stehen Schmerzen und Schüttelfrost, statt Glühwein und Lebkuchen. Fieber, sagt sie, habe sie zum Glück keines. Dafür ist ihr Geruchs- und Geschmackssinn noch immer beeinträchtigt. Da mache selbst das Essen keinen Spaß. Sie erklärt: „Alles schmeckt nach nichts, nur die Konsistenz erkennt man im Mund.“

    Ganz auf Weihnachten verzichten möchte Bauer aber trotz dieser Umstände nicht. Dass sie ihre Mutter nicht angesteckt hat, darüber ist sie erleichtert: „Wir kommunizieren jetzt einfach per Video, damit keiner alleine ist.“ Ihren Partner hatte die 27-Jährige eigentlich am 23. Dezember heiraten wollen. Doch die Hochzeit hatte aufgrund der Corona-Beschränkungen bereits vor ihrer Erkrankung abgesagt werden müssen. Anstatt die Flitterwochen gemeinsam zu verbringen, sitzen die beiden nun mit Abstand auf dem Sofa, verrät sie. Wir haben zum Glück ein sehr großes Wohnzimmer und viel Platz auf der Couch. Ihr Partner mache es sich dann auf der einen Seite gemütlich und sie auf der anderen. Schlafen und essen müssten sie aber getrennt voneinander. „Es ist mitunter sehr schwierig“, gibt sie zu.

    Covid-19: Die Viruserkrankung ist kein Kinderspiel

    Trotzdem will Bauer positiv bleiben. Für Corona-Leugner hat die 27-Jährige seit ihrer Erkrankung noch weniger Verständnis. „Am liebsten würde ich ihnen sagen, dass sie ihre Kraft sparen sollen und schauen, dass sie gesund bleiben.“

    Auch wenn sie Corona hoffentlich bald überstanden hat, als Freifahrtschein will sie diesen Umstand nicht nehmen. „Erst wenn man es selbst hat, sieht man einmal, wie schlimm es tatsächlich ist.“

    Dass die Viruserkrankung nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf, hat auch eine Dillingerin selbst erfahren müssen. Die 30-Jährige möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Sie erklärt: „Mich hatte es Mitte März richtig erwischt.“ Dass sie ihre Familie nicht angesteckt hat, darüber ist sie auch im Nachhinein noch unglaublich erleichtert. Insgesamt drei Wochen lang lag sie im Bett. Damals sei es noch sehr schwierig gewesen einen Arzt zu finden, der sie behandeln wollte. Umso schwerer, sagt sie, sei es deshalb ihrer Familie gefallen, ihr nicht helfen zu können.

    Müdigkeit, Schwindel und Lichtempfindlichkeit begleiten die zweifache Mutter auch nach der Genesung noch. Weihnachten sieht sie in diesem Jahr deshalb zwiegespalten: „Auf der einen Seite bin ich natürlich froh, dass ich es bereits hatte – andererseits sorge ich mich um meine Eltern.“ Kontakte hätten sie aus diesem Grund auf die engste Familie reduziert. Und auch auf die Hygienemaßnahmen wird penibel geachtet. Dabei setzt die 30-Jährige vor allem auf die Masken. Sie sagt: „Ich arbeite in der Schule und habe dort den Kindern auch erklärt, warum das Tragen so wichtig ist.“ Die Zeit ihrer Erkrankung hat sie stark geprägt. „Auch heute habe ich immer noch Angst vor zurückbleibenden Schäden“, gibt sie offen zu.

    Corona im Alltag: Die Sorge um die Eltern ist groß

    Dieses Gefühl kennt auch eine weitere Dillingerin, die sich Anfang Dezember erst mit dem Virus infiziert hatte. Dass sich hinter ihren Erkältungssymptomen Corona verstecke, habe sie nicht erwartet, gibt sie zu. Wo sie sich angesteckt haben könnte, das weiß die 47-Jährige nicht. „Ich war immer sehr vorsichtig. War mit Maske unterwegs und habe alles desinfiziert“, sagt sie.

    Aller Vorsicht zum Trotz hatte sie dann auch noch ihre beiden Teenager-Töchter und ihre Eltern angesteckt. Ihren Mann wie durch ein Wunder aber nicht. „Bei meinen Eltern war der Verlauf schwer“, erklärt sie. Zum Glück hatten sie jedoch zuhause bleiben können und seien inzwischen wieder fit.

    Heuer ist für die 47-Jährige alles anders. Auch Weihnachten. „Ich bin froh, dass wir mit meinen Eltern zusammen im Haus feiern können.“ An die Kontaktbeschränkungen hält sich die Familie aber trotz überstandener Infektion weiter. „Wir gehen das Risiko nicht ein“, betont die Dillingerin.

    Die Sorge um seine eigenen Eltern kennt auch Kai Bewig. Der Lauinger hatte sich bereits im März als einer der ersten im Landkreis mit Corona angesteckt. Wo er mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnte, dazu hat er eine Vermutung: „Ich befürchte, das war auf der WIR.“ Ansonsten hatte er nämlich fast ausschließlich von zuhause aus gearbeitet. Knapp eine Woche nach der Messe hatte er die ersten Symptome bei sich wahrgenommen. Fieber, Müdigkeit und Husten konnte er zuhause auskurieren. Seine Eltern aber, die er beide angesteckt hatte, mussten Ende März sogar in das Krankenhaus eingeliefert und beatmet werden. „Man macht sich da natürlich große Vorwürfe und sucht die Schuld bei sich“, sagt er rückblickend. Dass es damals um Leben und Tod gegangen sei, nehme er erst jetzt richtig wahr. Vorbei ist der Spuk aber noch immer nicht. Seine Mutter habe noch heute Einschränkungen und klage beim Treppensteigen über Atembeschwerden.

    Weihnachten, so Bewig, könnten sie in diesem Jahr befreit angehen: „Wir hatten ja das große Glück, dass wir alle Corona überstanden haben und überhaupt gemeinsam feiern können.“ Die Feiertage finden aber dennoch nur im kleinen Kreis statt. Sein Bruder und seine Schwester, so der Plan, werden über Video hinzugeschaltet.

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