Als Anfang März die Friseure im Landkreis wieder zu Schere, Kamm und Rasierer greifen durften, war der Ansturm groß. Nicht wenige Studios arbeiteten sechs Tage die Woche, teilweise zwölf Stunden täglich. Doch jetzt bleiben vielerorts die Kunden aus. Erst zum Testzentrum, dann zum Friseur? Das ist vielen wohl zu umständlich.
Seit knapp zwei Wochen, sagt Corinna Rehm, ist es ruhiger in ihrem Salon. Die Inhaberin von „Corinna’s Haarmanufactur“ in Zöschlingsweiler habe ihre Mitarbeiterin und die zwei Auszubildenden einen Tag pro Woche deshalb sogar in Kurzarbeit schicken müssen. Denn es gibt einfach zu wenig zu tun. „Viele Kunden sagen, sie wollen den Test nicht machen. Deshalb kommen sie nicht. An manchen Tagen ist das Telefon tot“, sagt sie. Und dafür habe sie auch in gewissem Maße Verständnis. „Aber wir machen die Regeln nicht. Wir halten uns nur an sie.“
Fühlen sich die Friseure im Kreis Dillingen sicherer durch die Testpflicht?
Aktuell gilt im Landkreis Dillingen für den Friseurbesuch: Wer einen Termin will und noch nicht vollständig geimpft ist, muss einen negativen Corona-Schnelltest vorlegen. Der kann entweder in einem Testzentrum oder im Vier-Augen-Prinzip direkt beim Friseur gemacht werden. Rehm erklärt, wie das bei ihr im Studio abläuft: „Wir sagen allen Kunden, sie sollen eine halbe Stunde vorher kommen. Dann machen sie vor der Tür den Abstrich und wir schauen zu.“ Bis das Ergebnis nach gut 15 Minuten feststeht, bleiben die Kunden im Auto sitzen. Erst wenn der Test negativ ausfällt, dürfen sie in den Laden.
In Rehms Geschäft sei bislang kein Test positiv ausgefallen, sagt die Inhaberin. Ob sie sich dadurch sicherer fühlt? „Nein“, sagt sie und verweist auf das Hygienekonzept, das es schon vor der Testpflicht gab.
Ähnliches ist auch bei Uschi Uhl in Lauingen zu hören: „Ich habe mich eigentlich im Laden immer sicher gefühlt“, erklärt sie. Immerhin gab es schon vor der Testpflicht Abstandsregeln, FFP2-Masken-Pflicht, Regeln zur Desinfektion der Oberflächen und Handschuhe. „Die Hygienemaßnahmen haben ja funktioniert. Und wenn die Kunden Symptome haben, kommen sie auch nicht“, sagt sie. Eines betont Uhl aber deutlich: „Wir sind froh, dass wir überhaupt aufhaben können.“ Auch wenn es derzeit ruhiger sei als noch vor ein paar Wochen – was sich auch Uhl durch die Testpflicht erklärt –, alles sei besser, als das Geschäft wieder zuschließen zu müssen. Und sie sagt: „Die Kunden, die kommen und den Test gemacht haben, finden das gar nicht so schlimm.“ Je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, könnte auch im Friseurstudio Uhl wieder Kurzarbeit kommen, sagt die Chefin. Sie hoffe angesichts der Inzidenzzahlen aber auf eine positive Entwicklung.
Innungsmeister: "Das war zu erwarten"
Ganz anders ist die Situation bei Sylvia Stapfer in Dillingen: „Ich bin sehr glücklich darüber, wie es gerade läuft“, sagt die Chefin vom „Studio Haircut“. Am ersten Tag der Testpflicht hätten zwar einige Kunden den Termin abgesagt. Und auch jetzt gebe es vereinzelt Absagen wegen des Tests. „Die meisten Leute gehen aber zum Friseur, auch wenn sie sich testen müssen.“ Das habe vielleicht aber auch damit zu tun, dass die große Mehrheit ihrer Gäste Stammkunden sei. Dementsprechend sei die Verbundenheit größer. „Und alles ist besser, als zu zu machen. Das wissen Gott sei Dank auch unsere Kunden.“ Doch auch Stapfer sagt, dass es die Testpflicht für sie persönlich nicht unbedingt gebraucht hätte. Angst vor einer Infektion habe sie bei ihrer Arbeit bisher nicht gehabt.
Der verantwortliche Innungsmeister für Nordschwaben, Willy Uhl, bestätigt, dass die Notbremse sich in den Büchern vieler Salons bemerkbar macht und in der gesamten Branche die Anzahl an Friseurterminen zurückgegangen ist. „Aber das war zu erwarten“, sagt Uhl. Auch in seinem eigenen Salon in Nördlingen erlebt er nichts anderes. Abgesehen von einem Rückgang an Terminen habe es in den vergangenen zwei Wochen bei ihm kurzfristige Absagen gegeben, wenn ein Test zum Beispiel positiv ausgefallen sei. Trotzdem bleibt der Innungsmeister optimistisch: „Wir dürfen weiter aufmachen und die jetzige Situation ist eben eine Übergangszeit.“ Positiv sei auch, dass immer mehr Menschen geimpft werden. In Kombination mit der Regel sollten es Friseure so bald leichter haben. Uhl hofft, dass in den nächsten vier bis sechs Wochen wieder etwas Normalität einkehrt.
Ab kommender Woche könnte die Testpflicht im Landkreis Dillingen entfallen
Michaela Tertinek hat ihren Salon „Haarfachwerk“ erst Mitte Dezember in Wertingen gegründet. Wenig später kam bereits der Lockdown. „So richtig los ging es also erst im März“, erzählt sie. Bei niedrigen Inzidenzwerten sei die Zahl der Kunden gut gewesen, seit Einführung der Testpflicht seien es allerdings wieder weniger geworden – auch wenn das Geschäft insgesamt ganz gut laufe. „Viele sagen sich, sie warten lieber noch eine Woche mit dem Friseurbesuch, vielleicht gibt es die Pflicht dann nicht mehr“, erklärt sie sich das Problem. Früher seien die Leute alle vier bis sechs Wochen zum Haareschneiden gegangen, in der Pandemie gehen sie Tertinek zufolge nur noch alle sechs bis acht Wochen. Die Testpflicht tue da ihr Übriges.
Doch möglicherweise ist es mit der bald sogar schon wieder vorbei. Laut der zwölften Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung wird die Testpflicht zurückgenommen, sobald die Sieben-Tage-Inzidenz fünf Tage in Folge unter 100 lag – allerdings gilt das dann erst ab dem übernächsten Tag. Im Landkreis Dillingen könnte das angesichts der derzeitigen Entwicklungen ab Mittwoch kommender Woche der Fall sein. Falls es dazu kommt, wird dies durch das Landratsamt bekannt gegeben. Die Friseure im Landkreis hoffen jedenfalls darauf.
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