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Landkreis Dillingen: Warum Kieswerke auch im Landkreis ein Image-Problem haben

Landkreis Dillingen

Warum Kieswerke auch im Landkreis ein Image-Problem haben

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    Die Bauwirtschaft braucht Beton, und deshalb Sand und Kies. Unser Archivfoto entstand beim Ausbau der A8 zwischen Augsburg und Günzburg.
    Die Bauwirtschaft braucht Beton, und deshalb Sand und Kies. Unser Archivfoto entstand beim Ausbau der A8 zwischen Augsburg und Günzburg. Foto: M. Merk (Archiv)

    Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe rechnet künftig mit Liefer-Engpässen, weil viele Lagerstätten auslaufen und die Genehmigungsverfahren aufwendiger werden – was sind denn Ihre Erfahrungen?

    Wager: Genehmigungsverfahren werden tatsächlich immer aufwendiger und zeitintensiver. Nicht selten dauert es ohne besondere Schwierigkeiten oder Einsprüche zwischen drei bis fünf Jahren. Zusätzlich erschwerend ist der Grunderwerb von Abbauflächen. Eine langfristige Rohstoffsicherung ist deshalb zwingend notwendig, um erfolgreiche und nachhaltige Kiesgewinnung zu betreiben.

    Ein Rohstoff für die Zukunft?

    Bleibt es beim Kies als unverzichtbarem Baurohstoff auch in Zukunft?

    Wager: Ganz klar ja. Es gibt viele Bauwerke, die können Sie auch künftig nicht durch alternative Baustoffe ersetzen. Denken Sie an das Fundament Ihres Hauses oder eine Autobahnbrücke. Die Branche arbeitet jedoch unter Hochdruck daran, die massiven Baustoffe noch nachhaltiger zu planen. Und wir bekennen uns auch zum Recycling, wenn es sinnvoll ist. Oft ist das Recycling jedoch in der Gesamtbilanz energieaufwendiger, als den Primärrohstoff zu nutzen. Der Bauschutt oder der Straßenaufbruch, der in Deutschland anfällt, wird bereits zu über 90 Prozent wiederverwertet. In Bayern haben wir einen mineralischen Rohstoffbedarf für das Bauen von rund 120 Millionen Tonnen pro Jahr. Im Moment kommen weniger als zehn Prozent davon aus dem Recycling.

    Ist es ein Einschnitt in die Landschaft?

    Wie umweltschädlich ist aus Ihrer Sicht der Abbau von Rohstoffen in einem Gebiet wie dem Donauried?

    Wager: Natürlich bedeutet die Grube einen Einschnitt in die Landschaft. Das ist übrigens ein Gewerbegebiet oder eine Neubausiedlung noch um ein Vielfaches mehr. Eine Kiesgrube ist allerdings ein temporärer Eingriff, sie entsteht für ein paar Jahre und schließt sich sukzessive nach der Gewinnungsphase wieder. Daraus wird wieder Ackerland oder Forst, im Falle eines Baggersees ein Freizeitrefugium für die Bevölkerung oder in vielen Fällen ein Biotop für Flora und Fauna.

    Wer dort an manchem Baggersee spazieren geht, findet kaum eine zweite Stelle, an der so eine reiche Tier- und Pflanzenwelt existiert: Plagt Ihre Branche ein Imageproblem?

    Wager: Faktisch gesehen nein, in der Darstellung in der Öffentlichkeit oft leider schon. Leider sehen die Leute zuerst einen Eingriff in die Landschaft, aber nicht, was das vorher für eine Fläche war und was daraus später wird. Den Baggersee sehen Sie genau richtig. Schon bevor überhaupt eine Genehmigung zur Gewinnung erteilt wird, wird festgelegt, wie die Nachnutzung später aussehen wird. Da kann aus einer Ackerfläche oder Fichtenmonokultur ein Biotop erster Güte aus Menschenhand entstehen. Oft sind das in unserer Kulturlandschaft die letzten Rückzugsgebiete für vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten.

    Wagerseen in Weisingen ein Vorzeigeprojekt

    Welche Maßnahmen oder Projekte setzen Sie dagegen?

    Wager: Da gibt es etwa „Vorzeige“-Beispiele wie die Wagerseen in Weisingen mit mehr als 50 Hektar großen Wasserflächen für Freizeit und Naherholung. Oder die Renaturierung im Glötter Ried mit Bienenwiese und Rinderweide. In Bayern gibt es Hunderte solcher Areale, in denen seltene Tiere und Pflanzen durch Kiesgruben und Steinbrüche gefördert werden. Etwa die Ansiedlung von Uferschwalben, dem Uhu oder vielen Wildbienenarten. Viele Grubenbetreiber machen das aus eigenem Antrieb, weil sie die natürlichen Gegebenheiten ganz einfach vor der Haustüre haben und sensibilisiert sind für die Umgebung, in der auch sie leben. (dz)

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