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Landkreis Dillingen: Vorsicht, Maishäcksler! Warum jetzt besondere Vorsicht geboten ist

Landkreis Dillingen

Vorsicht, Maishäcksler! Warum jetzt besondere Vorsicht geboten ist

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    Auf rund einem Drittel der Ackerfläche im Landkreis Dillingen wurde heuer Mais angebaut. Dieser muss jetzt auch geerntet werden. Durch Unachtsamkeiten im Straßenverkehr oder risikoreiches Fahren passieren in dieser Zeit immer wieder Unfälle.
    Auf rund einem Drittel der Ackerfläche im Landkreis Dillingen wurde heuer Mais angebaut. Dieser muss jetzt auch geerntet werden. Durch Unachtsamkeiten im Straßenverkehr oder risikoreiches Fahren passieren in dieser Zeit immer wieder Unfälle. Foto: Horst von Weitershausen

    Sie sind wieder auf den Straßen im Landkreis unterwegs. Groß und breit: Traktor, Maishäcksler und Co. bringen in der Erntezeit so manchen Verkehrsteilnehmer zur Verzweiflung. Gewagt überholen, unerwartet abbremsen oder noch schnell abbiegen – ein Unfall ist oft schneller passiert als vermutet. Nur einen Augenblick nicht aufgepasst und schon knallt es. Diese Erfahrung hatte laut Polizei auch ein 21-Jährige Radfahrer am Freitagabend in Höchstädt gemacht. Weil der junge Mann mit seinem Fahrrad die Straße bei Rot überquerte, war er mit einem Maishäcksler, dessen Fahrer nicht rechtzeitig bremsen konnte, zusammen gestoßen und dabei schwer verletzt worden (lesen Sie hier mehr dazu).

    Maisernte: Landwirtschaftliche Maschinen auf der Straße

    Ob Verkehrsteilnehmer während der Erntezeit besonders vorsichtig fahren sollten, weiß Geschäftsstellenleiter Eugen Bayer vom Bayerischen Bauernverband Dillingen. Er sagt: „Im Grunde ist es mit Erntemaschinen auf der Straße nicht wesentlich gefährlicher als ohne.“ Da die Zeit für die Maisernte angebrochen sei, seien jetzt auch wieder vermehrt landwirtschaftliche Maschinen auf den Straßen unterwegs. Zwar könne er verstehen, dass viele Menschen sich von den großen Maschinen eingeschüchtert fühlten, Grund zur Besorgnis gäben sie allerdings selten. „Es gibt viele Vorschriften und auch regelmäßige Kontrollen durch die Polizei“, betont er.

    Damit eine Maschine überhaupt für den Straßenverkehr zugelassen werde, müssten sie die Hersteller dementsprechend konstruieren. Schutzvorkehrungen wie rot-weiße Schrägstreifen oder Rundumleuchten gehörten beispielsweise zur nötigen Ausstattung ab einer gewissen Größe. Ansonsten gelte auf den Straßen auch in der Erntezeit das Gebot der Rücksichtnahme. „Selbst wenn Profis die schweren Maschinen fahren, besteht immer eine gewisse Gefahr, gerade bei unvorhergesehenen Bremsmanövern“, erklärt der BBV-Kreisobmann. In der Regel könne man auf das Können des Fahrers vertrauen. Der Preis für diese Fahrzeuge bewege sich im sechsstelligen Bereich und deshalb werde sich ein unerfahrener Neuling eher selten hinter dem Lenkrad befinden.

    Fahrräder eher selten in Unfälle verwickelt

    Dass es gerade im Herbst mit Beginn der Erntezeit vermehrt Unfälle mit landwirtschaftlichen Maschinen gibt, weiß auch Polizeihauptmeisterin Katharina von Rönn. Sie sagt: „Der Radunfall am Wochenende war heuer der erste in dieser Größenordnung.“ Wie sich das in den nächsten vier Wochen entwickle, gelte es abzuwarten. Fahrräder seien aber glücklicherweise eher selten involviert. Dass es sich bei Unfällen mit Fußgängern und Radlern eher um Ausnahmen handele, hätten die vergangenen Jahre gezeigt. Stattdessen seien es oft Überholmanöver in den Abendstunden, die gefährlich seien. „Verkehrsteilnehmer sollten bedenken, dass Traktoren oftmals nicht so weit fahren und sich deshalb in Geduld üben“, sagt Katharina von Rönn.

    Gefahrenquellen gebe es viele: Bremslichter von landwirtschaftlichen Fahrzeugen könnten durch ihren Einsatz auf dem Feld verdreckt und für andere Verkehrsteilnehmer nicht mehr deutlich erkennbar sein. Doch nicht nur in einem solchen Fall sei ein wachsames Auge gefragt. Beim Abbiegevorgang würden Autofahrer oft vergessen, dass ein Traktor mit Anhänger ausscheren müsse und deshalb die Breite und Länge des Gefährts unterschätzen. Auch dass das Bremsen in einer gewissen Größenordnung nicht mehr ganz so flexibel funktioniere oder eine verschmutzte Fahrbahn es erschweren mag, komme ebenfalls häufig vor, erklärt die Polizeihauptmeisterin. Generell gelte es deshalb in dieser Zeit möglichst achtsam und vorsichtig zu fahren.

    Radfahrer sollten nicht auf ihr Recht pochen

    Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ruft zur Vorsicht auf. Laura Ganswindt, Sprecherin des ADFC Bayern, empfiehlt Radfahrern, auch dann besonders aufzupassen, wenn man eigentlich Vorfahrt hat. „Auf das Recht pochen – da zieht man im Zweifel den Kürzeren.“ So müsse auf einem Geh- und Radweg, auf dem in der Erntezeit schwere Maschinen fahren, eigentlich der Landwirt Radfahrer und Fußgänger vorbeilassen. Zur eigenen Sicherheit solle man aber Augenkontakt mit dem Fahrer suchen, sich verständigen oder im Zweifel Platz machen. Ganswindt empfiehlt Radlern und Fußgängern einen Perspektivwechsel: Der Landwirt muss dort in der Erntezeit schließlich fahren. Und aus dem Fahrerhaus der breiten Maschinen sei die Sicht nicht immer gut. Deshalb sei gegenseitige Rücksichtnahme gefragt.

    Der 21-jährige Radler, der am Freitag in Höchstädt schwere Verletzungen erlitten hat, ist immer noch im Krankenhaus, teilte von Rönn auf Anfrage mit. Die Verletzungen seien zum Glück nicht lebensgefährlich. (mit jako)

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