„Bleiben Sie, wenn immer möglich, zu Hause an Ihrem Wohnort. Verzichten Sie auf jede Reise, die nicht dringend notwendig ist“, appellierte Bundeskanzlerin Angela Merkel am 14. November in ihrem wöchentlichen Podcast an die Bevölkerung in Deutschland. Doch halten sich die Menschen auch daran? Eine Antwort darauf gibt jeder von uns selbst jeden Tag und jede Stunde – über seine Mobilfunkdaten.
Seit Beginn der Pandemie im März bündelt ein interdisziplinäres Forschungsprojekt die Mobilitätsdaten aus der Mobilfunknutzung und kann dadurch darstellen und analysieren, wie viel Bewegung in Deutschland, Bayern und sogar in jedem Landkreis tagesgenau stattfindet und stattgefunden hat. Das Team ist ein Zusammenschluss von Mitgliedern der Projektgruppe „Epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten“ am Robert-Koch-Institut in Berlin und der Forschungsgruppe Komplexe Systeme (ROCS) des Instituts für Theoretische Biologie und des IRI Life Sciences der Humboldt-Universität Berlin.
Die Zahlen lassen sich keinem einzelnen Nutzer zuweisen
Die dort gesammelten und in Grafiken aufgezeigten Bewegungsströme zeigen, ob sich eine Person von einem Landkreis in einen anderen begeben oder innerhalb eines Landkreises bewegt hat. Das Farbspektrum der Karte bewegt sich zwischen Blau (wenig Bewegung), Gelb (durchschnittlich) und Rot (mehr Bewegung). Je blauer ein Landkreis an einem bestimmten Tag eingefärbt ist, desto weniger Menschen sind dort unterwegs.
Die Zahlen, so heißt es auf der offiziellen und für jedermann zugänglichen Internetseite des Forschungsteams, ließen sich keinem einzelnen Nutzer zuweisen. Es gibt auch keine zugewiesenen Daten wie Alter oder Geschlecht. Im Grunde geht es darum, aufzuzeigen, wie sich der Lockdown auf unsere täglichen Bewegungsmuster auswirkt.
Auffällig ist zum Beispiel der 1. Mai, auch im Kreis Dillingen
Was aber genau zeigen diese Daten? Zum Beispiel, dass während des ersten Lockdowns im März im gesamten Bundesgebiet deutlich weniger Menschen als sonst unterwegs waren. Am 21. März wurden 40 Prozent weniger Bewegungsströme erfasst, am 1. Mai sogar 59 Prozent weniger. Etwa ab Mai pendelten sich die Bewegungsdaten wieder auf dem Niveau des gleichen Monats im Vorjahr ein. An sich vergleichen die Forscher die Daten jeweils mit denen des gleichen Monats im Jahr 2019.
Die Daten für den Landkreis Dillingen zeigen ebenfalls ein interessantes Bild. So sank die Mobilität der Menschen hier am 21. März 2020 schlagartig um 60 Prozent. Das war ein Samstag. Danach pendelte sich die aufgezeichnete Mobilität jeweils auf einem Niveau von etwa 30 Prozent unter dem Durchschnitt ein. Auf dem Zeitstrahl ist klar nachzuverfolgen, dass am Wochenende weniger Bewegung stattfand als wochentags. Ende April blieben immer noch deutlich mehr Menschen zu Hause als im gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Auffällig ist auch hier der 1. Mai mit 60 Prozent weniger erfasster Mobilität als im Vorjahr – sonst ein Tag für Ausflüge.
Wie viel bewegen sich die Menschen im Kreis Dillingen jetzt im November
Im Sommer belegen die Daten, was jeder am eigenen Leib erfahren hat: Urlaub zu Hause statt einer Fernreise. Samstage im Juni, Juli und August – sonst klassische Abreise- oder Rückreisetage in oder aus dem Urlaub – fallen in der Grafik auf, weil hier weniger gereist wurde als im Vorjahr. Auffällig ist Sonntag, 19. Juli: Die Mobilität steigt schlagartig um 23 Prozent. Ansonsten aber bleiben die Bewegungsmuster auf Normallevel des Vorjahres. Ende September erfassen die Mobilfunkmasten im Landkreis erstmals mehr Bewegung als sonst üblich um diese Zeit.
Was zeigen die Daten aktuell? Schließlich befinden wir uns seit 2. November im Lockdown light. Wer kann, sollte ins Homeoffice wechseln, und an sich gibt es gewollt weniger Anlässe, aus dem Haus zu gehen. Tatsächlich sinkt die Zahl der registrierten Reisen pünktlich zum 2. November wieder unter den Durchschnittswert um etwa 15 bis sieben Prozent. Die Menschen halten sich also an das Gebot der Stunde, möglichst wenig unterwegs zu sein.
Wie die Zahlen für den Landkreis Dillingen aktuell aussehen
Dass die Mobilität nicht auf solch einen niedrigen Wert wie im Frühjahr sinkt, ist klar. Schulen, Geschäfte und Dienstleister haben weitgehend geöffnet. Viele Arbeitgeber haben am Arbeitsplatz in Sachen Hygiene nachgerüstet, und die Arbeit im Büro ist unter veränderten Bedingungen möglich. Der Trend zu weniger Bewegung hielt allerdings nicht lange. Am Freitag, 13. November, waren sogar acht Prozent mehr Reisen registriert worden. Bis auf die jüngsten Tage pendelte der Wert im einstelligen Bereich – unter und über dem Durchschnitt. Bundesweit sind die Leute dieser Tage rund zehn Prozent weniger unterwegs. Zuletzt sank der Durchschnitt im Landkreis Dillingen am 22. November aber sogar auf 17 Prozent weniger.
Tagesgenaue Daten finden Sie unter covid-19-mobility.org
Lesen Sie dazu auch:
- Das sind die aktuellen Corona-Werte für den Landkreis Dillingen
- Covid-19: Zwei weitere Todesfälle im Landkreis Dillingen
- Corona und Lockdown nerven? Gute-Laune-Tipps aus dem Kreis Dillingen