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Landkreis Dillingen: Teststelle Lauingen: „Es klappt“

Landkreis Dillingen

Teststelle Lauingen: „Es klappt“

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    Die Arbeit der Teststelle Lauingen klappt in den Augen von Dr. Alexander Zaune gut.
    Die Arbeit der Teststelle Lauingen klappt in den Augen von Dr. Alexander Zaune gut. Foto: Berthold Veh

    Gibt es inzwischen mehr/ausreichend und die richtige Schutzkleidung für Sie und ihre Kollegen und Mitarbeiter?

    Dr. Alexander Zaune: Ein Mangel an persönlicher Schutzausrüstung (PSA) besteht in den Praxen generell weiter. Eine Bestandsaufnahme haben wir durchgeführt und eine Bedarfsberechnung. Erste kleinere Lieferungen kommen. Noch reicht es nicht, um den Bedarf zu decken, Spenden habe ich etwa von lokalen Apothekern und Bürgern erhalten, zu gegebener Zeit werde ich mich dazu weiter äußern.

    Was sind die drängendsten Probleme, die Sie als Haus-/Versorgungsarzt derzeit lösen müssen?

    Dr. Zaune: Zunächst mussten wir alle die Teststelle in Lauingen ins Laufen bringen, die Qualität und Sicherheit der Abläufe kontrollieren und eine zeitnahe Weitergabe der Ergebnisse an Hausarzt, Gesundheitsamt und Patient sicherstellen. Dank allen hier wirklich sehr Engagierten ist uns das in sehr kurzer Zeit gut gelungen. Es klappt. Ohne die hervorragende Arbeit des FüGk unter Leitung von Wolfgang Piontek und dem ehrenamtlichen Engagement vieler Kolleginnen und Kollegen an der Abstrichstelle, wäre das nicht möglich gewesen. Und auch PJ-Studierende aus dem Lehrkrankenhaus helfen tatkräftig mit. Dem Kollegen Dr. Jürgen Arnhardt und Team gilt hier mein besonderer Dank, ohne sie wäre das alles ebenfalls nicht möglich gewesen. Im Rahmen meines gesetzlichen Auftrages sollten das ärztliche Kernteam um meinen Stellvertreter Rainer Schindler und ich in Absprache mit den haus- und fachärztlichen Kollegen Covid-19-Schwerpunktpraxen benennen, das haben wir in Einvernehmen mit dem Landrat im Konsens getan (wir berichteten). Ferner drängend sind Materialbestandsaufnahme und Bedarfsplanung und die Verteilung der geringen Bestände. Notwendig sind weiter Absprachen mit kassenärztlicher Vereinigung, der Ärztekammer, und wirklich sehr vielen anderen Stellen. Bezüglich der Heimversorgung arbeiten die Kollegen Dr. Doris Roller, Schindler und Linda van Malland aus dem ärztlichen Kernteam intensiv an einem erweiterten Konzept für die Heime während der Pandemie.

    Spielen sich gewisse Vorgänge inzwischen ein? Etwa, dass Patienten mit Corona-Symptomen erst anrufen, oder dass die 116117 (ärztlicher Bereitschaftsdienst) besser erreichbar ist oder dass die Abläufe in den Praxen betreffs Hygiene reibungsloser ablaufen?

    Dr. Zaune: Die Kollegen haben ihre Abläufe an die Pandemie angepasst. Die allermeisten Patienten haben auch Verständnis, dafür möchte ich mich wirklich bedanken. Die Sicherstellung ernster, nicht-Covid-19-bedingter Krankheitsbilder ist gewährleistet. Manch anderes muss aktuell manchmal warten, vor allem auch die Bürokratieprobleme. Und die Patienten, die dafür kein Verständnis haben? Ja, das kann ich auch nicht ändern. Bezüglich „Hygiene“ gab es auch vorher strenge Vorgaben. Das Problem ist, das kassenärztliche Praxen einen gewissen Bestand an persönlicher Schutzausrüstung haben, jedoch natürlich nicht den Bedarf für eine Pandemie kontinuierlich vorrätig halten, und auch bei früher Bestellung zu Beginn war eben kaum etwas lieferbar. Die 116117 haben wir lokal bezüglich Abstrichen deutlich entlastet durch unsere Abstrichstelle und erfüllen die Aufträge zu wirklich indizierten Abstrichen zeitnah und reibungslos.

    Gibt es auch einen Erfahrungsaustausch über Land(-kreis)-Grenzen hinweg?

    Dr. Zaune: Ja, ich befinde mich in einem engen Austausch mit den Kollegen, den Versorgungsärzten Sebastian Völkl für Donau-Ries und Dr. Jakob Berger für Augsburg.

    Was würden Sie sich noch wünschen, sei es von der Politik, von Patienten oder vom Landrat, …?

    Dr. Zaune: Landrat Schrell hat mich ja sehr zeitnah berufen und unterstützt mich, wo er kann, ein Büro zum Arbeiten war rasch voll funktionsfähig eingerichtet. Auch habe ich zwei Mitarbeiterinnen des Landratsamtes bekommen. Daneben haben die Dillinger Hausärzte zwei erfahrene medizinische Fachangestellte (MFA) gestellt. Lokal klappt das ausgezeichnet, mein Team arbeitet sehr gut zusammen.

    Wann rechnen Sie mit dem Katastrophenfall? Sind wir darauf im Landkreis und im ganzen Land gut vorbereitet?

    Dr. Zaune: Die Pandemie läuft ja. Wir müssen weiter sehr wachsam bleiben. Landratsamt, FüGK (Führungsgruppe Katastrophenschutz), Gesundheitsamt, die Krankenhäuser, Notärzte, niedergelassene Kassenärzte mit ihren MFAs, Rettungsdienst, BRK, THW, die Heime und viele andere arbeiten unter Hochdruck im Landkreis sehr gut zusammen, um die Pandemie einzudämmen. Die Vorbereitung im Land sollte Bestandteil einer intensiven gesamtgesellschaftlichen politischen Diskussion im Nachgang sein, aktuell müssen wir intrapandemisch handeln. Und das tun wir hier ja auch.

    Was ist von Antikörpertests beim Hausarzt zu halten?

    Dr. Zaune: Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Man muss die statistischen Testgütekriterien Sensitivität (Fähigkeit des Tests, Infizierte als infiziert zu erkennen) und Spezifität (Fähigkeit des Tests, Nichtinfizierte als Nichtinfiziert zu erkennen) und den positiven und negativen Vorhersagewert wissen. Dafür braucht man eine Kenntnis der Häufigkeit der Infektion in der Bevölkerung (sogenannte Prävalenz). Antikörper eignen sich nicht für eine Frühdiagnostik, da sie erst im Laufe der Erkrankung langsam auftreten, den Direkt-Nachweis (Abstrich-PCR) können sie aber ergänzen. Ein isolierter Antikörpertest in der aktuellen Form kann noch nicht für eine wirklich sichere Aussage über eine durchgemachte Infektion beziehungsweise die Immunität einer einzelnen Person herangezogen werden. Das Vorgehen hier sollte letztlich individuell mit dem Hausarzt geklärt werden. Man sollte sich der möglichen Fallstricke falsch positiver und falsch negativer Ergebnisse bewusst sein. Sinnlose Testungen sollte man generell meiden, die können nämlich auch krank machen. Daran krankt ja auch das ganze System zuweilen.

    Trage ich lieber einen Schal/ein Tuch vor dem Gesicht als gar nichts?

    Dr. Zaune: Prinzipiell ja, man würde vor allem andere etwas schützen.

    Was halten Sie von einer Tracking-App um festzustellen, ob ein Covid-19-Erkrankter mit mir im Kontakt war?

    Dr. Zaune: Aktuell intra-pandemisch und mit den Kolleginnen und Kollegen und unseren MFAs an der Corona-Front stehend als Hausarzt? Ehrlich gesagt: Nichts.

    Geraten in der Krise andere, wesentliche Dinge nun in den Hintergrund, etwa die drohende/massive Zeckenplage?

    Dr. Zaune: Ich habe darüber mit den Chefärzten Dr. Wolfgang Geisser, Dr. Ulrike Bechtel, Dr. Xaver Kapfer und Dr. Franz von Hoch intensiv gesprochen, und es oben ja bereits angedeutet. Die weiterlaufende Versorgung etwa von Herzinfarkten, Schlaganfällen, intensivmedizinischen Bildern auch ohne Corona, Dialysen und dringliche Operationen etc. ist gewährleistet. Ich möchte ausdrücklich sagen, dass die Krankenhäuser mit allen dort Beschäftigten Bewundernswertes leisten. Die Zeckenplage ist kein dringliches Problem, das ist natürlich primär im Rahmen der Regelversorgung in den Hausarztpraxen sichergestellt.

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