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Landkreis Dillingen: Super Bowl: Auch ohne Party wird es heute eine lange Nacht im Kreis Dillingen

Landkreis Dillingen

Super Bowl: Auch ohne Party wird es heute eine lange Nacht im Kreis Dillingen

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    2018 besuchte Football-Fan Simon Gebele ein Preseason-Heimspiel der San Francisco 49ers.
    2018 besuchte Football-Fan Simon Gebele ein Preseason-Heimspiel der San Francisco 49ers. Foto: gebele

    Für US-Amerikaner ist es der Tag des Jahres. Zumindest, wenn sie sich für Sport interessieren. Super Bowl – das Saisonendspiel der National Football League (NFL). In der Nacht von Sonntag auf Montag mitteleuropäischer Zeit ist es wieder soweit (ProSieben, Übertragung ab Sonntag, 22.40 Uhr; Anpfiff Montag, 0.30 Uhr). Und das Duell Tampa Bay versus Kansas City im Tampa Bay/Florida verspricht epische Dimensionen. Weshalb trotz Corona-Zeiten auch im Landkreis Dillingen wieder viele Football-Fans vor den Fernseher sitzen – und etwas müder als sonst zur Arbeit am Montag erscheinen werden.

    Erstmals ein "Heimspiel"

    Bei der 55. Austragung spielt erstmals ein „Heimteam“ am bereits vor Saisonbeginn festgelegten Endspielort. Das Aufeinandertreffen der beiden Star-Quaterbacks ist ein Duell Jung gegen Alt. Aufseiten der Kansas City Chiefs verteilt der erst 25-jährige Vorjahresgewinner Patrick Mahomes die Bälle, bei den Tampa Bay Buccaneers Altstar Tom Brady (43). Dessen Karriere schien – nach sechs Super-Bowl-Triumphen und der Trennung von seinen New England Patriots aus Boston – beim Underdog-Team im Sunshine State eher unspektakulär auszulaufen. Und jetzt steht Brady zum zehnten Mal in einem Finale.

    Baseball und Basketball sind die beiden anderen Lieblingssportarten in den USA. Dabei werden die Jahresmeister aber jeweils in einer Best-off-Serie ermittelt, ein echtes Endspiel gibt es nur beim Football. Während weltweit rund eine Milliarde Menschen das Match live verfolgen, ist auch in Deutschland die Gemeinde der Football-Begeisterten seit Jahren stetig größer geworden. Super-Bowl-Partys mit Burgern, Popcorn, Bier und Cola wurden immer öfter auch in nordschwäbischen Wohnzimmern gefeiert.

    Keine Party im Kreis Dillingen, aber 22.000 Fans im Stadion

    Wobei Corona jedoch heuer den Football-Fans im Landkreis Dillingen einen Strich durch die Gute-Laune-Rechnung macht. Im Raymond James Stadium von Tampa sind statt der möglichen 75000 wegen der Pandemie nur 22.000 Zuschauer zugelassen. Und daheim vor dem Fernseher müssen die aktuell in Bayern geltenden Beschränkungen eingehalten werden.

    Philipp Spring aus Weisingen spielte rund zwei Jahre aktiv Football bei den Augsburg Raptors als Wide Receiver. „Leider konnte ich diesen Sport nicht länger parallel zum Fußball ausüben“, erklärt er. Umso lieber verfolgt er die NFL regelmäßig bei den Übertragungen eines Streaming-Dienstes. Sein Lieblingsteam sind die Dallas Cowboys, sein Favorit im diesjährigen Finale die Tampa Bay Buccaneers. Zuletzt verfolgte Spring den Super Bowl mit Freunden, gelegentlich auch im Vereinsheim des FC Weisingen in größerer Runde.

    Football-Fans aus Höchstädt: „Packer“ Patrick Wanek (links) und „Patriot“ Sebastian Wanek.
    Football-Fans aus Höchstädt: „Packer“ Patrick Wanek (links) und „Patriot“ Sebastian Wanek. Foto: wanek

    „In diesem Jahr darf oder muss meine Partnerin das Spiel mit mir daheim ansehen“, sagt der Weisinger und beschreibt, warum es ihm dieser uramerikanische Sport so angetan hat: „Am meisten fasziniert mich am Football die individuelle Taktik in den verschiedenen Mannschaftsbereichen. In kaum einer anderen Sportart sind das Trainerteam und dessen taktische Ausrichtung derart einflussreich auf das Geschehen.“ Spring war in den letzten Jahren bei mehreren Spielen in Amerika und London live im Stadion.

    "Ein Wahnsinnsevent"

    Auch Christoph Kehrle Fußball- Trainer beim Bezirksligist TSV Wertingen, ist seit etwa drei Jahren Football-Fan und schaut regelmäßig die Spiele mit dem „Ei“. Sein Lieblingsteam sind die New England Patriots. „Allerdings waren die heuer nicht so gut. Deswegen tippe ich ganz klar auf den Super-Bowl-Sieger Tom Brady,“ so Kehrle. Ein befreundetes Ehepaar hatte ihn einmal zum Super-Bowl-Schauen eingeladen – und seitdem ist er mit dem Footballfieber infiziert: „Wir haben dann immer gemeinsam mitgefiebert. Er ist schon ein Wahnsinnsevent, der Super Bowl.“

    Kehrle: „Heuer werde ich mir das Finale zwangsläufig ohne Bekannte zu Hause vor dem Fernseher anschauen. Mal sehen, ob ich dann am Montag frei brauche von der Arbeit“, meint der Fußball-Coach mit Vorausblick auf eine lange Nacht. Ihn fasziniert am Football die Vielzahl der Spielzüge, die die einzelnen Akteure draufhaben müssen. Und dass das Wohl und Wehe eines Team stark abhängig ist von einem Spieler, dem Quarterback.

    Philipp Spring (dunkles Trikot) beim Football mit den Augsburg Raptors.
    Philipp Spring (dunkles Trikot) beim Football mit den Augsburg Raptors. Foto: phs

    Auch Simon Gebele, der für den FC Osterbuch Fußball spielt, ist im Football-Fieber. Er war sogar schon bei zwei Partien live im Stadion: „Vor ein paar Jahren zum Geburtstag auf einem London-Game mit Freunden. Da spielte Jacksonville gegen Baltimore. Und vor zwei Jahren in San Francisco zu einem sogenannten Preseason-Spiel, also einem Vorbereitungsspiel, als ich beruflich in Amerika zu tun hatte. Die Atmosphäre und Fans in Amerika sind der Hammer!“

    Gebele zählt sich selbst zum den „12th“ – wie die Seattle-Fans bezeichnet werden. Nordtribüne im Stadion der Seahawks die große blaue Fahne mit der Zahl 12 gehisst wird, machen sich die Fans lautstark bemerkbar – alt „zwölfter Mann“.

    Simon Gebele (grüne Mütze, Mitte) bei einem NFL-Spiel in London.
    Simon Gebele (grüne Mütze, Mitte) bei einem NFL-Spiel in London. Foto: gebele

    Für Simon Gebele sind die Chiefs aus Kansas diesmal die Favoriten auf den Titel. „Aber Tom Brady würde ich es wirklich gönnen, da er nach dem Teamwechsel direkt wieder in das Finale eingezogen ist“, sagt der Osterbucher. Er verfolgt „jeden verdammten Sonntag“ in Nicht-Corona-Zeiten die NFL-Spiele mit Freunden. Aktuell aber nur mit einem Kumpel zusammen. Sonst traf sich zum Super Bowl immer eine größeren Gruppe. Dann wurde immer viel Fleisch gegrillt, Salate und selbst gemachte Guacamole verzehrt.

    "Mit viel Weizen und Fleisch" in Osterbuch

    „Nach Verlängerung des Lockdowns geht das leider heuer nicht, aber wir werden uns zu zweit eine Nacht mit viel Weizen und Fleisch gönnen“, freut sich Gebele auf Sonntag. Er ist grundsätzlich der Meinung, dass ein Footballmatch viel spannender und aktionsreicher ist als Fußballspiel: „Jederzeit kann alles passieren. Gleichzeitig sind die Spieler viel fairer zueinander.“ Außerdem seien die Teams ausgeglichener, was auf das Draftsystem bei der Neulingsverpflichtung zurückzuführen sei.

    Dem Höchstädter Sebastian Wanek haben es New England Patriots aus Boston besonders angetan, die mit Tom Brady als Quarterback sechs Super Bowls gewann. Brady bildete dort zusammen mit Rob Gronkowski (Tight End) ein magisches Duo. Gronkowski wechselte mit Brady zum Super-Bowl-Finalisten Tampa – weshalb Wanek den Bucs die Daumen drückt. Allerdings sind die Chiefs in der Favoritenrolle. „Ich habe keinen Sonntag dieser Saison verpasst und die Spiele im TV angeschaut“, sagt Wanek. Alleine oder zu zweit. „Vor Corona waren wir immer in einer Gruppe von fünf bis sechs Mann“, hofft er bald wieder auf ein Gemeinschaftserlebnis.

    Auf die richtige Taktik kommt es an

    Heuer ist aber zunächst auch für die Fans die richtige „Taktik“ wichtig: „Wir werden uns für diesen Super Bowl in mehrere Gruppen aufteilen und jeweils zu zweit das Finale verfolgen“, erklärt Wanek. Er schwärmt: „Der Hype in Amerika um diese Sportart und vor allem um die Play Offs sowie den Super Bowl ist einfach der Wahnsinn. Das fesselt einen!“ Live beim Football im Stadion war Sebastian Wanek noch nicht: „Aber das wird auf jeden Fall noch nachgeholt!“

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