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Landkreis Dillingen: Steht die Flüchtlingshilfe im Landkreis Dillingen vor dem Aus?

Landkreis Dillingen

Steht die Flüchtlingshilfe im Landkreis Dillingen vor dem Aus?

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    Der Dillinger Asylhelferkreis sucht dringend weitere ehrenamtliche Helfer. Denn in der aktuellen Pandemie-Situation fallen nicht nur andere Angebote aus, sondern auch Helfer, die Risikopatienten sind. Gleichzeitig kommen andere Probleme bei der Flüchtlingsarbeit dazu.
    Der Dillinger Asylhelferkreis sucht dringend weitere ehrenamtliche Helfer. Denn in der aktuellen Pandemie-Situation fallen nicht nur andere Angebote aus, sondern auch Helfer, die Risikopatienten sind. Gleichzeitig kommen andere Probleme bei der Flüchtlingsarbeit dazu. Foto: Matthias Becker/Symbolbild

    Auch Geflüchtete leiden unter den Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie. Das bereitet vor allem dem Dillinger Helferkreis Asyl/Migration Sorge. Cornelia Kügel-Merkel, die stellvertretende Vorsitzende der Unterstützergruppe hatbemerkt: „Kinder und Eltern unterhalten sich in der Heimatsprache, die Kontakte zu anderen Kindern, sieht man vom Schul- oder Kindergartenbesuch ab, sind gerade jetzt sehr beschränkt.“

    Flüchtlinge im Landkreis Dillingen können Kontakte kaum pflegen

    Erika Lüters, eine ehrenamtliche Helferin der ersten Stunden, ergänzt: „Es betrifft nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen, da die Außenkontakte spürbar eingeschränkt sind und vor allem die Kontakte zu deutschen Familien aufgrund der Auflagen kaum noch gepflegt werden können.“ Und Georg Schrenk, der Vorsitzende der seit 2014 tätigen Helfergruppe, stellt fest, dass die Nachhilfeangebote des Helferkreises fast alle zum Erliegen gekommen sind. Er zählt in einer Pressemitteilung weitere Probleme auf:

    Die Ehrenamtlichen, die in der Nachhilfe tätig sind und waren, gehören meist zur sogenannten Risikogruppe. Franz Brichta, ehemaliger Unternehmer, der sich besonders der in einer Berufsausbildung stehenden Geflüchteten annimmt, sieht bei seinen „Schützlingen“ in Ausbildung Bedarf an Fachmathematik und Fachkunde. Glaser zum Beispiel brauchen anspruchsvolles Fachrechnen für Glaser, Friseure wiederum Fachrechnen für Friseure. Wer kann das bei Berücksichtigung der Pandemie durchführen?

    Nachhilfe für Flüchtlinge extrem erschwert

    Digitale Medien: Internet ist in den angemieteten Privatwohnungen und den dezentralen Unterkünften sowie in der Gemeinschaftsunterkunft vorhanden, jedoch ist die Leistungsfähigkeit nicht immer optimal. Oft fehlt es auch an der Hardware. Hausaufgaben über Smartphone sind nur bedingt lösungsorientiert. Kinder von Geflüchteten, die noch Asylbewerber oder Geduldete sind, kommen nicht in den Genuss des sogenannten Kinderbonus von 300 Euro. Dieser Betrag hätte sehr gut für den Kauf von Hard- und Software eingesetzt werden können, um den Kindern bessere Chance beim Homeschooling zu ermöglichen, meinen die Dillinger Asylhelfer.

    Kontaktloser Schriftverkehr mit Behörden fällt vielen Geflüchteten schwer. Dann wenden sie sich per Whatsapp an Schrenk.

    Wartezeiten bei Anträgen bei Behörden seien teils sehr lang. Bei beantragten Familienzusammenführungen bis zu zwei Jahren und mehr.

    Trauma haben viele Geflüchtete erlitten. Jetzt sollen sich manche einen Heimatpass beschaffen – bei einer Behörde, die coronabedingt zu hat oder deren Besuch bei dem Geflüchteten alte Wunden aufreißt. Der Dillinger Helferkreis könne dies belegen. Aufgrund der vielen Gespräche kommt Georg Schrenk zu der Feststellung, dass bezüglich einer Traumabehandlung kaum Fortschritte feststellbar sind. Die dafür vorhandenen Fachkräfte reichten bei weitem nicht aus.

    Flüchtlingsberater wird vermutlich nicht weiter beschäftigt

    Wohnungsnot führt dazu, das teils Familien mit sieben Personen in einer Drei-Zimmer-Wohnung leben. Auf Anfragen bei Vermietern oder auch bei Immobilienanbietern bekämen die Geflüchteten oft keine Antwort. Die Integrationslotsin des Landratsamtes leiste gute Arbeit, größere Wohnungen habe sie aber kaum in ihrem Angebot.

    Langzeitgeduldete würden laut Schrenk teils fünf, teils 20 Jahre im Landkreis ihr Dasein fristen. „Darunter auch Familien mit Kindern, die schon gut integriert sind“, so der Vorsitzende der Unterstützergruppe. Leider erhielte man von staatlichen Stellen nur den Hinweis, dass dieser Personenkreis ja verpflichtet wäre, auszureisen. Ob die Abschiebung von Langzeitgeduldeten mit den Menschenrechten und christlichen Grundwerten zu vereinbaren sei, frage er die Entscheidungsträger in Politik und Gesellschaft.

    Ein Flüchtlings- und Integrationsberater der Diakonie Neu-Ulm wird vermutlich nicht weiter beschäftigt. Gemeinsam mit der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Dillingen und anderen Stellen wird versucht, eine Lösung zu finden.

    „Dass die Integration in Dillingen Fortschritte macht, dafür sind die Ehrenamtlichen Gewähr“, betont Schrenk. Doch diese Aufgabe sei nicht in fünf, sechs Jahren zu stemmen. Die Ehrenamtlichen in der Unterstützergruppe würden sich freuen, wenn mehr Einheimische mithelfen, die Herausforderung zu bewältigen. Inzwischen arbeiten auch einige Geflüchtete aktiv als Ehrenamtliche mit. (pm)

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