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Landkreis Dillingen: So schützen Sie sich vor fiesen Trickbetrügern

Landkreis Dillingen

So schützen Sie sich vor fiesen Trickbetrügern

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    Die Polizei meldet auch bei uns im Landkreis Dillingen immer mehr Fälle, bei denen Trickbetrüger versuchen, Senioren am Telefon um viel Geld zu betrügen. Vor allem Senioren sind häufige Opfer.
    Die Polizei meldet auch bei uns im Landkreis Dillingen immer mehr Fälle, bei denen Trickbetrüger versuchen, Senioren am Telefon um viel Geld zu betrügen. Vor allem Senioren sind häufige Opfer.

    Der 21. August ist 2020 nicht nur ein Freitag, sondern auch der offizielle „Tag der Senioren“. Jährlich wird er an diesem Datum begangen. Die Senioren sollen geehrt werden. In der vergangenen Woche haben sich aber bei uns im Landkreis Dillingen viele Beispiele ereignet, die genau das Gegenteil zeigen. Fast täglich meldet die Polizei Fälle von Trickbetrug – dabei sind vor allem unsere Omis und Opis Opfer. Kriminalhauptmeisterin Sandra Gartner von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Dillingen kennt die Tricks alle: Den Enkeltrick, den großen Gewinn, für den leider noch eine Gebühr von 2000 Euro fällig ist, oder den vermeintlichen Ermittler, der die Habseligkeiten schützen möchte. Im Interview schildert die 38-jährige Buttenwieserin, wie die Täter vorgehen und ob tatsächlich nur Rentner in die Falle tappen.

    Es scheint, als wären vor allem ältere Menschen Opfer von Betrugsmaschen. Können Sie das bestätigen?

    Sandra Gartner: Die Telefonbetrüger und Betrug an der Haustür trifft tatsächlich vor allem Senioren.

    Vor allem Senioren sind betroffen

    Wieso gerade ältere Menschen?

    Gartner: Der Widerstand ist bei älteren Menschen kleiner. Viele Senioren haben allgemein wenig Kontakt zu anderen und sind viel allein. Außerdem sind sie greifbarer und fast immer zu Hause. Viele Hinweise finden sich allein schon im Telefonbuch. Namen wie Josef oder Philomena weisen darauf hin, dass es sich um ältere Menschen handeln könnte. Wir empfehlen deshalb, den Vornamen auf den ersten Buchstaben zu kürzen.

    Jüngere Menschen betreffen Betrugsmaschen gar nicht?

    Gartner: Doch, auch junge Menschen fallen auf Betrüger hinein, zum Beispiel auf den „Microsoft-Betrug“: Vermeintliche Mitarbeiter von Microsoft rufen einen an und sagen, dass etwas mit dem eigenen PC nicht stimme. Für eine kostenpflichtige Reparatur will der Anrufer vollen Zugriff auf den Computer haben.

    Diese Woche meldete die Polizei einen Fall, bei dem eine Wertingerin „gespooft“ wurde: Der Anrufer hatte die Nummer eines seriösen Unternehmens verwendet. Kommt das häufiger vor?

    Gartner: Technisch ist alles möglich und man darf nie einer Nummer auf dem Display vertrauen. Beim „falscher Polizist“-Trick wird die 110 eingeblendet. Bei einem Opfer wurde der Notruf mit der Augsburger Vorwahl 0821 anzeigt. Der Angerufene war daraufhin misstrauisch, wurde auf Nachfrage jedoch nur intern mit einem weiteren Betrüger verbunden. Die Polizei würde per Telefon niemals Daten abfragen. Deshalb gilt: Egal welche Nummer angezeigt wird, immer erst auflegen und die bekannte Nummer selbst anrufen, anstatt die Rückruftaste zu betätigen. In diesem Fall die 110. Das Gleiche gilt auch für den Enkeltrick.

    Enkeltrick und Rückruftaste

    Die Trickbetrüger lernen auch dazu, oder?

    Gartner: Es kommen immer wieder neue Maschen dazu, über die wir aufklären. Aber den Enkeltrick gibt es schon seit Ewigkeiten – und der ist immer noch erfolgreich. Im Grunde ist es immer der gleiche Ablauf: Es wird eine Notlage vorgetäuscht, Druck erzeugt und zur Verschwiegenheit verdonnert.

    Die Betrüger verlangen manchmal Amazon-Gutscheine, um Gebühren zu begleichen. Warum?

    Gartner: Diese Masche funktioniert genauso mit Paysafe- oder U-Cash-Karte, die man an der Tankstelle kaufen kann. Beim Bezahlen erhält man einen Code. Mit diesem Code kann der Betrüger Bargeld abheben. Damit lässt sich die Summe nur schwierig zurückverfolgen.

    Gibt es klare Kennzeichen dafür, dass es sich um einen Trickbetrüger handelt?

    Gartner: Wenn Fragen über persönliche Daten kommen. Wenn sich jemand als Behörde ausgibt. Es gibt tausende Maschen. Wichtig ist: Sich nie unter Druck setzen lassen und immer Rücksprache mit vertrauten Menschen halten und keine Zugeständnisse machen. Ein gesundes Misstrauen empfehlen wir immer. Nie voreilig handeln oder Fremden Geld überweisen. Gerade bei Gewinnversprechen: Es ruft jemand an. Sie hätten etwas gewonnen, aber eine Gebühr sei dafür fällig. Gewinne sollten nie etwas kosten. Und man muss sich die Frage stellen: Habe ich überhaupt an diesem Gewinnspiel teilgenommen?

    Niemals Bankdaten angeben

    Und wenn es bereits zu spät ist: Wie hoch stehen die Chancen, das Geld zurückzubekommen?

    Gartner: Wer aktiv Geld überweist, kann es in der Regel nicht mehr zurückholen. Es wird oft ins nicht-europäische Ausland überwiesen. Die Ermittlungen gestalten sich immer recht schwierig. Anders ist es bei einer Abbuchung per Lastschrift, da kann man das Geld zurückholen.

    Damit es erst gar nicht so weit kommt, ist die Aufklärung der Beratungsstelle umso wichtiger, oder?

    Gartner: Ja, genau. Wir haben zum Beispiel die Banken in den Landkreisen Dillingen und Donau-Ries mit ins Boot geholt. Die Banken stehen zwischen Tätern und Opfern. Wenn die Bankangestellten aufmerksam sind, kann vieles verhindert werden.

    Sandra Gartner
    Sandra Gartner

    Inwiefern?

    Gartner: In den Banken gibt es Informationsmaterial der Polizei und die Kunden werden zur Vorsicht ermahnt. Wenn den Bankangestellten etwas komisch vorkommt, geben sie der Polizei Bescheid.

    Hat die Aufklärungsarbeit Erfolg?

    Gartner: Auf jeden Fall. Durch die mediale Präsenz in der Zeitung und durch unseren Auftritt in den sozialen Netzwerken erreichen wir ganz viele Menschen. Damit haben wir mit Sicherheit schon vieles verhindert. Präventionsarbeit ist schwer messbar, aber extrem wichtig.

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