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Landkreis Dillingen: So reagieren die Parteien im Kreis Dillingen auf das Wahlergebnis

Landkreis Dillingen

So reagieren die Parteien im Kreis Dillingen auf das Wahlergebnis

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    Ausgelassen feierten Genossen im Landkreis Dillingen am Sonntagabend in der Gaststätte Poseidon in Höchstädt die Stimmenzugewinne der SPD. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Sozialdemokraten als stärkste Partei bei der Bundestagswahl vorne. Auf dem Foto von rechts: Kreisvorsitzender Dietmar Bulling, Manfred Maneth, Höchstädts Ortsvorsitzender Wolfgang Konle, Hubert Probst, Ex-OB-Kandidat Tobias Rief und Dillingens Ortsvorsitzender Philipp Kaltenegger.
    Ausgelassen feierten Genossen im Landkreis Dillingen am Sonntagabend in der Gaststätte Poseidon in Höchstädt die Stimmenzugewinne der SPD. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Sozialdemokraten als stärkste Partei bei der Bundestagswahl vorne. Auf dem Foto von rechts: Kreisvorsitzender Dietmar Bulling, Manfred Maneth, Höchstädts Ortsvorsitzender Wolfgang Konle, Hubert Probst, Ex-OB-Kandidat Tobias Rief und Dillingens Ortsvorsitzender Philipp Kaltenegger. Foto: Benjamin Reif

    Die Würfel sind gefallen. Der Wahlkreis Donau-Ries, zu dem auch der Landkreis Dillingen gehört, wird künftig aller Voraussicht nach wieder mit zwei Bundestagsabgeordneten in Berlin vertreten sein. Schon früh am Sonntagabend zeichnete es sich klar ab: CSU-Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange hat das Direktmandat gewonnen. Der Nördlinger Erststimmenbewerber wurde mit deutlichem Abstand zum vierten Mal in den Bundestag gewählt.

    Der gute Platz auf der SPD-Landesliste sichert Schmids Wahl

    Dort wird künftig auch der Alerheimer Bürgermeister Christoph Schmid vertreten sein. Der SPD-Kandidat verlor zwar das Duell um die Erststimme gegen Lange. Weil Schmid aber bei den Sozialdemokraten auf Platz neun der Landesliste rangiert, wird auch er den Wahlkreis 254 künftig im Bundestag vertreten. Nach dem Ausscheiden der SPD-Bundestagsabgeordneten Gabriele Fograscher im Jahr 2017 fahren demnach nun wieder zwei Abgeordnete aus der Region zu den Sitzungen im Berliner Reichstag. Von den anderen zwölf Kandidaten und Kandidatinnen in der Region spielten nur Edeltraud Schwarz (AfD) und Ulrich Reiner (FW) bei den Erststimmen eine größere Rolle.

    Ulrich Lange (CSU) ist am Sonntag zum vierten Mal direkt in den Bundestag gewählt worden.
    Ulrich Lange (CSU) ist am Sonntag zum vierten Mal direkt in den Bundestag gewählt worden. Foto: Jochen Aumann

    Winter: Es war eine stete Abwärtsbewegung spürbar

    Überschwängliche Freude bei den einen, Frust bei den Christsozialen: Der Ausgang der Bundestagswahl spiegelte sich deutlich in der Stimmungslage der Parteivorsitzenden im Landkreis Dillingen wider. CSU-Kreisvorsitzender Georg WinterGeorg Winter sagt nach der ersten Hochrechnung, bei der die SPD 1,6 Prozentpunkte vor der Union liegt: „Natürlich ist man enttäuscht, wenn man verliert.“ Die Union habe dieses Mal wie bei der ersten Wahl von Angela Merkel im Jahr 2005 keinen Amtsbonus gehabt. „Die Stimmung im Wahlkampf war extrem, nach dem Lacher von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet im Flutgebiet war eine stetige Abwärtsbewegung spürbar“, sagt Landtagsabgeordneter Winter. 2005 habe sich

    Der Alerheimer Bürgermeister Christoph Schmid (SPD) hat über die Liste ein Bundestagsmandat errungen.
    Der Alerheimer Bürgermeister Christoph Schmid (SPD) hat über die Liste ein Bundestagsmandat errungen. Foto: Jochen Aumann

    Anders dagegen die Stimmung bei den Sozialdemokraten im Landkreis, die bei der Wahlparty in der Gaststätte Poseidon in Höchstädt ausgelassen feiern. SPD-Unterbezirksvorsitzender Dietmar Bulling freut sich riesig über das Ergebnis. „Ein großartiger Tag für die Sozialdemokratie“, sagt er. Vor Monaten sei die SPD noch bei 15 Prozent gelegen, dass sie jetzt – wenn auch knapp – stärkste Kraft wird, sei ein „Riesenerfolg“. „Ich gehe davon aus, dass Olaf Scholz Bundeskanzler wird“, so Bulling. Armin Laschet könne er sich in dem Amt nicht vorstellen, nachdem die Union so abgestraft worden sei. Der Kreisvorsitzende tendiert nach den ersten Ergebnissen zu einer Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP. Dass die AfD im Kreis in den ersten Hochrechnungen ein relativ starkes Ergebnis eingeholt hat, sei weniger erfreulich. „Insgesamt gewinnen aber sicherlich die demokratischen Parteien.“ Besonders freut Bulling, dass Christoph Schmid aller Voraussicht nach in den Bundestag einzieht. „Das ist eine tolle Sache für uns.“

    Grünen-Kreissprecherin Angela von Heyden freut sich: „Das ist das beste Ergebnis, das wir jemals hatten.“ Sie sei froh um jede Stimme, schließlich gehe es um die großen Themen: Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit. Und gerade ersteres sei endlich auch bei anderen Parteien angekommen. Ihre Hoffnung: Dass „jede Regierung, egal wie sie aussieht“, jetzt mehr auf Klimaschutz achte. Groß enttäuscht, dass Annalena Baerbock aller Voraussicht nach nicht die nächste Kanzlerin wird, ist von Heyden nicht. „Das wäre schon ein Wunder gewesen im ersten Anlauf.“ Schließlich sei Baerbock deutlich jünger als ihre Gegenkandidaten – und dazu weiblich. Die Wählerinnen und Wähler müssten sich an solche Kandidatinnen erst einmal gewöhnen. Beim Thema Klimaschutz müssten andere Parteien jetzt von den Grünen abkupfern. Sie sei zuversichtlich, dass die Grünen bald in der Bundesregierung sitzen. „Aber es bleibt spannend.“

    FDP-Kreisvorsitzender Alois Jäger ist euphorisch nach den ersten Hochrechnungen. „Zwölf Prozent sind ein tolles Ergebnis für die Liberalen“, sagt der Bezirksrat, der mit Mitgliedern der Liberalen im Gasthof Berg in Höchstädt eine Wahlparty feiert. Die Gesamtkonstellation sei erfreulich, denn die FDP habe eine große Chance, an der neuen Regierung mitzuwirken. „Da sind wir mit dabei“, freut sich Jäger, der ein Jamaika-Bündnis (Schwarz-Gelb-Grün) favorisieren würde. Eine Ampel, die Koalition der FDP mit SPD und Grünen, könne er sich dagegen nicht so recht vorstellen.

    Markus Müller, Kreisvorsitzender der Freien Wähler, gratuliert im ersten Moment Ulrich Lange (CSU) als direkt gewähltem Abgeordneten und auch Christoph Schmid (SPD), der es aller Voraussicht nach auch in den nächsten Bundestag schaffen wird. „Thematisch gibt es viel zu tun“, so Müller. Zum Beispiel sei eine Verbesserung der medizinischen Versorgung mit Stärkung der kleinen Krankenhäuser wie Dillingen und Wertingen dringend nötig. Zum Ergebnis seiner Partei sagt er: „Die Freien Wähler sind in Bayern stärker und in den Kommunen fest verwurzelt. In vielen anderen Bundesländern und im Bund sind wir noch nicht soweit. Dies spiegelt sich in unserem Gesamtergebnis. Mit Ulrich Reiner hatten wir einen hervorragenden Kandidaten, nicht nur fachlich, sondern auch persönlich. Sein Wahlkampf war engagiert und sympathisch.“

    Erich Seiler, Vorsitzender des AfD-Kreisverbandes, sagt, er sei eben erst aus dem Wahllokal zurückgekommen, wo er als Wahlbeobachter unterwegs war. Die Ergebnisse der AfD auf Bundesebene nennt er „akzeptabel“. Als Oppositionspartei sei es immer schwieriger, man habe weniger Handlungsspielraum. Seiler sieht die rechtsextreme Partei aber – trotz des bislang schlechteren Abschneidens als 2017 – als gefestigt an. Seiler sagt: „Nachdem die AfD 2017 zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag eingezogen ist und stärkste Oppositionspartei wurde, ist nun festzustellen, dass die AfD ihre Stammwählerschaft hat.“

    Totale Ernüchterung bei der Linkspartei

    Der Kreisvorsitzende der Linkspartei, Manfred Seel, ist total ernüchtert. „Glücklich bin ich nicht, dass wir Linken bundesweit und im Wahlkreis Donau-Ries halbiert wurden“, sagt Seel.

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