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Landkreis Dillingen: So kommt die digitale Fit for Job im Landkreis Dillingen an

Landkreis Dillingen

So kommt die digitale Fit for Job im Landkreis Dillingen an

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    Die Fit for Job findet zum ersten Mal rein digital statt. Nutzen das die Schülerinnen und Schüler oder nicht? Lehrer und Lehrerinnen finden das Angebot gut, sagen aber auch: Das Digitale kann das Persönliche nicht ersetzen.
    Die Fit for Job findet zum ersten Mal rein digital statt. Nutzen das die Schülerinnen und Schüler oder nicht? Lehrer und Lehrerinnen finden das Angebot gut, sagen aber auch: Das Digitale kann das Persönliche nicht ersetzen. Foto: Africa Studio/adobe.stock.com

    Jedes Jahr stellen sich bei der Fit for Job in Höchstädt an einem Tag Unternehmen, Institutionen, Handwerker und Behörden vor. Doch wegen der Corona-Pandemie findet die Berufsinformationsmesse digital statt. Klappt das?

    Erst seit Montag sind die Schüler der siebten, achten und neunten Klassen, also die Zielgruppe der Messe, überhaupt wieder im Unterricht. Bissingens Schulleiter Werner Zucker hat eine achte Klasse. „Wir schauen jetzt erst mal, dass wir die Klassen jeweils wieder auf einen gleichen Stand bringen“, sagt Zucker. Die Seite der Fit for Job hat er im Unterricht behandelt. Auch zuhause sollen sich die Jugendlichen damit beschäftigen. Ob sie es tun, sei nur schwer zu kontrollieren.

    Die Schüler im Landkreis Dillingen interessieren vor allem die Corona-Zahlen

    Die Schülerinnen und Schüler beschäftige derzeit vor allem eines: das Ungewisse. Die aktuellen Corona-Zahlen. Das sagen mehrere der befragten Lehrer. Masken und Hygieneregeln haben sich eingespielt, die Schüler, egal welchen Alters, halten sich nach Auskunft der Pädagogen penibel daran.

    Brigitte Meurer koordiniert die berufliche Orientierung an der Donau-Realschule in Lauingen. Sie hat sämtliche Eltern, Kollegen und Klassen von der 7. bis zur 10. Jahrgangsstufe über die Messe informiert. Der Lauinger Lehrerin gefällt, „wie viel Mühe sich die regionalen Firmen, Schulen und Verwaltungen gemacht haben. Die Imagefilme sind teilweise so liebevoll gestaltet und reizvoll für unsere Schüler, weil ‚alte‘ Schulkameraden darauf zu sehen sind“. Insgesamt würden die Schüler sehr positiv darauf reagieren.

    „Vergangene Woche war ich mit einer ganzen Schulklasse bei der Ausbildungsoffensive Bayern, am Mittwoch chatten wir mit einer Ansprechpartnerin von Erwin Müller, am Donnerstag haben wir ein virtuelles Gespräch mit der Großen Kreisstadt Dillingen als Arbeitgeber und nächste Woche trifft sich eine komplette Klasse mit den Kreiskliniken Dillingen-Wertingen“, zählt Meurer auf.

    Dillinger Mittelschüler haben die digitale Fit for Job vorab getestet

    Daniel Krauss ist einer der drei Gründer von Flixbus. Am Donnerstag spricht er darüber, wie aus einer Idee ein Unternehmen wurde.
    Daniel Krauss ist einer der drei Gründer von Flixbus. Am Donnerstag spricht er darüber, wie aus einer Idee ein Unternehmen wurde. Foto: Birgit Schindele (Archiv)

    Die Achtklässler von Stefanie Mair von der Dillinger Mittelschule hatten vorab einen Testzugang und prüften, wie übersichtlich und gut die Internetseite ist. „Als die Seite Anfang März online war, sind wir direkt drauf und ich habe Arbeitsaufträge verteilt, damit die Schüler die Inhalte besser kennenlernen.“

    Danach sollten sich die Jugendlichen konkret überlegen, welcher Arbeitgeber sie reizen würde. Es gibt laut Mair erste Kontakte: Eine Schülerin hatte ein Telefonat mit Fielmann, zwei kümmern sich um ein Praktikum bei Garten Spengler und bei der Lebenshilfe.

    Alle sind sich einig: Der persönliche Kontakt am Stand ist nicht zu ersetzen

    Das frühe Aufstehen für die Fit for Job an einem Samstag sei nicht bei jedem gut angekommen. Die Online-Inhalte dagegen würden die Schüler ansprechen. „Aber natürlich ist es schade, dass der persönliche Kontakt jetzt völlig fehlt.“ Auch andere Informationsmöglichkeiten wie Betriebserkundungen und Kooperationsveranstaltungen mit Firmen sind wegen der Corona-Pandemie ausgefallen.

    Dafür habe man nun neue Möglichkeiten, etwa das Thema Online-Bewerbung zu besprechen, weil die Inhalte auf der Homepage der Fit for Job länger verfügbar sind. Darauf verweist Wirtschaftsförderer Christian Weber vom Dillinger Landratsamt. Die Chat-Funktionen werden wegfallen, Videos mit Porträts von Arbeitgebern und Vorträgen dagegen bleiben vorerst online. Das findet Carolin Wanner von der Höchstädter Mittelschule wichtig. Denn über die Videos würden die Schüler mehr darüber erfahren, was sich hinter bestimmen Berufen verbirgt.

    Ein Video kommt besonders gut an: das mit dem Höchstädter Schulhund Teddy

    Der Höchstädter Schulhund spielt in einem der Firmenporträts eine tragende Rolle
    Der Höchstädter Schulhund spielt in einem der Firmenporträts eine tragende Rolle

    Wanner unterrichtet eine siebte Klasse im Wechselunterricht. Am Mittwoch war sie mit dem einen Teil der Klasse auf der Homepage, am Donnerstag folgt der andere Teil. „Am besten gefällt ihnen natürlich der Film über die Firma Nosta – weil da unser Schulhund Teddy mitmacht.“ Das digitale Angebot ersetze nicht das persönliche Gespräch, sei aber eine gute Alternative. Dem stimmt Ulrike Anwald-Deisenhofer von der Wertinger Anton-Rauch-Realschule zu. Eine digitale Berufsinformationsmesse sei besser als nichts. Man könne die Themen der Internetseite etwa als Referate im Unterricht einbauen.

    Für einen direkten Kontakt mit einem möglichen Arbeitgeber seien viele Schüler noch zu schüchtern. Da seien vor allem Eltern und Lehrer ein wichtiger Schlüssel für die Berufsfindung. „Bei der Fit for Job in Höchstädt fangen oft die Eltern das Gespräch an einem Stand an. Sind dann Lehrlinge da und erzählen, bricht das Eis und der Schüler traut sich, auch etwas zu fragen. Das geht online alles nicht. Ein netter Chef oder Personalverantwortlicher schafft vor Ort Vertrauen. Und man schließt auf ein gutes Miteinander in dem Betrieb“, erklärt Anwald-Deisenhofer.

    Die Unternehmen im Kreis Dillingen sind noch nicht ganz überzeugt

    Und wie läuft es heuer bei den Arbeitgebern? „Große Unternehmen haben vielleicht mehr Resonanz, aber bei uns ist es katastrophal“, sagt Andreas Beß vom Unternehmen WVB Werkzeug-und Vorrichtungsbau in Wittislingen frustriert. Bei der Fit for Job in Höchstädt werden in der Regel schon vor Ort Praktika ausgemacht. Ein, zwei Wochen später trudeln die ersten Bewerbungen ein. „Am Stand sind die Eltern hinterher. Deswegen ist das einzig Sinnvolle eine Messe vor Ort.“

    Das Angebot im Netz wird nur schleppend angenommen

    Julia Munz, Junior-Personalmanagerin bei Stärkere Stoffe Wagner in Wertingen, ist auch noch nicht so überzeugt vom digitalen Konzept. Es sei auf jeden Fall besser, überhaupt eine Berufsinformation anzubieten, als so eine bekannte Veranstaltung wie die Fit for Job ausfallen zu lassen. Doch die Resonanz bei der Wertinger Firma war heuer bislang genauso verhalten wie in Wittislingen. Angst vor einem Nachwuchsmangel hat Munz aber nicht. „Wir hatten in diesem Jahr auch Zulauf ohne eine explizite Ausschreibung.“ Und der Aufwand für die Internetseite sei geringer als für einen Messeauftritt.

    Benedikt Steinle betreibt seit 2016 das „Benedikt’s“ in der Dillinger Kapuzinerstraße. Es handelt sich um ein „Metzgorant“, also die Verbindung aus Metzgerei und Restaurant. Am Donnerstag erzählt er, wie aus einer Idee ein Unternehmen wurde.
    Benedikt Steinle betreibt seit 2016 das „Benedikt’s“ in der Dillinger Kapuzinerstraße. Es handelt sich um ein „Metzgorant“, also die Verbindung aus Metzgerei und Restaurant. Am Donnerstag erzählt er, wie aus einer Idee ein Unternehmen wurde. Foto: Andreas Schopf (Archiv)

    Dennoch, auch Daniela Wölz wäre eine richtige Messe lieber. Wölz kümmert sich beim Unternehmen Siegfried Wölz Stahl- und Metallbau um die Ausbildung der kaufmännischen Berufe. Seit Montag sitzt sie am Telefon und beobachtet mit einem Auge den Chatraum, ob sich jemand meldet. „Es ist schleppend. Aber ich bleibe guter Dinge“, sagt sie und lacht. Im persönlichen Gespräch mit einem Jugendlichen am Stand fühlt sie sich wohler. Da könne man auf Menschen zugehen, sie ansprechen. „Wenn man sich in die Augen schaut, sieht man einfach viel mehr.“

    Wie die Schüler die digitale Fit for Job fanden, werden die Veranstalter hinterher erfahren: Die Jugendlichen und die Arbeitgeber werden im Nachgang gebeten, entsprechende Fragebogen ausfüllen, erklärte Hermann Kleinhans, Agenda-21-Beauftragter und Mit-Organisator der Messe.

    Ein Blindheimer und ein Dillinger Firmengründer im Live-Interview auf Youtube

    Termin: Am heutigen Donnerstag veranstaltet die Non-Profit-Initiative Startup Teens zusammen mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises eine YouTube-Live-Session. In einer Diskussionsrunde zeigen Daniel Krauss von Flixbus, Benedikt Steinle vom Benedikt’s Dillingen, Simon Scherer von Alamos und die Gründerin Valerie Glönkler (Brandaries), wie aus Ideen Start-ups werden. Die Veranstaltung dauert von 19 bis 20 Uhr und ist kostenlos. Jeder kann teilnehmen. youtube.com/watch?v=LN3A-Ze_bEw.

    Weitere Informationen unter startupteens.de und fitforjob-dillingen.de/

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