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Landkreis Dillingen: Schulschließungen: Wie geht es jetzt im Landkreis Dillingen weiter?

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Schulschließungen: Wie geht es jetzt im Landkreis Dillingen weiter?

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    Auch im Landkreis Dillingen werden ab der kommenden Woche Schule und Kindergärten geschlossen bleiben.
    Auch im Landkreis Dillingen werden ab der kommenden Woche Schule und Kindergärten geschlossen bleiben. Foto: Jonas Güttler, dpa (Symbol)

    Elternbriefe schreiben, Abschlussklassen beruhigen, Schüler informieren. Karin Leo sagt: „Es sind herausfordernde Zeiten für uns alle.“ Leo ist die Schulleiterin der Donau-Realschule Lauingen. Seit Mittwoch hat sie das Lehrerkollegium darauf vorbereitet, dass die Schule demnächst wegen des Virus geschlossen werden könnte. Die Lehrkräfte sollten deshalb das Schulmaterial digitalisieren.

    Corona: Auch im Kreis Dillingen bleiben Schulen geschlossen

    Diese Vorbereitung wird sich nun auszahlen. Seit Freitagvormittag ist offiziell bekannt, dass alle Schulen und Kitas in Bayern wegen des Coronavirus bis zu den Osterferien geschlossen werden. Die Mädchen und Buben der Donau-Realschule werden in den nächsten Wochen über ein schulinternes digitales System mit Unterrichtsmaterial versorgt. „Jeder Lehrer kann damit jeden Schüler erreichen“, erklärt sie.

    Diesen Weg wählt auch das Wertinger Gymnasium. Laut Schulleiter Bernhard Hof werden die Kinder und Jugendlichen mithilfe der Digitalen Möglichkeiten mit Unterrichtsmaterial versorgt. Das Ziel solle dabei sein, dass sich die Schüler Teile des Stoffs selbstständig erarbeiten können und kontinuierlich weiterlernen. Ein besonderes Augenmerk gelte den Abiturienten. Hof erklärt: „Diese brauchen keine Angst zu haben.“Er vertraut darauf, dass es eine bayernweite Lösung dafür geben werde.

    Abschlussprüfung im August nachholen?

    Was die Abschlussprüfung der Realschüler angeht, kann auch Leo noch keine Aussage treffen. Sie erklärt, dass Überlegungen im Raum stünden, diese im August nachzuholen. Doch es gebe noch keine Gewissheit darüber. Trotz der Unruhe in diesen Tagen kommt die Schulleiterin zu dem Schluss: „Ich habe den Eindruck, dass die Leute mit allen ihren Kompetenzen zusammenrücken und an Lösungen arbeiten.“

    Ruth Seybold, Rektorin der Grundschule in Bächingen, ist überrascht, dass der Beschluss zu Schulschließungen nun so rasch kam. Es sei „zum Schutz der Bevölkerung“ aber die richtige Entscheidung, so Seybold. Am Freitagmorgen seien Eltern und Kinder umgehend informiert worden. In den kommenden Wochen wird zwar kein Unterricht stattfinden, die Kinder sollen sich aber trotzdem mit dem Stoff beschäftigen. Man habe Unterrichtsmaterial vorbereitet, ausgeteilt und verschickt. Die Eltern kleinerer Kinder sollen ab kommender Woche täglich eine Nachricht bekommen, welche Themen und Aufgaben sich die Schüler zuhause ansehen sollen. Für Ältere habe man ganze Wochenpläne vorbereitet, was sie selbstständig bearbeiten sollen. Lehrer, Schüler und Eltern werden über Telefon, E-Mail und das Bildungsportal „Mebis“ in Kontakt bleiben. Dreh- und Angelpunkt für den Austausch der Informationen soll der Elternbeirat sein.

    Das Bildungsportal ist überlastet

    „Zum Glück sind wir eine digitale Schule, bei uns läuft’s“, betont Kurt Ritter, Leiter des Dillinger Sailer-Gymnasiums. Über eine Cloud fände der Unterricht laut Stundenplan ganz normal statt – nur, dass die Schüler von zuhause aus arbeiten. „Wir hocken jetzt nicht da und warten auf Ostern.“ Lehrer, Eltern, Schüler, alle seien erreichbar. Ein Austausch solle auch parallel zum Unterricht regelmäßig stattfinden, um auf Veränderungen reagieren zu können. Alle Schulfahrten sind derweil abgesagt worden.

    Marianne Reichhardt, Vorsitzende des Elternbeirates am Sailer-Gymnasium, betont, dass es für die Schüler wichtig sei, nicht zu viel Stoff zu verlieren. Dies hänge vom Willen der Jugendlichen ab – aber auch von den Eltern, die ein Auge auf die „Heim-Arbeit“ ihrer Kinder werfen sollten. Die Schüler bekommen gemäß ihres Stundenplans Unterrichtsmaterial und müssen Aufgaben zur Kontrolle einreichen. Bei Fragen können sie sich über Mail oder Telefon an ihre Lehrer wenden. Da das Bildungsportal „Mebis“ völlig überlastet und zusammengebrochen sei, sei man am Sailer froh, eine eigene Cloud benutzen zu können, so Reichhardt.

    Viele offenen Fragen

    Eine Ausnahmesituation steht auch an der Regens-Wagner-Schule in Dillingen an. „Es sind noch viele Fragen zu klären“, sagt Rektor Ulrich Seybold. Gerade für die Eltern von Kindern mit einer Behinderung sei die Schließung der Betreuungseinrichtung eine Herausforderung. An der Sinnhaftigkeit dieses Beschlusses zweifelt Seybold aber nicht. Seine Schüler würden aufgrund von Vorerkrankungen ohnehin zur Risikogruppe für die Corona-Erkrankung zählen. Angesichts der besonderen Umstände gibt der Schulrektor das Motto aus: „Jetzt hilft es nur, solidarisch zu sein.“

    Ein "Schock" für Erzieher und Eltern

    Von einem „Schock“ für Erzieher und Eltern spricht Isabella Weichler, Leiterin des Kindergartens in Bachhagel. Die nach ihrer Ansicht „richtige“ Entscheidung, dass Einrichtungen geschlossen werden, habe sich zwar angedeutet. Dennoch herrsche nun der Ausnahmezustand. Auf den habe man sich in Bachhagel mit einem Notfallplan vorbereitet, sagt Weichler. Die Möglichkeit, kurzfristig mit den Eltern zu kommunizieren, wurde mittels WhatsApp-Gruppen sichergestellt. Angesichts der fehlenden Betreuungsmöglichkeit seien Eltern zum Teil nun in „Not“. Sie müssen schauen, wie sie ihre Kinder kurzfristig unterbekommen. Besonders betroffen seien Berufe im Medizin- oder Pflegebereich (siehe Artikel auf Seite ...). Laut Weichler sei es in der momentanen Situation von Vorteil, im ländlichen Raum zu leben. So könne man möglicherweise noch eher auf Großeltern, Nachbarn und Freunde zurückgreifen, wenn es um die Betreuung der Kinder geht.

    Es werden Notgruppen eingerichtet

    Wie die kommenden Wochen konkret verlaufen werden, ist noch unklar. Wilhelm Martin, Direktor des Dillinger Schulamts, spricht von einer „ganz neuen Situation“, mit der man keinerlei Erfahrung habe. Die Kinder zur Betreuung den Großeltern zu überlassen, sieht er vor dem Hintergrund der Ansteckungsgefahr kritisch. Ältere Menschen seien besonders gefährdet, und Kinder könnten das Virus in sich tragen, ohne auffällige Symptome zu zeigen. Was mit den anstehenden Abschlussprüfungen passiert, sei derzeit unklar. Denkbar seien beispielsweise eine Verlegung oder eine neue Festlegung der Prüfungsthemen. Bezüglich der Betreuung kündigt Martin an, dass für die Jahrgänge eins bis sechs Notgruppen eingerichtet werden sollen. Diese sollen Eltern zur Verfügung stehen, die in „systemkritischen Berufen“ arbeiten, also zum Beispiel als Arzt, Polizist oder Altenpfleger.

    Die Stadt Dillingen etwa bestätigt, dass in allen städtischen Kinderkrippen und Kindergärten Notgruppen eingerichtet werden könnten. Auch in Bissingen ist laut Mitteilung eine Notfallbetreuung für Kinder vorgesehen, wenn beide Elternteile in Bereichen der „Kritischen Infrastruktur“ tätig sind oder es sich um ein Kind von alleinerziehenden Eltern in vorgenannten Berufssparten handelt. Zu betreuende Kinder dürfen sich innerhalb der vergangenen 14 Tage nicht in einem Risikogebiet aufgehalten sowie innerhalb der vergangenen 14 Tage nicht in Kontakt mit infizierten Personen gestanden haben. Für Kinder ab der 7. Klassenstufe und für Kinder, die Krankheitssymptome aufweisen, werde keine Betreuung angeboten. Zu den Bereichen der „Kritischen Infrastruktur“ zähle insbesondere die Gesundheitsversorgung (Ärzte, Pflegepersonal, Pflegedienste…), die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (insbesondere Polizei, THW …) und die Sicherstellung der öffentlichen Infrastrukturen sowie Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und stationäre Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.

    Ein Höchstädter hat bereits Erfahrungen gemacht

    Ein paar Tage mehr Erfahrung hat der Höchstädter Bernhard Uhl, der Bürgermeister in Zusmarshausen ist und am Sonntag zur Wahl steht. Dort sind seit Dienstag die Grund- und Mittelschule und die Realschule geschlossen. Eine Religionslehrerin, die an mehreren Schulen im Einsatz ist, habe sich mit dem Coronavirus infiziert. Uhl hatte die Idee, mit Mitarbeitern der Mittagsbetreuung in der Turnhalle eine Notbetreuung einzurichten. „Das Landratsamt (in Augsburg, Anm. d. Red.) hat mir aber gesagt, dass dies auf gar keinen Fall möglich ist“, erläutert Uhl. Einen Notfallplan für Eltern könne er deshalb aktuell nicht anbieten. (elhö, ands, bv, corh, pm)

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