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Landkreis Dillingen: Schausteller im Kreis Dillingen: Was tun mit Mandeln, Popcorn und Punsch?

Landkreis Dillingen

Schausteller im Kreis Dillingen: Was tun mit Mandeln, Popcorn und Punsch?

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    „Altes Rathaus Leipzig“ steht auf dem Lebkuchenherz, das im Mandelstand von Caroline und Karl Neumüller hängt. Der Stand steht nun im kleinen Weisingen. 40 verschiedene Nussorten haben die beiden im Angebot.
    „Altes Rathaus Leipzig“ steht auf dem Lebkuchenherz, das im Mandelstand von Caroline und Karl Neumüller hängt. Der Stand steht nun im kleinen Weisingen. 40 verschiedene Nussorten haben die beiden im Angebot. Foto: Christina Brummer

    Alle Corona-Jahre wieder, kommt die Absage der Weihnachtsmärkte. Diese Version des berühmten Weihnachtslieds können die Menschen in der Schaustellerbranche gerade anstimmen. Zumindest zwei Jahre infolge fielen die Märkte nun aus und das geht den Betroffenen an die Substanz. Die Schausteller im Landkreis fragen sich nun, was sie mit ihrer Ware anstellen sollen.

    „Wochenlang wurden uns Hoffnungen gemacht. Es hieß, die Märkte finden definitiv statt.“ Karl Neumüller ist enttäuscht. Seine ganze Familie ist in der Schaustellerbranche tätig. Er sagt, er habe Ware bestellt, in seine Stände investiert. Für die Plexiglasscheiben am Mandelstand etwa 1500 Euro. Normalerweise ist er auf Märkten in Bayern vertreten und auch in Leipzig steht er jedes Jahr. Dafür kommt eigens Personal aus Rumänien, für das er Ferienwohnungen anmietet.

    Neumüllers Mandelstand: Von der Großstadt ins kleine Weisingen

    Er selbst wohnt mit seiner Familie dann im Wohnwagen. Doch der Markt in der Großstadt ist nun abgesagt und der Stand steht nun in Neumüllers Heimatgemeinde Weisingen. Neben der Kirche verkauft er dort wieder Bratwurst, Burger und in diesem Jahr auch: Mandeln. Trotz des malerischen Standortes, glitzernder Kugeln und Blinklichtern will bei den Neumüllers keine Weihnachtsstimmung aufkommen

    Im Dillinger Schlossgarten ist Karl Neumüller sonst auch mit einem Stand vertreten.
    Im Dillinger Schlossgarten ist Karl Neumüller sonst auch mit einem Stand vertreten. Foto: Jan Koenen/Stadt Dillingen (Archiv)

    Den Bratwurststand hatte Neumüller bereits im vergangenen Winter bis ins Frühjahr in Weisingen stehen. Den Mandelstand öffnet er nun nur in den Abendstunden. In Leipzig hatte er Mitte November schon alles aufgebaut. Dann kam kurz vor dem Start die Absage. Und Neumüller kehrte zurück nach Weisingen. „Ich habe 800 Kilo Nüsse eingekauft“, sagt er bitter. „Wir sind der Gemeinde dankbar, dass wir hier stehen dürfen“, betont Neumüller. Dennoch ist der Verkauf in Weisingen nur ein verzweifelter Versuch, die Ware loszuwerden. „Für gebrannte Mandeln braucht man Laufkundschaft. Wer fährt schon zehn Kilometer, um eine Tüte Mandeln zu kaufen?“ Für ihn und seine Familie sei es „fünf nach zwölf“, er hofft auf Hilfen vom Staat. Die hätten ihn auch über die Zeit am Anfang der Pandemie gebracht.

    Auch im Sommer war für die Schausteller Flaute

    Denn trotz aller Lockerungen in diesem Sommer, große Volksfeste habe es nur in Kleinformat gegeben. Für die Schaustellerfamilie besser als nichts. Dennoch war das kaum ausreichend. „Ich hatte fünf Feste im ganzen Jahr. Sonst sind wir von April bis Weihnachten eigentlich jedes Wochenende auf Veranstaltungen.“ Caroline Neumüller versucht nun, das beste draus zu machen. Sie packt Nikolaustüten mit den Mandeln für Familien und Firmenkunden.

    „Uns geht’s ganz bescheiden“, sagt auch Luise Kreischer. Sie und ihre Familie aus Höchstädt verkaufen 40 verschiedene gebrannte Nusssorten, Popcorn, Schokofrüchte und Schaumküsse. Sonst stehen sie auf Weihnachtsmärkten in Rain, Wertingen und im baden-württembergischen Esslingen. Während der Wertinger Markt recht früh abgesagt worden sei, habe man den Markt in

    "Wir klammern uns an jeden Strohhalm"

    Doch da war der Stand schon aufgebaut, die Ware eingekauft. Kreischer findet die Absage der Märkte ungerechtfertigt. „Mit 2G wäre das schon gegangen, andernorts läuft das so auch gut.“ Doch vielerorts geht nun gar nichts mehr. „Das ist eine Katastrophe, ich verliere langsam den Glauben“, sagt Kreischer. Immerhin darf die Familie nun einen Stand in der Dillinger Kapuzinerstraße aufbauen. „Das ist Schadensbegrenzung. Wir klammern uns an jeden Strohhalm“, sagt Peter Kreischer.

    Am Freitag hat er von der Stadt Dillingen grünes Licht bekommen, jetzt baut er auf. „Ich habe für 40.000 Euro Ware eingekauft.“ Die müsse man im Vorfeld bestellen, sonst gehe man für den Weihnachtsmarkt leer aus. „Die Politik hat uns Mut gemacht. Die Pandemie ist schlimm, da braucht man nicht diskutieren. Aber im Freien ist es nicht so gefährlich, das sagen doch auch die Virologen!“ Immerhin ein Lichtblick bleibt: „Die Leute sind solidarisch, kommen öfter und kaufen mehr.“

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