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Landkreis Dillingen: Prozess: Nur durch einen Zufall flog der Betrug eines Bankers aus Lauingen auf

Landkreis Dillingen

Prozess: Nur durch einen Zufall flog der Betrug eines Bankers aus Lauingen auf

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    Blick in das Strafjustizzentrum Augsburg. Dort muss sich ein ehemaliger Banker aus dem Landkreis Dillingen wegen Betrugs verantworten.
    Blick in das Strafjustizzentrum Augsburg. Dort muss sich ein ehemaliger Banker aus dem Landkreis Dillingen wegen Betrugs verantworten. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbol)

    Sechs Jahre lang konnte ein Mitarbeiter einer Bank im Landkreis Dillingen ein Geflecht aus Betrügereien geheim halten. Er brachte seine Kunden um enorme Summen. Insgesamt geht es wohl um etwa 1,1 Millionen Euro. Ein Teil der Schadenssumme ist allerdings bereits verjährt. Vor Gericht sagten zum Prozessauftakt ehemalige Kollegen aus, die den Banker überführten. Dass es dazu überhaupt kam, war wohl Zufall.

    Es war Ende Mai 2018, als die Sache endlich ins Rollen kam. Ein Kunde sei in eine Filiale der Bank im westlichen Landkreis Dillingen gekommen, um Geld eines Anlagekontos abzuheben. Weil sein Berater – der jetzt wegen Betrugs vor Gericht steht – zu dem Zeitpunkt im Urlaub war, ging der Kunde zu einem anderen Mitarbeiter. Doch dann der Schock: Das Geld, so berichtet es ein Mitarbeiter im Zeugenstand, war nicht mehr auffindbar. Die Banker schauten sich das Konto genauer an, stellten fest, dass eine beträchtliche Summe auf das Konto einer anderen Kundin überwiesen worden war, die davon gar nichts wusste. Als die Mitarbeiter immer mehr Umbuchungen finden, bei den das Auftraggeberfeld teils nur mit einem Punkt versehen ist, wächst die Sorge, dass da etwas nicht stimmt. „Wir haben dann mehrere Konten analysiert, zwischen denen hin- und hergebucht worden ist und wo erkennbar kein Bezug vom einen Kunden zum anderen da war“, beschreibt es ein 55-jähriger Zeuge, der in der Revisionsabteilung der Bank arbeitet und sich der Sache annahm. Das Geflecht an Umbuchungen, Barauszahlungen und Überweisungen, mit dem sich sein Kollege über Jahre bereichert haben soll, fliegt auf.

    Der Banker aus dem Landkreis Dillingen zahlt den Schaden an die Bank zurück

    Die Bank konfrontierte dann wohl relativ schnell ihren Mitarbeiter. Der 55-jährige Zeuge beschreibt das Gespräch so: Der Angeklagte sei überrascht gewesen, als nach seinem Urlaub plötzlich der Bankvorstand, die Revisionsabteilung und andere Kollegen dastanden. „Er hat gleich zugegeben, auf Deutsch gesagt, dass er Scheiße gebaut hat.“ Ab dem ersten Moment habe der Angeklagte mit seinem Arbeitgeber kooperiert, Namen der Betroffenen und eine erste Schadenssumme genannt. Den Vertrag über die sofortige Auflösung seines Arbeitsverhältnisses unterschrieb der Banker noch am selben Tag. Vor Gericht war zu erfahren, dass er in ebendieser Woche einen Termin gehabt hätte, weil er ein Darlehen in Höhe eines niedrigen sechsstelligen Betrags haben wollte. Damit habe er einen Teil des Schadens bei seinen Kunden wiedergutmachen wollen, bevor seine Machenschaften auffliegen. Für den gesamten Schaden hätte die Summe jedoch nicht gereicht.

    Die Bank habe ihren Mitarbeiter daraufhin bei der Polizei angezeigt, die Schadenssumme der Opfer ermittelt und sie ausgeglichen. Diese Summe – es handelt sich wohl um rund 570.000 Euro – zahlt der Angeklagte nun an die Bank zurück. Diese habe außerdem Grundpfandrechte auf das Haus, wegen dessen Sanierung der Banker 2012 mit den Betrügereien angefangen hatte.

    Prozess gegen Banker aus dem Landkreis Dillingen wegen Betrugs wird fortgesetzt

    Der gestand am Dienstag fast alle Taten und betonte, dass er anfangs aus Geldnot gehandelt habe, weil er die Sanierung ohne die Hilfe seiner Eltern schaffen wollte. Nachdem er aufgeflogen war, legte sein Vater wohl eine Bürgschaft von 500.000 Euro bei der Bank für ihn ab. Er bezahlte auch die Kaution, die den Banker nach knapp zwei Wochen aus der Untersuchungshaft holte. Die Anwältin des Angeklagten wollte von dem Revisionsmitarbeiter wissen, ob die Bank überhaupt noch Interesse an der Strafverfolgung des Angeklagten habe. Seine Antwort: „Wenn er den Schaden wiedergutmacht, und danach sieht es aktuell aus, dann haben wir daran kein Interesse.“

    Nach dem Geständnis des Angeklagten geht es vor Gericht vor allem um die Ermittlung des Strafmaßes. Dabei muss noch geklärt werden, inwiefern zwei der knapp ein Dutzend Opfer überhaupt geschädigt wurden. Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt.

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