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Landkreis Dillingen: Preisverfall: Warum sind Kälber so billig geworden?

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Preisverfall: Warum sind Kälber so billig geworden?

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    Siegertiere bei der „oben ohne“-Zuchtschau (hornlos) in der Schwabenhalle von Wertingen.
    Siegertiere bei der „oben ohne“-Zuchtschau (hornlos) in der Schwabenhalle von Wertingen. Foto: Michael Holand

    Über die Entwicklung etwa der in den Keller gerutschten Preise für Kälbchen sprachen wir vor einiger Zeit mit Friedrich Wiedenmann, Leiter Fachzentrum für Rinderzucht beim Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Wertingen sowie Zuchtleiter beim Zuchtverband Wertingen.

    Wie steht es im Bereich des Zuchtverbands, der vom Landkreis Donau-Ries bis Unterallgäu reicht, um die Preise für Kälber?

    Wiedenmann: Der Zuchtverband Wertingen hat nur Fleckviehzüchter als Mitglieder und beschränkt sich daher in der Vermarktung grundsätzlich auf Kälber der Rasse Fleckvieh. Die kürzliche Aussage in den Medien, wonach Kälber billiger als eine Maß Bier oder ein Kanarienvogel seien, trifft für die Rasse Fleckvieh nicht zu. Aktuell kosten männliche Kälber etwa 400 Euro, weibliche Kälber etwa 200 Euro. Das ist aber dennoch alles andere als zufriedenstellend. Die Preisrückgänge zum Vorjahr liegen bei bis zu 30 Prozent.

    Welches sind die Ursachen für den Preisverfall?

    F. Wiedenmann
    F. Wiedenmann Foto: M. Ammich

    Wiedenmann: Hauptsächlich die Blauzungenkrankheit. (Anmerkung der Redaktion: eine für Menschen völlig ungefährliche Tierseuche der Wiederkäuer). Ende vergangenen Jahres wurden in Baden-Württemberg Fälle diagnostiziert. Nach EU- Recht ist in der sogenannten Restriktionszone mit einem Radius von 150 Kilometern um den Virusnachweis die Vermarktung reglementiert. Tiere dürfen aus diesem Bereich nur verbracht werden, wenn sie Impfschutz haben. Da Impfstoff erst spät in ausreichenden Mengen zur Verfügung stand, war die Vermarktung in den folgenden Monaten extrem schwierig.

    Wie verläuft die Preisentwicklung beim übrigen Fleckvieh?

    Wiedenmann: Die zahlenmäßig stärkste Tierkategorie am Zuchtviehmarkt sind Jungkühe. Der Durchschnittspreis bei der Auktion beträgt derzeit rund 1600 Euro.

    Nach welchen Kriterien wird der Preis beim Tier bemessen?

    Wiedenmann: Das Erscheinungsbild der Kuh, dabei vor allem Beschaffenheit des Euters, des Bewegungsapparates und körperliche Entwicklung, Milchleistung sowie Melkverhalten. Bester Gesundheitszustand ist ohnehin Grundvoraussetzung. Die Auktion obliegt der Überwachung durch das Veterinäramt und den Tiergesundheitsdienst.

    Welches sind Sinn und Zweck solcher Vorführungen wie bei der jüngsten Hornlos-Tierschau („oben ohne“) in Wertingens Schwabenhalle?

    Wiedenmann: Sie sind eine Standortbestimmung für den Verband und für jeden einzelnen Schaubeschicker. Ziel ist, den erreichten Stand in der Zuchtarbeit zu zeigen und damit aber auch das Zuchtziel der Rasse zu demonstrieren. Fleckvieh ist eine fitnessstarke und leistungsbereite Zweinutzungsrasse (Anm. d. R.: Fleisch und Milch). Tierschauen sind aber auch eine ideale Möglichkeit, den Nichtlandwirten, die auch eingeladen sind, die Rinderhaltung und deren Zucht näherzubringen. Selbst in unserer ländlich geprägten Region ist der direkte Kontakt vom Landwirt zum Verbraucher oft schon verloren gegangen. In nicht wenigen Dörfern gibt es bereits keine Milchkuh mehr.

    Wie macht sich eine dortige Auszeichnung im Preis bemerkbar?

    Wiedenmann: Direkt kann sie sich nicht bemerkbar machen, da die ausgestellten Tiere sehr wertvoll sind und von den Ausstellern nicht verkauft werden. Indirekt kann eine Auswirkung da sein, wenn Nachkommen von solchen Ausstellungstieren, die für den eigenen Bestand nicht benötigt werden, zum Verkauf kommen. Dort wird auch über die Zuchtbullen informiert: Der bislang höchste Preis für einen Bullen am Zuchtviehmarkt Wertingen belief sich auf 80.000 Euro für den Bullen „Everest“ im Jahr 2012. Und im April dieses Jahres erlöste der Bulle „Herzfeuer“ 77.000 Euro.

    Die Fragen stellte Günter Stauch.

    Termin: Die nächsten Auktionen des Zuchtverbandes für das schwäbische Fleckvieh in Wertingen finden an folgenden Tagen in der Schwabenhalle Wertingen statt: Mittwoch, 8. Januar, 10 Uhr weibliche Zuchtkälber, 11.45 Uhr Bullen und Kühe. Dienstag, 14. und 28. Januar, männliche und weibliche Nutzkälber. Es sind zugelassen: \u0009 15 Bullen, 95 Kühe, 60 Zuchtkälber und je etwa 300 Nutzkälber. Auskunft und Kataloge durch den Zuchtverband für das Schwäbische Fleckvieh, Postfach 1240, 86635 Wertingen, Telefon 08272/8006-180, an den Markttagen in Wertingen - Schwabenhalle - Telefon 08272/60965-0, Fax 08272/60965-20.

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