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Landkreis Dillingen: Neustart nach Corona-Pause: Wie geht es den Chören im Landkreis Dillingen?

Landkreis Dillingen

Neustart nach Corona-Pause: Wie geht es den Chören im Landkreis Dillingen?

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    Mehr als 1500 Sänger, darunter 520 Jugendliche, sind in den 38 Mitgliedschören des Chorverbands Kreis Dillingen vereint. Das Foto zeigt den Gesangverein Frohsinn Lauingen. Chorleiter Winfried Häußler setzte beim Chorverbandstag im März mit seinem letzten Auftritt einen Schlusspunkt und übergab den Dirigentenstab an Silke Feistle.
    Mehr als 1500 Sänger, darunter 520 Jugendliche, sind in den 38 Mitgliedschören des Chorverbands Kreis Dillingen vereint. Das Foto zeigt den Gesangverein Frohsinn Lauingen. Chorleiter Winfried Häußler setzte beim Chorverbandstag im März mit seinem letzten Auftritt einen Schlusspunkt und übergab den Dirigentenstab an Silke Feistle. Foto: Walter Ernst
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    Auf den Neustart mussten die Sänger und Sängerinnen in Chören während des Corona-Lockdowns lange warten: Ab dem Montag, 22. Juni, dürfen die Laienchöre nun wieder proben. Allerdings dürfte der Spaß gemindert sein, denn es gelten strenge Hygienekonzepte. Die Krise hat den Chorverband Kreis Dillingen (CKD) ohnehin in einer besonderen Situation getroffen, denn dort hat es kurz vor dem Beginn der Pandemie einen Generationswechsel gegeben. Franz Lingel führt jetzt den Kreischorverband, den Günther Durner zuvor 22 Jahre lang geleitet hatte. Und Verbandschorleiterin ist nun Sibylle Mathia, die die Nachfolge von Anton Kapfer antritt. Wir sprachen mit Durner, Lingel und Mathia über Corona und die Situation der Chöre im Landkreis Dillingen.

    Chöre im Landkreis Dillingen: Neustart am Montag, 22. Juni

    Herr Durner, Sie haben 22 Jahre lang den Kreischorverband geleitet. Wie hat sich das Singen in dieser Zeit verändert?

    Günther Durner: Es hat in diesen 22 Jahren viele Veränderungen gegeben. Einige Chöre traten wegen fehlenden Nachwuchses aus dem Chorverband aus. Glücklicherweise kamen aber in den vergangenen Jahren immer wieder Kinder- und Jugendchöre durch die besondere Chorarbeit der Kinder- und Jugendchorleiterinnen in den Chorverband. Dazu gehören auch viele Schulchöre.

    Was war für Sie das prägendste Erlebnis in den vergangenen Jahren?

    Durner: Prägende Erlebnisse in den vielen Jahren waren immer die guten Kontakte mit den Mitgliedschören bei Konzerten, Festveranstaltungen, ganz besonders bei den jährlichen Kreischorkonzerten. Ich erinnere mich auch gerne an die Arbeit als Vertreter der Chöre im Kultur- und Sportausschuss im Dillinger Kreistag und auch im Gesamtvorstand des Chorverbands Bayerisch-Schwaben mit Sitz in Marktoberdorf.

    Was wünschen Sie sich von Ihren Nachfolgern?

    Durner: Meinen Nachfolgern wünsche ich eine erfolgreiche Fortführung im sehr wichtigen Bereich des gesanglich kulturellen Wirkens in unserem Landkreis.

    Wegen Corona musste alles abgesagt werden

    Herr Lingel, den Einstand als Kreischorverbandsvorsitzender haben Sie sich vermutlich ganz anders vorgestellt?

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    Franz Lingel: Nachdem beim Chorverbandstag am 12. März der gesamte Vorstand neu gewählt worden war, waren wir alle voller Tatendrang. Ein Treffen mit Vorsitzenden und Chorleitern war vorgesehen, bei dem wir neue Wege besprechen wollten. Auch war geplant, die ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder zu ehren. Gerne hätte ich auch als neuer Vorsitzender die Veranstaltungen unserer Chöre – Versammlungen, Konzerte und Vereinsfeste – besucht. Leider musste wegen Corona alles abgesagt werden. Ich war und bin darüber sehr traurig und frustriert. Ich fühle mich auch ein Stück weit hilflos in dieser Situation. Corona hat unseren Start leider vereitelt – auf gut Schwäbisch „versaut“. Ich hoffe, dass wir zumindest im Herbst wieder richtig beginnen können.

    Wie bewerten Sie diese Corona-Zwangspause?

    Lingel: Der Lockdown hat ja unser ganzes öffentliches Leben lahmgelegt und damit natürlich auch jegliches Vereinsleben – bei uns das Chorsingen. Ich denke, es war die richtige Entscheidung. Gesundheit ist das wichtigste Gut. Über das Verhalten der Aerosole in der Raumluft beim Singen wurden seit Beginn der Corona-Pandemie Studien von verschiedenen Institutionen durchgeführt. Genaue, beziehungsweise einstimmige Erkenntnisse hierzu gibt es leider noch nicht.

    Welche Schritte erwarten Sie sich jetzt von der Politik?

    Lingel: Dass wir wieder singen dürfen. Erfreulicherweise wurde vergangene Woche ja bekannt gegeben: „Chöre dürfen wieder proben!“ Gut wäre, wenn wir Vereine eine finanzielle Hilfe erhalten würden. Durch den Ausfall der Veranstaltungen konnten wir kein Geld einnehmen. Unsere Chorleiterinnen und Chorleiter haben wir aus Solidarität und Wertschätzung ihrer Arbeit weiterbezahlt.

    Treffen sich die Mitglieder der Chöre jetzt zum Singen im Freien?

    Lingel: Soweit mir bekannt ist, singt zurzeit kein Chor, auch nicht im Freien. Was sich natürlich ab dieser Woche ändern kann.

    Wie viele Mitglieder in wie vielen Chören gibt es im Chorverband Kreis Dillingen?

    Lingel: Der Chorverband Kreis Dillingen hat zurzeit 520 Jugendliche plus 1000 Sängerinnen und Sänger in 38 Mitgliedschören.

    Verzeichnen Sie ein Chöresterben in der Region?

    Lingel: Ein Chöresterben im Chorverband Kreis Dillingen (CBS) sehe ich nicht.

    Neue Verbandschorleiterin möchte Akzente setzen

    Frau Mathia, welche Akzente wollen Sie als neue Verbandschorleiterin setzen?

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    Sibylle Mathia: Meine Akzente als neue Kreischorleiterin sehe ich darin, die Vielfalt im Chorwesen, die sich seit Jahrzehnten erfreulich entwickelt hat, weiter zu forcieren. Für jeden Geschmack und jedes Niveau gibt es heutzutage den richtigen Chor. Darum würde ich gerne die Plattformen, auf denen sich die Chöre begegnen können, wie zum Beispiel das Kreischorkonzert, differenzierter gestalten. Der neu gewählte Vorstand hat dazu auch schon gute Ideen in den Raum gestellt. Ich denke, wir werden eine konstruktive Gruppe sein. Auch sehen wir den Bedarf, das Angebot von Singgemeinschaften oder losen Singgruppen im Landkreis noch etwas zu vergrößern, um noch mehr auf individuelle Wünsche potenzieller Sänger eingehen zu können.

    Hat das Singen im Kirchen- und Männerchor eine Zukunft?

    Mathia: Zu der eingangs erwähnten Vielfalt gehören für mich auch die Männerchöre. Ich sehe eine stabile Zukunft für sie. Es gibt sogar einzelne Neugründungen, bundesweit gesehen. Natürlich findet im jetzigen Strukturwandel eine Reduzierung von Männerchören, vor allem von überalterten, statt. Das empfinde ich aber als natürlichen Prozess, weil ja im vorletzten Jahrhundert fast ausschließlich Männerchöre im weltlichen Bereich gegründet worden sind, es heute aber viel mehr verschiedene Chorgattungen gibt. Ich sehe auch eine Zukunft für die Kirchenchöre. Es wird immer Menschen geben, die diese wunderbare Literatur singen möchten und eine Aufgabe darin sehen, Gottesdienste zu gestalten. Genauso, wie es immer Kleingruppen gibt, die, ohne ein Verein zu sein, Gottesdienste gestalten. Die Gesamtanzahl der Sänger und Sängerinnen ist stabil. Auflösungen von überalterten Vereinen stehen Neugründungen gegenüber.

    Sie haben demnach keine Sorge um die Zukunft des Chorgesangs?

    Mathia: Nein. Noch nie war das Chorleben so kreativ. Ich empfinde sogar seit Jahren eine Aufbruchstimmung. Viele kleine Ensembles, die ihre Stücke selbst schreiben, sprießen aus dem Boden. Da gibt es die unterschiedlichsten Besetzungen. Und lockere Formationen wie zum Beispiel Rudelsingen und Offenes Singen sind wichtige neue Aktionsstätten für Menschen, die sich nicht an wöchentliche Proben oder das Vereinsleben binden möchten.

    Werden die Sänger am Montag gleich wieder voll ins Proben einsteigen?

    Mathia: Ab diesem Montag ist ja das Chorsingen wieder erlaubt – mit zwei Metern Abstand, begrenzter Probendauer und Lüftungspausen. Das ergibt für unsere Chöre keine befriedigende Probensituation, erlaubt aber den Chormitgliedern, wenigstens wieder halbwegs den sozialen Kontakt zu pflegen, indem jeweils ein Teil des Ensembles probt. Das werden wohl einige Chöre des Landkreises tun.

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