Die Kosten für die Jugendhilfe im Landkreis Dillingen steigen. Woran liegt das? Auf der Suche nach Gründen sind wir auf die Vielfalt von Hilfen für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern gestoßen. Diese stellen wir in einer losen Reihe vor.
Auch im Landkreis Dillingen gibt es Jugendliche, die keine Ausbildung anfangen oder diese abbrechen. Oder bereits am Schulabschluss scheitern. Leben diese Jugendlichen bei Eltern, die HartzIV bekommen, werden sie ab dem 15. Lebensjahr von einem eigenen Ansprechpartner vom Jobcenter betreut. „Jedem Jugendlichen wird die Unterstützung bei der Suche nach einer Ausbildung angeboten“, betont Michael Künast, Geschäftsführer des Dillinger Jobcenters. Das erste Ziel sei ein Schulabschluss, egal, welche Schule der Jugendliche aktuell besucht. Die Arbeitsvermittler des Jobcenters laden die jungen Menschen zu Gesprächen ein, hinterfragen, wie es an der Schule läuft, und formulieren das Ziel: den Abschluss zu schaffen und einen Ausbildungsplatz aufzunehmen. „Parallel dazu verweisen wir auf das Angebot der Berufsberatung der Agentur für Arbeit. Gemeinsam unterstützen wir die Berufswahl der Jugendlichen und informieren sie über verschiedene Ausbildungsberufe.“ Insgesamt 1017 Minderjährige leben in sogenannten Bedarfsgemeinschaften und erhalten Hartz-IV-Unterstützung, darunter auch viele Flüchtlinge.
Auch wenn während der Ausbildung Probleme auftauchen, hilft das Jobcenter
Auch während der Ausbildung werden die Jugendlichen weiter vom Jobcenter begleitet. Das endet erst, wenn der Jugendliche seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann. Tauchen während der Ausbildung Probleme auf, bietet das Jobcenter wieder verschiedene Hilfen an: mit ausbildungsbegleitenden Hilfen und assistierter Ausbildungsbegleitung, mit der Finanzierung von Nachhilfe bei Lernschwierigkeiten im Berufsschulunterricht oder einer sozialpädagogischen Betreuung während der Ausbildung. „Wir wollen, dass der Jugendliche seine Ausbildung erfolgreich absolviert“, betont Künast. „Aber viele können leider gar keine Ausbildung aufnehmen und schaffen zum Teil auch nicht den Schulabschluss. Das kommt leider immer öfter vor.“
Manchmal fehlen Schlüsselkompetenzen
Soziale Probleme erschweren den beruflichen Erfolg. Teilweise würden Schlüsselkompetenzen wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Lernfähigkeit oder die Motivation für eine dreijährige Ausbildung fehlen. Mit Aktivierungsmaßnahmen will das Jobcenter die Jugendlichen dann an die Aufnahme einer Ausbildungsstelle heranführen und bei der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche unterstützen. Immer öfter werden laut Künast in Beratungsgesprächen mit Jugendlichen auch psychische Erkrankungen thematisiert. Den Abbau von Hemmnissen zur Aufnahme einer Ausbildung will das Jobcenter künftig aktiver angehen. „Wir wollen das Beratungsangebot deutlich ausbauen. Jugendlichen wollen wir ein beschäftigungsorientiertes Fallmanagement anbieten“, erklärt Künast. Die Fallmanager seien für die intensive Beratung von Jugendlichen besonders geschult. Es stehe mehr Zeit zur Beratung zur Verfügung – erfordere aber eine freiwillige Mitarbeit des Jugendlichen. Die erste Option bei jungen Leuten unter 25 Jahren sei immer die erstmalige Aufnahme einer Ausbildung. Derzeit betreut das Jobcenter 385 erwerbsfähige Personen unter 25 Jahren. Davon sind 109 im Alter zwischen 15 und 18 Jahre. Ein Ansprechpartner für Jugendliche unter 25 Jahren betreut im Jobcenter rund 75 Personen.
Personell sei das neue Fallmanagement zu stemmen, sagt Künast, aber es koste auch Geld. „Das ist es uns wert. Wir wollen die Jugendlichen in der Beratung nicht überfordern, sondern die Grundlage für einen erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung schaffen. In den Fällen, wo es gerechtfertigt ist, nehmen wir gerne Geld in die Hand.“ Von seinen Vermittlern weiß Künast, dass die Zeit, die sie ihren Kunden geben, durchaus geschätzt wird.
Manche reizt das schnelle Geld für ungelernte Arbeit
Doch der Fokus der Beratung müsse immer in Richtung Ausbildung gehen. Künast zählt die Vorteile einer Ausbildung auf: Sie schütze vor Langzeitarbeitslosigkeit und sorge für einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft. Langfristig verdiene man auch mehr Geld mit als ohne Ausbildung. Doch manche nehmen lieber ungelernt das schnelle Geld. Die drei Jahre Ausbildung mit wenig Lohn schrecken oft ab. Das Jobcenter berate in alle beruflichen Richtungen, ob industrielle Berufe oder Handwerk, erkläre Chancen und Risiken. In allen Bereichen seien genügend Stellen vorhanden – doch die Arbeitgeber hätten auch hohe Qualifikationsanforderungen. Diese seien für manche Kandidaten einfach zu hoch. „Wir haben verschiedene Möglichkeiten, die Qualifikation zu steigern. Und es gibt natürlich auch Erfolgserlebnisse, junge Menschen, die mit einem erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung den Hartz-IV-Bezug beenden konnten.“
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