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Landkreis Dillingen: Lockdown statt Weihnachtsgeschäft: So reagieren die Einzelhändler im Landkreis

Landkreis Dillingen

Lockdown statt Weihnachtsgeschäft: So reagieren die Einzelhändler im Landkreis

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    Menschen stehen vor einem Laden in der Dillinger Innenstadt Schlange. Das Weihnachtsgeschäft ist die wichtigste Einnahmenquelle des Einzelhandels. Doch aufgrund des verschärften Lockdowns, müssen viele Händler ab Mittwoch schließen.
    Menschen stehen vor einem Laden in der Dillinger Innenstadt Schlange. Das Weihnachtsgeschäft ist die wichtigste Einnahmenquelle des Einzelhandels. Doch aufgrund des verschärften Lockdowns, müssen viele Händler ab Mittwoch schließen. Foto: Cordula Homann

    Eigentlich sollte das Schenken zu Weihnachten eine Freude machen. Für viele mag es heuer aber zur Zerreißprobe werden. Der ein oder andere hat das vergangene Wochenende in weiser Voraussicht vielleicht bereits für die allerletzten Einkäufe genutzt. Für viele kommt der harte Lockdown, der ab Mittwoch die Einzelhändler zum Schließen zwingt, aber als Überraschung. Auch für das Weihnachtsgeschäft der Ladeninhaber im Landkreis sind die Maßnahmen ein herber Dämpfer. Verständnis ist so kurz vor Weihnachten deshalb nicht bei allen Geschäftsleuten vorhanden. Das kann auch Bernd Brenner, Bezirksvorsitzender vom Handelsverband Bayern (HBE) und Buchhändler in Dillingen, nachvollziehen. Er sagt: „Weil Hygieneregeln perfekt umgesetzt wurden, ist diese Entscheidung sehr schmerzlich.“

    Händler hatten im Corona-Jahr auf das Weihnachtsgeschäft gesetzt

    Die Händler hätten nach dem schwierigen Corona-Jahr auf ein gutes Weihnachtsgeschäft gehofft. „Die Lager sind voll, die Mitarbeiter motiviert und nun die Schließung“, sagt er. Dabei hatte sich der Einzelhandel gut auf die zuvor bereits verschärften Einschränkungen eingestellt. Für kleinere Geschäfte, sagt Brenner, seien Quadratmeterbeschränkungen sehr schwierig gewesen, doch immer noch besser als eine komplette Schließung. Der erneute Lockdown, so seine Befürchtung, werden viele Geschäfte nicht überstehen. In der Branche herrsche bereits Alarmstimmung.

    Dankbar für die große Verkaufsfläche war in den vergangenen Tagen Corinna Kratzer vom Blumenladen Passiflora in Buttenwiesen. Die Inhaberin sagt: „Das Jahr ist auch für den Blumenhandel kein einfaches gewesen.“ Gerade beim Weihnachtsgeschäft hatte Kratzer, die den Laden gemeinsam mit ihrem Mann betreibt, auf viele Kunden gehofft. Doch besonders die Risikogruppe bleibt seit Corona aus.

    Wer gerne Blumen kaufen möchte, nicht aber vor Ort ins Geschäft gehen kann, für den bietet Passiflora seit dem Frühjahr einen Onlineshop an. „Es war viel Arbeit. Dadurch sind wir aber gut durch den ersten Lockdown gekommen“, sagt Kratzer. Ein Abholservice zu festen Zeiten wird es in Buttenwiesen auch trotz Lockdown weiterhin geben. Außerdem werden die Mitarbeiter Bestellungen auch wieder ausliefern. „In einem Radius von zehn Kilometern ist das sogar kostenlos“, erklärt die Inhaberin. Die Not im Frühjahr habe sie erfinderisch werden lassen. Weil das Tagesgeschäft weggebrochen sei, hätten die Mitarbeiter nun Zeit, die Bestellungen zusammenzustellen und anschließend auszuliefern. „In Kurzarbeit mussten wir glücklicherweise niemanden schicken“, sagt sie. Nun sei die Hoffnung groß, dass die Kunden den Blumenladen auch in der Weihnachtszeit weiterhin mit Bestellungen unterstützen.

    Käufer zeigen vor Ort Solidarität und Loyalität

    Die Solidarität und Loyalität der Käufer lobt auch Brenner vom Handelsverband Bayern: „Das Weihnachtsgeschäft lief bisher überraschend gut. Die Leute fürchteten sich bereits vor einem erneuten Lockdown und haben rechtzeitig ihre Besorgungen erledigt.“

    Den Eindruck, dass die Menschen trotzdem noch einige Erledigungen zu tätigen haben, hat Marco Rehm, Inhaber der Dillinger „Vom Fass“-Filiale. „Die Leute sind panisch“, sagt er, jeder würde noch Geschenke besorgen. Auch er habe gerade alle Hände voll zu tun. Doch er kann seine Kundschaft zumindest beruhigen, er habe weiterhin auf, da er Lebensmittel verkaufe. Öle und Spirituosen können zudem online und telefonisch bestellt werden. Außerdem können Kunden die neue Bummeltruhe, ähnlich wie die Packstationen der Post, nutzen.

    Weniger Glück hat das Modehaus Holzner in Dillingen. Es muss ab Mittwoch schließen. „Dafür haben wir heute und am Dienstag eine Stunde länger auf, also bis 20 Uhr“, sagt Filialleiterin Daniela Prenißl am Montag. Immerhin seien die Stammkunden treu geblieben und hätten ihre Weihnachtseinkäufe vor Ort getätigt. Einen Online-Shop hat das Modehaus jedoch nicht.

    Wer auf den Onlinehandel im Landkreis Dillingen setzt

    Auf den rein stationären Handel hätten viele Geschäfte bereits vor der Corona-Pandemie nicht mehr gesetzt, betont Bezirksvorsitzender Brenner. „Gerade in der jetzigen Zeit bewähren sich der gute Service und die kontaktfreie Lieferung ins Haus.“ Froh über seine bereits existente Onlineplattform ist auch Thomas Artinger vom Elektrofachmarkt EP Artinger in Wertingen. Kunden würden zwar lieber im Geschäft kaufen, doch die Webseite sei eine zusätzliche Hilfe – gerade im Lockdown. Da der Fachmarkt auch Geräte für den täglichen Bedarf, wie beispielsweise Kühlschränke verkaufe, sei das ein Vorteil. Lieferungen und Reparaturen könnten ebenfalls weiterhin stattfinden. „Der Lockdown tut weh, aber wir schaffen das trotzdem“, betont Artinger. Kunden könnten zunächst auf der Webseite stöbern und sich anschließend per Telefon beraten lassen.

    Seine Kunden weiterhin beraten möchte auch Geschäftsführer Jürgen Weber vom Intersport Seeßle in Gundelfingen. Er sagt: „Wir versuchen, per Telefon oder Video zu bedienen und liefern Waren bis 15 Kilometer sogar kostenlos aus.“ Einen eigenen Webshop habe das Geschäft zwar nicht, im Laden könnte aber dennoch bestellt werden. Dass Ski- und Vereinssport gerade pausieren, sei im Verkauf deutlich zu spüren. Dafür würden andere Artikel wie Outdoor-Kleidung erstaunlich gut nachgefragt, erklärt er.

    Gerd Bechtel betreibt mit „Bow-Targets“ einen Bogenparcours in Ellerbach und bietet im familiengeführten Laden Bogensport-Artikel an. Dort stünden allein 50 verschiedene Bögen zur Auswahl. Kunden brauchen laut Bechtel im Nischensport eine fachkundige Beratung. Allgemein sieht Bechtel im Online-Handel nicht das Allheilmittel für den Einzelhandel, obwohl er seine Waren zusätzlich online verkauft. „Wir verkaufen im Internet vor allem Zubehör“, erklärt er. Da der Bogenparcours geschlossen sei, gebe es dafür weniger Nachfrage.

    Verstärkten Kundenkontakt gab es dagegen bei Bücher Brenner in den vergangenen Wochen. „Die Menschen haben sich über den persönlichen Kontakt zu uns und die individuelle Beratung sehr erfreut gezeigt“, sagt er. Mit der Schließung am Mittwoch soll auch der Dillinger Bücherladen weiterhin erreichbar bleiben. Der Webshop mit fast 600000 Titeln stehe rund um die Uhr zum Stöbern zur Verfügung und auch telefonisch blieben die Mitarbeiter weiterhin erreichbar. Im Stadtgebiet, sagt Brenner, würden die bestellten Bücher pünktlich ins Haus geliefert oder per Post und Paketdienst an die gewünschte Kundenadresse. Erweiterten Öffnungszeiten vor dem Lockdown sieht Brenner allerdings kritisch. Die Mitarbeiter, betont er, arbeiteten ohnehin schon an ihrer Belastungsgrenze.

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