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Landkreis Dillingen: Lockdown: So kämpfen Firmen im Landkreis Dillingen um ihre Existenzen

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Lockdown: So kämpfen Firmen im Landkreis Dillingen um ihre Existenzen

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    Gerade für Einzelhändler bringt die Pandemie immer größere Schwierigkeiten mit sich. Ihre Lager sind voll, Einnahmen fehlen aber. Jeder zusätzliche Tag im Lockdown erhöht bei vielen von ihnen das Risiko einer Pleite.
    Gerade für Einzelhändler bringt die Pandemie immer größere Schwierigkeiten mit sich. Ihre Lager sind voll, Einnahmen fehlen aber. Jeder zusätzliche Tag im Lockdown erhöht bei vielen von ihnen das Risiko einer Pleite. Foto: Marijan Murat, dpa (Symbol)

    Wenn die Pandemie vorbei ist, könnten unsere Innenstädte ganz anders aussehen. Das vermutet auch Rainer Hönl von der Wirtschaftsvereinigung in Gundelfingen. „Gaststätten, Einzelhändler – was gibt es dann noch in der Professor-Bamann-Straße?“, fragt er. Finanzielle Reserven und Durchhaltevermögen sind inzwischen bei manch einem Geschäftstreibenden aufgebraucht. Immer öfter verkündet ein Aushang an der Ladentür von der Geschäftsauflösung. So etwa beim Fachinstitut Balance in Dillingen. „Es tut uns sehr leid, jedoch traf uns dieses Corona-Schicksal wie viele Kleinunternehmer auch und es lag nicht mehr in unseren Händen“, schreibt beispielsweise die Inhaberin des Schönheitssalons Balance ihren Kunden.

    Notwendige Einnahmen gehen verloren

    Die Corona-Pandemie macht es den Unternehmen im Landkreis nicht einfach. Noch sei es allerdings zu früh, um den wirtschaftlichen Schaden konkret in Zahlen fassen zu können, sagt Pressesprecher Thomas Schörg von der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK). Klar sei allerdings, dass es mit jedem weiteren Tag im Lockdown schwieriger für die Unternehmen werde. Der Wirtschaft gingen immer mehr notwendige Einnahmen verloren. Besonders die in Not geratene Tourismus- und Freizeitbranche leide unter den Einschränkungen, sagt er. Doch auch beim Dienstleistungsgewerbe und dem Einzelhandel wachse die Angst. „Bauwirtschaft und Industrie sind dagegen bislang besser durch den zweiten Lockdown gekommen“, erklärt er.

    Wie schwierig es gerade für die Einzelhändler vor Ort ist, weiß auch Hönl. „Die Stimmung in Gundelfingen ist schlecht. Und wird von Tag zu Tag schlechter“, sagt er. Click & Collect, die Möglichkeit Waren vor Ort zu bestellen und abzuholen, werde von den Kunden zwar angenommen. Letztlich sei das aber ein Tropfen auf den heißen Stein. „Es geht momentan nur darum, dass etwas Liquidität reinkommt – Gewinne macht damit keiner“, erklärt er.

    Hilfen des Staates sind Bürokratiemonster

    Die Einzelhändler, weiß Hönl aus vielen Gesprächen, fühlen sich im Stich gelassen. Die Hilfen des Staates hätten sich als Bürokratiemonster entpuppt, weil sie nur mithilfe eines Steuerberaters überhaupt beantragt werden können. Auch die vollen Lager seien für viele ein Problem, ergänzt er. Inzwischen kämen bereits die Kollektionen für das Frühjahr und den Sommer, dabei seien die Wintersachen noch nicht einmal verkauft. „Die Lieferungen müssen auch bezahlt werden“, sagt Hönl. Ein Teufelskreis. Nicht verkaufte Ware aufzuheben und einfach in der nächsten Saison zu verkaufen, sei auch keine Option. Schließlich sei im kommenden Winter vielleicht etwas ganz anderes modern, gibt er zu bedenken.

    Mit dem erneuten Lockdown kurz vor Weihnachten sind auch die Insolvenzberatungen der IHK verstärkt nachgefragt worden. Pressesprecher Schörg erklärt: „Wir haben deshalb unsere Angebote ausgebaut, um Unternehmen maßgeschneidert unterstützen zu können.“ Neben persönlichen Beratungen gebe es bei der Kammer inzwischen auch spezielle Webinare und Sprechtage. Weil das Thema ein besonders sensibles ist, biete sie auch Videos auf ihrer Plattform an, die Unternehmer anonym abrufen könnten, um sich zu informieren.

    Erste Hinweise auf finanzielle Schwierigkeiten

    Besorgniserregend ist dieser Umstand alleine aber noch nicht. Schörg sagt: „Die Anzahl der bayerisch-schwäbischen Gewerbeabmeldungen ist im Vergleich zum Vorjahr auch 2020 konstant geblieben.“ Tendenziell, betont er, gebe es sogar weniger davon. Auch im Landkreis Dillingen. Zu Beginn des neuen Jahres hätten die IHK jedoch die ersten Hinweise auf finanzielle Schwierigkeiten erreicht.

    Die gibt es auch in Höchstädt. Das Abholangebot vor Ort werde zwar angenommen, sagt Fabian Weiß von der Wirtschaftsvereinigung Höchstädt, doch für viele sei es einfacher, im Internet zu bestellen. Heute bestellt, morgen an die Haustüre geliefert. Diskussionen über einen totalen Lockdown würde da nicht gerade die Zuversicht der Händler stärken, vermutet er. Sobald Lockerungen möglich sind, will der Kreis Wirtschaft in Höchstädt deshalb die Geschäftstreibenden unterstützen. Aktuell, sagt Weiß, werde ein Konzept erarbeitet. „Eine kleine Veranstaltung und eine Gutschein-Aktion sind geplant“, verrät er.

    Die Pandemie hat jedoch auch viele Gewinner. Trotz aller Schwierigkeiten, sehen viele in der Corona-Krise auch eine Chance sich selbstständig zu machen. Gute Chancen, weiß Schörg von der IHK, hätten beispielsweise digitale Geschäftsmodelle in diesen Tagen. Aber auch Gesundheits- und Bildungsangebote hätten gute Perspektiven. Ideen rund um die Gastronomie und Veranstaltungsplanung rückten dagegen eher in den Hintergrund. In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres hatte es im Landkreis Dillingen nach Angaben der IHK insgesamt 382 Neugründungen gegeben. Nicht wesentlich weniger als im Vorjahr. Dafür gründen aber immer mehr Frauen (wir berichteten). Interessant, sagt der Sprecher, sei auch die Differenz aus Neugründungen und Betriebsaufgaben. Gerade für die ersten drei Quartale habe es im vergangenen Jahr ein Plus von 36 Prozent ergeben im Vergleich zu 2019.

    Einbußen lassen sich nicht mehr kompensieren

    Die Wirtschaft in Nordschwaben, das hatten die IHK-Konjunkturumfragen ergeben, sind sogar bislang besser durch die Krise gekommen als das Allgäu oder der Wirtschaftsraum Augsburg. Trotzdem betont Schörg: „Je länger der Lockdown dauert, umso mehr wird das Insolvenzrisiko an Brisanz gewinnen.“ Die liquiden Mittel vieler Unternehmen seien nahezu aufgebraucht und ihre finanziellen Einbußen ließen sich auch durch die staatlichen Hilfen nicht kompensieren.

    Besprechen, wie es nun weitergehen soll, möchte auch die Dillinger Wirtschaftsvereinigung in den nächsten Tagen mit der Stadt. Den Kontakt zu den anderen Mitgliedern, sagt Vorsitzende Silvia Stapfer, habe man über E-Mails aufrecht gehalten. Wichtige Neuigkeiten, wie beispielsweise das Abholangebot vor Ort, hätten so sofort an alle kommuniziert werden können. Auf Facebook, so Stapfer, habe sie mitbekommen, dass das Click & Collect von den Kunden gut angenommen worden sei.

    Als Friseurmeisterin ist auch sie aktuell vom Berufsverbot betroffen und darf nicht arbeiten. Den Kontakt zu ihren Kunden versucht sie aber dennoch zu halten und freut sich über jedes Gespräch mit ihnen. Für Notsituationen hat Stapfer sogar ein Survival-Kit auf den Weg gebracht: Farbe, Pinsel und eine Schale zum mischen sollen solange helfen. Auf einen neuen Haarschnitt müssen ihre Kunden jedoch bis nach dem Lockdown warten. Dann, so vermutet die Friseurmeisterin, wird der Ansturm wieder groß sein. „Das ist eine richtige Belastung, da ich es natürlich jedem meiner Stammkunden recht machen will und sofort einen Termin vergeben möchte“, sagt sie. Schon im Frühjahr 2020 sei das gemeinsam mit dem Hygienekonzept eine Herausforderung gewesen. Trotzdem freut sich Stapfer schon auf die Arbeit: „Wenn man das 20 Jahre macht, vermisst man es einfach.“

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