Die Wiese am Westufer des Lauinger Auwaldsees ist am Sonntag um kurz nach zehn noch nass und der Himmel bewölkt, doch ein Flickenteppich aus Handtüchern, Liegestühlen und allerlei aufblasbarem Getier verteilt sich bereits auf der Liegewiese. Rettungsschwimmer Siegbert Straubinger hat gerade seinen Dienst begonnen. Er erwartet, wie am Vortag, eher eine überschaubare Menge an Badegästen. Das Wetter sei zu unbeständig.
Die Wasserwacht passt am Lauinger Auwaldsee auf
Badende kann man zu diesem Zeitpunkt an einer Hand abzählen. Insgesamt sei in diesen Sommerferien im Vergleich zum Vorjahr mehr los, erzählt Straubinger, der seit 45 Jahren bei der Wasserwacht tätig ist. Bis 18 Uhr sind er und seine Kollegen vor Ort. Die Abstände auf der Liegewiese werden seiner Meinung nach gut eingehalten. „Das verläuft sich hier. Es gibt eher Parkplatzprobleme“, sagt der ehrenamtliche Rettungsschwimmer und fügt hinzu: „Die Leute würden ihr Auto am liebsten neben ihrem Handtuch abstellen“. Viele parkten in dritter Reihe und würden damit andere Wagen zuparken. Die Polizei hätte deswegen schon ausrücken müssen.
Bei einem Blick auf die Kennzeichen fällt zudem auf: Viele Badegäste aus Baden-Württemberg tummeln sich am Auwaldsee. Waltraud Schwarz aus Neresheim macht es sich gerade mit ihren Töchtern Lisa und Lena sowie Enkelchen Oskar am Ufer gemütlich. Eigentlich wollten Lisa und Lena Schwarz dieses Jahr nach Dubai fliegen. Das Risiko wollten sie jedoch nicht eingehen. Stattdessen geht es in die Berge – und, wie jetzt, mit Mutter an den See.
Viele Gäste aus Baden-Württemberg fahren an den Auwaldsee
Aus Heidenheim fahren Inge Hilsch und Karlheinz Herzel mittwochs und sonntags an den Auwaldsee. Die rund halbstündige Fahrt nehmen sie gerne in Kauf. „Die schöne Aussicht gefällt mir hier besonders gut. Bei uns gibt es in der Nähe keine Seen“, sagt Hilsch. Am Wochenende sei meistens sehr viel los. Abstand halten sei trotzdem kein Problem, meinen die ebenso tiefgebräunten wie tiefentspannten Heidenheimer.
Ein paar Meter weiter, am Vesperhäusle, löst sich gerade eine Männerrunde auf. Sonntags werden hier ab neun Uhr Karten gespielt. Der Lauinger Johann Rechthaler bleibt noch eine Weile sitzen. Er ist am See groß geworden und geht fast täglich spazieren oder baden. Für ihn macht sich der Corona-Sommer am See bemerkbar. „Bei schönem Wetter ist hier schon morgens wesentlich mehr los.“ Der Stammplatz der Kartler am Vesperhäusle ist aber nicht gefährdet. „Dafür sind wir früh genug da“, sagt Rechthaler.
Die Schnell-Weiher in Binswangen sind nicht überlaufen
Das klare Wasser mit Blick auf das Kieswerk der Schnell-Weiher in Binswangen hat seinen ganz eigenen Charme. Auch hier verteilen sich die Badegäste, dank der Böschung, mit großem Abstand. Harald Schunn aus Wertingen und Freundin Carolin Off verbringen ihre Wochenenden gerne am See. Schunn findet, dass sich eher die fehlenden Urlauber am See bemerkbar machen würden. Sie selbst seien auch bereits im Ausland gewesen: Mit dem Auto ging es Richtung Süden, in die Toskana. In ein Flugzeug möchten sie zurzeit nicht steigen. Da könne der Abstand schließlich nicht eingehalten werden.
Einige Autominuten entfernt, an den Weisinger Seen, werden ebenfalls munter Sonnenschirme aufgespannt. Im Halbschatten eines Baumes sitzen drei Generationen der Familie Schuster auf Decken und Campingstühlen. Anna und Helmut Schuster aus Steinheim wollten eigentlich mit Sohn Dominik, Schwiegertochter Susann sowie den Enkeln Elias und Raphael in einem Kinderhotel in Österreich Urlaub machen. Doch dann kam das Coronavirus und die Familie entschied sich für Ferien am Baggersee. „Man kann sich gut aus dem Weg gehen“, sagt Anna Schuster. „Ich finde es hier sogar schöner“, fügt Enkel Raphael hinzu, der eine Schwimmweste anlegt. Gleich geht es mit dem aufblasbaren Kajak aufs Wasser.
Pizzeria Klein Sizilien: Viele unkooperative Gäste
Ein beliebter Treffpunkt an den Weisinger Seen ist die Pizzeria Klein Sizilien. Aus den Boxen tönt italienischer Schlager, doch der Schein trügt, laut Inhaber Luigi Giardina ist die Stimmung unter den Badegästen oft gereizt. Denn in der Pizzeria werden die Corona-Maßnahmen strikt eingehalten. „Das ist das schlimmste Jahr bisher“, sagt Giardina, der seit 13 Jahren italienische Gerichte zwischen den Baggerseen anbietet. Er und seine Mitarbeiter müssten seit dem verspäteten Saisonbeginn im Mai täglich mit Gästen über die Maskenpflicht diskutieren. „Wir haben die einzige Toilette am See. Viele wollen nicht einsehen, dass sie sich in die Liste eintragen und eine Maske tragen müssen. Manche beleidigen uns sogar“, schildert Giardina, der eine Maske in den italienischen Nationalfarben trägt.
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