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Landkreis Dillingen: Kreis Dillingen: Liebe Seniorinnen, wie war das damals beim Tanzen?

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Kreis Dillingen: Liebe Seniorinnen, wie war das damals beim Tanzen?

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    Erst schick gemacht, dann auf zum Tanz – so war das auch schon vor vielen Jahren. Aber die Musik war damals, das Bild stammt aus dem Jahr 1960, eine ganz andere.
    Erst schick gemacht, dann auf zum Tanz – so war das auch schon vor vielen Jahren. Aber die Musik war damals, das Bild stammt aus dem Jahr 1960, eine ganz andere. Foto: Roba/Siegfried Pilz/United Archives/Imago (Symbol)

    Kein Feiern, nicht mal am 1. Mai – die Corona-Pandemie verändert vieles. Aber am heutigen Donnerstag ist der Tag des Tanzes – und den kann man auch mit interessanten, unterhaltsamen und goldigen Erinnerungen an das Tanzen vor vielen, vielen Jahren begehen. Deswegen haben wir Seniorinnen gefragt, wie das früher war. Mit dem Tango, dem Walzer, dem Roy Black oder dem Grammophon.

    „Des isch scho lang her“, sagt Rosi Götzfried nachdenklich. Klar war sie in ihrer Jugend viel beim Tanzen. „Erst mit 15, 16 Jahren, dann kam der Krieg. Aber zwischendrin konnte man auch noch mit den Freundinnen ein bisschen tanzen gehen.“

    Rosi Götzfried
    Rosi Götzfried

    Die heute 95-Jährige wohnte damals in Augsburg. Überall gab es Tanzcafés und samstags und sonntags ab 20 Uhr war immer etwas los. Meist zu Fuß, aber auch mit der Straßenbahn ging es hin. In den Cafés hätten damals Kapellen gespielt. Man sei noch zum Tanz gebeten worden und der Tanzpartner begleitete einen auch zurück zum Platz. War er ein guter Tänzer, hoffte man, noch mal von ihm aufgefordert zu werden. „Es war schön, trotz des Krieges“, erinnert sich Rosi Götzfried, die heute im Seniorenzentrum St. Klara in Wertingen wohnt. Damals habe man Walzer, Foxtrott und Tango getanzt, Rock’n’Roll und Samba.

    Auch Götzfrieds Mann war ein leidenschaftlicher Tänzer gewesen. „Am liebsten habe ich den Walzer linksherum getanzt. Und Tango.“ In Wertingen unternimmt die 95-Jährige inzwischen nur noch kleine Spaziergänge mit dem Rollator, in der Einrichtung selbst nutzt sie den Rollstuhl. „Früher gab es oft ganze Johann-Strauß-Abende. Die Zeit ist leider vorbei.“

    In Höchstädt ging's in Café Kommer oder in die Weinbar vom Café Vogel

    Lieselotte Thürl
    Lieselotte Thürl

    Als Flüchtlingskind aus dem Sudetenland landete Lieselotte Thürl 1947 in Tapfheim.

    Ihr wurde das Tanzen vermutlich in die Gene gelegt. „Meine Mutter konnte den Walzer tanzen wie der Lump am Stecken“, erzählt sie und lacht. Manchmal ging die junge Lieselotte mit der ganzen Clique ins Gasthaus Reichenberger oder ins Café Willi zum Tanzen. Oder lief gar ein bis eineinhalb Stunden zu einem Ausflugslokal in Dettenhart. „Mit meiner Jugendliebe habe ich damals Tango getanzt“, berichtet die 86-Jährige am Telefon.

    Später wohnte sie in Neu-Ulm, kehrte aber mit ihrem Mann nach Höchstädt zurück.

    Auch an die legendären Partys in der Weinbar vom Café Vogel erinnert sich eine der Seniorinnen, mit denen wir gesprochen haben. Nicht nur im Fasching war dort etwas los.
    Auch an die legendären Partys in der Weinbar vom Café Vogel erinnert sich eine der Seniorinnen, mit denen wir gesprochen haben. Nicht nur im Fasching war dort etwas los. Foto: Roba/Siegfried Pilz/United Archives/Imago (Symbol)

    Im Gasthof Berg oder im Café Kommer wurde mit Freunden zu deutschen Schlagern getanzt oder in der Weinbar vom Café Vogel gefeiert. „Das kann man mit der heutigen Zeit alles nicht vergleichen.“ Vor allem die Musik von Roy Black gefiel Thürl, die inzwischen im AWO-Seniorenheim in Höchstädt lebt.

    In Lauingen spielte immer irgendwo eine Kapelle

    Margarete Stiegelmayr und ihre Freundinnen haben das Tanzen in der Küche ihrer Mutter gelernt. Immer wieder habe man das alte Grammophon aufgekurbelt und geübt. „Blieb’ eine übrig, sagte meine Mutter: Nimm’ den Besen, das geht auch“, erzählt die 83-Jährige, die in der Dillinger Hospitalstiftung lebt.

    In ihrer Jugend war sie eine begeisterte Tänzerin und durfte mit einem Bekannten auf Veranstaltungen in Lauingen.

    „Wir wussten ja, wo welche Kapellen spielen, und da sind wir hin.“ Zu jedem Lied habe sie getanzt, ob Walzer, Tango oder Marsch, später auch Rock’n’Roll. Wenn ihr dabei ein junger Mann auf die Schulter klopfte und um den nächsten Tanz bat, sei sie dem auch nachgekommen. „Er kam dann zu mir, machte mir ein Kompliment und forderte mich zum Tanz. Es war eine schöne Zeit. Mein Lieblingslied seitdem ist ‚Ich tanze mit dir in den Himmel hinein‘.“ Auch ihr Mann sei ein richtig guter Tänzer.

    Ob in Buttenwiesen oder in Oberthürheim, die Tanzfläche war immer voll

    Mit Stoff aus Wertingen hat sich Anna Stimpfle vor vielen Jahren tagsüber ein Kleid genäht. Ist abends hineingeschlüpft und ging tanzen. Knapp 70 Jahre ist das her. „Selbstverständlich haben wir uns damals schick gemacht“, sagt sie und lacht. Heute lebt die gebürtige Oberthürheimerin im Seniorenzentrum St. Klara in Wertingen.

    Früher, mit 16, 17, 18, 19 und 20 Jahren, sei sie regelmäßig im Heimatort oder auch in Buttenwiesen zum Tanzen gegangen oder mit dem Rad zur nächsten Veranstaltung gefahren, sommers wie winters. „Die Tanzfläche war immer voll“, erinnert sich die Seniorin am Telefon begeistert. Volksmusik und die Beatles hört sich noch immer gern, früher auch Roy Black. Vor allem Walzer fand sie schön. „Aber „Rock’n’Roll war mir zu schnell.“

    Eine Schretzheimerin lernte von den Amerikanern den Rock 'n' Roll

    Ida Schmid heute
    Ida Schmid heute

    Nicht so Ida Schmid. Als bei der Familie der Schretzheimerin Amerikaner einquartiert wurden, war die junge Frau eine begeisterte Tanzpartnerin, inklusive Hebefiguren, erzählt die Seniorin. 24 Jahre lang arbeitete sie in der Buchhaltung der ehemaligen Bindfadenfabrik – samt eigener Wirtschaft. Und dort wurde getanzt. Zuerst der Wiener Walzer und der Tango, dann auch Samba, Foxtrott und der Englische Walzer. Eine Nachbarin nähte der jungen Ida die Kleider.

    Ida Schmid früher
    Ida Schmid früher

    „In Dillingen waren wir auch mal tanzen, aber das Weiteste war bei Burgau.“ Ein Mal mussten Ida und ihre Freundinnen nach einem Fest so weit heimlaufen, dass sie gerade noch rechtzeitig zum Ostergottesdienst daheim ankamen – und direkt weiter zur Kirche sind.

    Christine Esenwein tanzt eigentlich immer noch. Mit inzwischen 87 Jahren bekommt sie zwar nicht mehr so gut Luft, „aber langsam geht’s scho no“, meint sie am Telefon und lacht.

    Noch vor zwei Jahren hat sie den Faschingsnachmittag im AWO-Seniorenheim in Höchstädt aufgemischt und sich vom Alleinunterhalter ihr Lieblingslied gewünscht: den Schneewalzer.

    Am liebsten tanzte die Fristingerin zum Schneewalzer

    Christine Esenwein
    Christine Esenwein

    In jungen Jahren hätte ihr Cousin seine Frau oft sitzengelassen, um mit der „Christl“ zu tanzen. „Immer dann, wenn der Englisch-Walzer kam“, erinnert sie sich. Esenwein stammt aus Fristingen. Der ehemalige Gasthof Lamm, heute das „Storchennest“, hatte einen großen Saal – und die junge Frau tanzte alles. „Da war’ma jung“, ruft sie in den Hörer.

    Mit ihren Freundinnen hält die Fristingerin bis heute Kontakt

    Die Musik von Peter Alexander gefällt der 87-Jährigen heute noch. Während des Erzählens fallen der Seniorin immer mehr Geschichten von damals ein. Von dem tollen Silvester am Bodensee, mit Musik „vom Feinsten“ und essen von 20 bis 1.30 Uhr. Mit der Freundin, die Esenwein dort besuchte, hat sie heute noch Kontakt.

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