Gute Nachrichten: Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Dillingen ist von 77,7 auf 67,3 gesunken, die Zahl der aktiven Fälle sank von 133 auf 130. Insgesamt drei weitere Fälle der britischen Corona-Mutation B 1.1.7 sind aufgetaucht (insgesamt 222). Und immer mehr Menschen im Landkreis Dillingen werden gegen das Coronavirus geimpft. Am Mittwoch hatten knapp zwölf Prozent der Landkreisbürger eine Erstimpfung erhalten, rund sechs Prozent auch die Zweitimpfung. Inzwischen kann man sich nicht nur im Wertinger Impfzentrum, sondern auch beim Hausarzt impfen lassen – und viele Patienten wollen das offensichtlich.
Denn die Nachfrage in den Praxen ist groß. „Das ist verständlich“, sagt Dr. Alexander Zaune. Dennoch bittet er die Menschen darum, sich weiterhin im Wertinger Impfzentrum anzumelden. Die Hausärzte selbst kommen auf ihre Patienten zu, wenn sie dran sind – aber vor allem, wenn sie Impfstoff haben.
Wie viele Dosen stehen den Ärzten im Landkreis Dillingen zum Impfen zur Verfügung?
Zaune ist ärztlicher Koordinator für den niedergelassenen Bereich im Kreis Dillingen und hatte schon vergangene Woche gewarnt: Während im Wertinger Impfzentrum weiter Kapazitäten für fast 5000 Impfdosen pro Woche bestehen, werde die Zahl der im April von Hausärzten verabreichbaren Dosen wohl überschaubar bleiben.
Man könne zwischen 18 bis 50 Dosen pro Woche pro Praxis bestellen, für die tatsächlich gelieferten Dosen bestehe jedoch keine Garantie, sodass eine Planbarkeit schwierig bleibe (wir berichteten). Genau diese Erfahrung macht der Dillinger Hausarzt jetzt. Wie den Grippeimpfstoff auch, bestellen die Praxen den Covid-19-Impfstoff bei einer Referenzapotheke. Montags werden die Dosen geliefert und im besten Fall am Dienstag verimpft. „Aber unklar ist immer, wie viele Dosen kommen.“ Das ist das eine Problem.
Wenn der Hausarzt einen Impftermin anbietet - und der Patient ist schon geimpft
Parallel dazu erstellen die Praxen Listen ihrer Patienten, um sie entsprechend der Priorität zum Impfen einzubestellen. Erst bei der Kontaktaufnahme erfahren die Mitarbeiter dann, wenn jemand schon geimpft ist. Vorher nicht. Das liege an der Datenschutzgrundverordnung.
Deswegen wären dem ärztlichen Koordinator jetzt noch zwei Wochen Planung recht gewesen. „Aber insgesamt ist es bislang sehr gut gelaufen. Aus hausärztlicher Sicht waren und sind wir mit dem Wertinger Impfzentrum sehr zufrieden. Viele Patienten bestätigen das.“
Zaune ist froh und dankbar, dass sich die Situation in den Heimen im Landkreis durch die Impfungen entspannt hat. Er, seine Kollegen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien breit durchgeimpft. Und auch, wenn die Telefone in den Hausarztpraxen jetzt nicht mehr stillstehen, betont der Mediziner, sei es eine gute Entscheidung, dass Hausärzte gegen das Virus impfen dürfen.
„Das gehört zu unseren Kernaufgaben. Und die Patienten haben jetzt neben dem Impfzentrum eine zusätzliche Möglichkeit, sich impfen zu lassen.“
Buttenwiesener Arzt sagt, so etwas habe er noch nicht erlebt
Dass sehr viele Bürger im Landkreis Dillingen auf diese Möglichkeit gewartet haben, darauf deuten Erfahrungsberichte hin.
Wie von der Buttenwiesener Gemeinschaftspraxis von Dr. Kurt Michl. Dort herrscht Ausnahmezustand, seit die Impf-Aufgabe zum Repertoire der Praxis gehört, was seit einer Woche der Fall ist. „In meinen 50 Jahren als Arzt habe ich so etwas noch nicht erlebt“, sagt Michl im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die Coronapandemie hat die Abläufe in der Buttenwiesener Gemeinschaftspraxis ohnehin schon drastisch verändert. Nun habe quasi über Nacht noch eine völlig neue, zusätzliche Logistik etabliert werden müssen, um die Impfungen ordnungsgemäß durchführen zu können.
Das bedeutete, dass der gesamte Patientenstamm der Praxis einzeln angerufen werden musste. Eine enorme Aufgabe, sagt Michl, denn der „normale“ Betrieb solle nicht unter den Impfungen gegen Corona leiden. „Beim ein oder anderen Praxismitglied zehrt das an den Nerven. Das Personal macht sehr viel mit“, sagt der Arzt. Denn leider verliefen nicht alle Gespräche freundlich.
Innerhalb der Bevölkerung herrsche mittlerweile große Verunsicherung, so empfindet es der erfahrene Mediziner. „Die Bevölkerung befindet sich in einer emotionalen Ausnahmesituation“, sagt Michl. „Die Angst vor der Krankheit sitzt bei vielen tief.“ Das äußere sich in vielen Gesprächen.
Worum die Ärzte aus Buttenwiesen und Dillingen die Patienten bitten
Und trotz aller Bitten und des Hinweises auf der Webseite der Praxis rufen in der Praxis viele Leute an, um sich nach einem Impftermin zu erkundigen. Michl appelliert, das nicht zu tun. „Wir kommen auf die Leute zu“, sagt er. Für eine Impfung gegen Covid-19 solle man auf keinen Fall selbst in der Praxis anrufen, so die eindringliche Bitte des Arztes. Das überfordere die Kapazitäten der Praxis und behindere die Abläufe enorm.
Denn die Telefone sind schon ausgelastet genug für die Patienten, die Symptome zeigen und die Sprechstunden der Praxis in Anspruch nehmen wollen – diese sollen natürlich weiterhin vor dem Praxisbesuch anrufen.
Die Reihenfolge, nach der die Patienten in der Buttenwiesener Gemeinschaftspraxis geimpft werden, legt die Ständige Impfkommission fest. Michl, seine Mitgesellschafterin Regina Brandmair und die fünf Ärztekollegen richten sich nach diesen Vorgaben.
Dabei spielen neben dem Alter auch die Vorerkrankungen der Patienten eine wichtige Rolle. Die Impfungen geschehen von 12 bis 14 Uhr – eigentlich die Ruhezeiten der Praxis. Anders wäre es aber nicht möglich, sagt Michl. Diese Woche werden in der Praxis 36 Dosen des Biontech-Impfstoffes den Patienten verabreicht.
Auch der Dillinger Hausarzt Dr. Zaune bittet im Namen seiner Kollegen um etwas Geduld, bis die Praxen auf ihre Patienten zukommen. Wer einen Routinetermin bei seinem Hausarzt hat, könne dabei seinen Impfwillen kundtun. Nur einen eigenen Termin vereinbaren oder anzurufen, um das mitzuteilen, davon bittet auch Zaune abzusehen. Er versichert: „Jeder Impfstoff, der ankommt, wird verimpft.“
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