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Landkreis Dillingen: Im Landkreis Dillingen halten Züge bald öfter

Landkreis Dillingen

Im Landkreis Dillingen halten Züge bald öfter

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    Auf der Donautalbahn verkehrt die Agilis. Schon ab nächstem Jahr sind für die Fahrgäste wesentliche Verbesserungen geplant. Vor allem sollen die Anschlüsse in Donauwörth und Günzburg besser erreicht werden.
    Auf der Donautalbahn verkehrt die Agilis. Schon ab nächstem Jahr sind für die Fahrgäste wesentliche Verbesserungen geplant. Vor allem sollen die Anschlüsse in Donauwörth und Günzburg besser erreicht werden. Foto: Manuel Wenzel (Archiv)

    Dass Landtagsabgeordneter Georg Winter viel mit dem Zug fährt, ist nicht neu, sondern höchstens erstaunlich. Denn ohne Umstieg kommt der Höchstädter nicht in München an. Oft muss man eine Stunde in Donauwörth oder Günzburg warten, bis der Anschlusszug kommt. Das soll sich ändern.

    Deswegen initiierte der Politiker im Dillinger Landratsamt eine große Runde mit Vertretern von Deutscher Bahn, Agilis, den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern aus den Orten entlang der Donautalbahn – darunter auch Karl Malz aus Tapfheim – und seinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausschuss für Kreisentwicklung.

    Das Thema der Mobilitätskonferenz lautete „Entwicklung auf der Donautalbahn zwischen Günzburg und Donauwörth in den nächsten 15 Jahren.“ Nach gut zwei Stunden war das Fazit: Es gibt viele Verbesserungen auf der Strecke; Geschwindigkeit ist nicht alles – und: Es muss noch viel passieren.

    Wann welcher Bahnhof im Landkreis Dillingen barrierefrei ist

    Landrat Leo Schrell hatte die Gäste im Landratsamt begrüßt und vermerkt, welchen neuen Stellenwert der öffentliche Personennahverkehr und damit auch der Schienenverkehr im Rahmen der Klimadebatte gewonnen haben. Gerade weil durch den Landkreis Dillingen keine Autobahn führt, sei der Zug laut Winter umso wichtiger. Es habe sich auch schon einiges verändert. Doch es müsse vor allem eine verlässliche, gute Fernverbindung her, um Autofahrer für die Bahn zu begeistern. Generell müsse mehr Geld in die Schiene fließen, auch, um Bahnhöfe barrierefrei zu machen.

    Dass Barrierefreiheit mehr bedeutet als ein Rollstuhl- und Kinderwagengerechter Übergang zu Gleis zwei, erläuterte Herbert Kölbl: Auch an seh- oder hörbehinderte Menschen, Taube und Blinde müsse man denken. In Bayern seien fast 50 Prozent der Bahnhöfe barrierefrei – und damit würden knapp 80 Prozent der Bahnreisenden erreicht werden. Tapfheim, Schwenningen, Blindheim und Günzburg seien bereits barrierefrei, sagte Kölbl.

    Der Donauwörther Bahnhof wird derzeit komplett umgebaut. Höchstädt, Dillingen (beide fertig vermutlich 2024), Lauingen und Gundelfingen (beide wohl bis 2028) werden folgen. „Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange (CSU) bemüht sich sehr darum, Geld für den Ausbau der Barrierefreiheit nach Bayern zu holen.“ Dass ein Halt auf Gleis 1 allein viele Probleme lösen würde, darauf verwies Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz (CSU). Stattdessen hielten viele in der Großen Kreisstadt auf Gleis 2.

    Immer mehr Züge verkehren auf der Donautalbahn-Strecke

    Tobias Schmalzl von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft sagte, dass 2017 insgesamt 39 Zugpaare auf der Donautalbahn unterwegs waren. 2020 sind an Schultagen 45 Züge unterwegs (am Wochenende 36/37), 2023 sollen es 48 und am Wochenende 38/39 Züge sein: Ein Zug komme werktags morgens zwischen Günzburg und Donauwörth dazu, ein zusätzliches Zugpaar verkehre am Abend und ein Zug mehr zwischen Ulm und

    Gerade die Eingleisigkeit der Strecke schränke weitere Angebote ein; man müsse immer den Begegnungsverkehr einplanen. Dennoch würden künftig werktags morgens und abends mehr Züge in Dillingen halten, die sowohl in Richtung Donauwörth, als auch nach Günzburg weiterfahren. Schon in zwei Jahren soll die Bahn stündlich, auch am Wochenende, einen Anschlusszug in Donauwörth erreichen.

    Winter hatte im März vor drei Jahren einen Antrag im Landtag eingereicht, und dabei einige Beispiele aufgezählt, wo die Regionalbahn den ICE knapp verpasst und die Fahrgäste dann eine Stunde warten müssen. Schmalzl sagte, alle Anregungen des Antrags würden nun erfüllt und die Anschlüsse in Günzburg und Donauwörth besser erreicht. Dillingens OB Kunz meinte, ein S-Bahn-Takt, also alle 30 Minuten ein Zug, sei wünschenswert. Das würde die Attraktivität des Nahverkehrs deutlich steigern. „Wir können froh sein, dass das Angebot morgens und abends so verdichtet wird“, wiegelte Schmalzl ab.

    Inwieweit sich der Ausbau der Bahnstrecke Augsburg – Ulm auf die Region auswirken wird, wollte Kreisrat Manuel Knoll (JU) wissen. Das sei noch ungewiss, erwiderte Schmalzl.

    Wie wäre es mit weiteren Haltestellen in Steinheim und Hausen?

    Erich Seiler (AfD) erkundigte sich nach der Reaktivierung der Bahnhalte in Dillingen-Steinheim und Hausen. So etwas müsse sich wirtschaftlich rechnen und in den Fahrplan passen, erklärte Schmalzl. „Pro Halt muss man zwei Minuten einplanen. Mit neuen Stopps verschiebt sich alles – und gerade auf eingleisigen Strecken ist das schwierig.“

    Der Gundelfinger Kreisrat Jürgen Hartshauser (SPD) betonte, für seine Heimat sei vor allem eine schnelle Anbindung in Günzburg wichtig. Umso entscheidender sei es, dass der Bahnhof dort weiter vom Fernverkehr angesteuert wird. „Das ist nicht unsere Baustelle, sondern die von der DB Fernverkehr und vom Innenministerium“, lautete Schmalzls Antwort.

    In den Zügen soll sich einiges verbessern

    Weitere Verbesserungen für die Fahrgäste kündigte Axel Hennighausen, Geschäftsführer der Agilis, an: 2022 soll es in jedem Zug eine Servicekraft geben. Zwischen Ulm und Donauwörth werde bereits nach Personal gesucht. Die Taktverdichtung, kostenloses WLAN in allen Zügen, großzügigere Einstiegs- und Mehrzweckbereiche, Tische und Tischchen in der zweiten Klasse und eine Aufwertung der ersten Klasse kündigte Hennighausen ebenfalls an. Das alles wird im Coradia Continental, so heißt der Zug, geboten.

    Es könnte ab 2024 theoretisch auch der Siemens Mireo durch die Region fahren, Klappsitz- und barrierefrei, mit Echtzeitinformationsfahrgastsystem wie im ICE, viel Platz für Fahrräder und Gepäck und „absolut ideal für diese Strecke, gerade auch beim Stichwort Fahrradurlaub“, sagte Hennighausen. Wenn jetzt 20 E-Bike-Fahrer gleichzeitig in einen Zug wollen, ist für alle Reisenden dort der Tag gelaufen, weil die Anschlusszüge weg sind.

    Erst an den Fahrplan denken - dann bauen. Nicht andersherum

    Mit dem Siemens Mireo aber wäre das kein Problem. Hennighausen erklärte: „Wegen einer Kleinigkeit können wir hier nicht fahren.“ Die Bahnsteige in Gundelfingen (Gleis 1), Genderkingen, Rain (Gleis 2), Weichering und andere Richtung Regensburg müssten erhöht werden. „Wir wollen den Zug“, betonte Winter. „So einfach ist das nicht“, meinte dazu die DB, vertreten durch Bernhard Blaas, Teamleiter Programmsteuerung bei der DB Netz AG.

    Hennighausen warb für einen Fahrplanbasierten Infrastrukturausbau: Man sollte von den Abfahrts- und Ankunftszeiten her denken und nicht erst Infrastruktur schaffen, um dann den Fahrplan darauf anzupassen. Dann könnten in Dillingen pro Stunde zwei Züge halten, wären die Umsteigzeiten in Donauwörth kurz und neue Fernverkehrsanschlüsse in Günzburg Richtung Ulm möglich.

    Welche zusätzliche Infrastruktur in Nordschwaben sinnvoll wäre

    Notwendig wären dafür in der Region ein sogenanntes Überwerfungsbauwerk in Donauwörth für durchgehende Züge (Gesamtkosten 11,2 Millionen Euro) und eine Achsverschwenkung des Hauptgleises Treuchtlingen – Augsburg (1,3 Millionen Euro), ein drittes Gleis in Blindheim (13 Millionen Euro) und in Weichering (15,5 Millionen Euro) und ein weiteres Gleis in Rohrenfeld für den Güterverkehr (13 Millionen Euro).

    Eine Debatte um maximale Höchstgeschwindigkeiten und höhengleiche oder höhenfreie Bahnübergänge schloss sich an. Für 160 Stundenkilometer sind die Züge zugelassen. Ein höheres Tempo sei laut Hennighausen gar nicht sinnvoll, weil die Züge regelmäßig bremsen und wieder anfahren müssen. „Das Tempo dient nicht der Fahrzeitverkürzung. Wenn wir konstant überhaupt die 160 fahren können, ist schon viel erreicht.“ Blaas ergänzte, man könne mit Umbaumaßnahmen viel erreichen, um das Tempo auszuschöpfen. Das Ziel sei es aber, den Fahrplan zu stabilisieren. Damit eben ein paar E-Bike-Fahrer nicht den ganzen Verkehr aufhalten, sondern ein kleiner Puffer besteht. Sein Kollege Manuel Rosner stellte vor, welche Bahnübergänge im Landkreis Dillingen in den nächsten Jahren umgebaut werden und wie. Denn gerade die Blinklichtbahnübergänge seien die größten Bremser.

    MdL Winter sagte am Schluss, jeder beschrankte Bahnübergang sei ein Hindernis. „Wir müssen die Strecke Schritt für Schritt modernisieren. Wenn man immer denkt, das tut’s schon so, dann kommt man nicht voran.“ Auch der Landrat war von den vorgebrachten Ideen angetan. Es sei die Aufgabe des Landkreises, die genannten Flaschenhälse abzuarbeiten.

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