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Landkreis Dillingen: Im Landkreis Dillingen fehlen dringend Köche und Servicekräfte

Landkreis Dillingen

Im Landkreis Dillingen fehlen dringend Köche und Servicekräfte

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    „Die Biergärten sind voll, die Leute haben Nachholbedarf.“Gut besucht sind im Landkreis Dillingen die Cafés, Restaurants und Biergärten. Das freut die Wirte, auch wenn einige von ihnen Personalsorgen haben. Constanze Meindl und Christoph Damm genossen am Freitag mit ihrem Hund Pallino vor der Pizzeria Da Carla die Freiluftatmosphäre auf dem Lauinger Marktplatz.
    „Die Biergärten sind voll, die Leute haben Nachholbedarf.“Gut besucht sind im Landkreis Dillingen die Cafés, Restaurants und Biergärten. Das freut die Wirte, auch wenn einige von ihnen Personalsorgen haben. Constanze Meindl und Christoph Damm genossen am Freitag mit ihrem Hund Pallino vor der Pizzeria Da Carla die Freiluftatmosphäre auf dem Lauinger Marktplatz. Foto: Karl Aumiller

    Nach Monaten des Lockdowns haben Restaurants und Biergärten im Landkreis Dillingen seit mehreren Wochen wieder geöffnet. Und die Menschen nehmen das Angebot offensichtlich liebend gerne an. Wo einige Betreiber anfangs noch unsicher waren, ob denn ausreichend Gäste kommen, sind jetzt die meisten Plätze besetzt – zumindest so weit, wie es die Coronamaßnahmen zulassen. Doch nun plagt die Gastronomie auch in der Region ein ganz anderes Problem: Personalmangel.

    Viele Mitarbeiter im Lockdown abgesprungen

    Der Chef des Lauinger Schlösslekellers, Stefan Glass, sagt: „Viele Beschäftigte haben eben mitgeteilt, sie brauchen 100 Prozent des Lohns und keine 60.“ In der Gastronomie seien wegen Lockdown und Kurzarbeit viele Mitarbeiter „abgesprungen“. In dieser Zeit hätten sich einige Beschäftigte beruflich umorientiert, damit sie weiterhin ihr Einkommen sichern konnten, erklärt der Gastwirt. Zurückgekommen seien sie bis jetzt nicht. Nun helfen ihm Bekannte und Freunde aus, um seine Wirtschaft am Laufen zu halten. Und das gerade jetzt. „Die Biergärten sind voll, die Leute haben Nachholbedarf“, stellt Glass fest.

    Josef Stark hatte mit seinem Landgasthof in Gottmanshofen Glück. „Unsere fest angestellten Mitarbeiter waren zwar in Kurzarbeit, jedoch haben wir das Gehalt auf die eigentliche Höhe aufgestockt“, erklärt der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands. Dadurch habe er die meisten Beschäftigten halten können. Doch auch Stark kennt die Probleme von anderen Gastronomen. „Jeder sucht händeringend nach Personal“, weiß der Kreisvorsitzende. Als große Konkurrenz bei der Anwerbung der potenziellen Angestellten sieht er die Lebensmittelindustrie. Dort würden im Schnitt weit höhere Löhne und teilweise angenehmere Arbeitszeiten locken, erläutert Stark.

    Schülerinnen, Schüler und Studierende haben kaum Zeit

    Er habe zwar neue Mitarbeiter gefunden. Dies sei aber um einiges schwieriger gewesen, als er es bisher gewohnt war. Viele Schülerinnen, Schüler und Studierende arbeiten zu normalen Zeiten bei ihm im Landgasthof mit. „Die haben auch oft ihre eigene Nachfolge mitgebracht“, berichtet der Gottmannshofener. Das sei dieses Jahr aber nicht in dem üblichen Rahmen vorgekommen. „Jetzt gibt es zwar manchmal Tage, an denen das Personal fehlt“, sagt Stark. Aber insgesamt klappe es schon. Der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands prophezeit: „Das wird spannend in der nächsten Zeit.“

    Auch die Auszubildenden rennen den Betrieben während Corona nicht die Tür ein, weiß Alexander Schuster, Inhaber der Wertinger Schmankerlstube. Aktuell habe er einen Lehrling in der Küche, dieser absolviere in der kommenden Woche seine Abschlussprüfung und werde dann übernommen. Die Berufsaussichten seien gut, trotzdem habe es während der Coronazeit keine einzige Bewerbung gegeben. Es seien zwar auch schon vor dem Beginn der Pandemie weniger geworden, doch nicht so wenige wie jetzt, informiert Schuster. Aktuell reiche ihm sein kleines Team, da eh viele Plätze im Lokal aufgrund der Richtlinien nicht belegt werden dürften. Doch auch er weiß von Kollegen, dass Personal im Moment Mangelware ist.

    „Wir könnten schon noch mehr Personal vertragen“, sagt auch Gudrun Hander, Inhaberin des Hotels Sonne im Gundelfinger Stadtteil Echenbrunn. Im Moment kompensiere sie die Mehrarbeit zusammen mit ihrem Mann, denn es bewerbe sich gegenwärtig niemand auf die freien Stellen. Hander versichert, sie kämen auch so noch klar. Und das müssten sie ja, denn der Gast dürfe von einer angespannten Personalsituation nichts mitbekommen. „Man merkt, dass die Leute wieder raus wollen, die Buchungen sind da“, freut sich Gudrun Hander und hofft auf Bewerber. Ausbildungsplätze seien in der Sonne zur Genüge frei – sowohl in der Küche als auch im Hotel.

    Das „Storchennest“ in Fristingen bildet eigentlich Köche aus. Eigentlich. Denn in den vergangenen zwei Jahren gab es auch hier keine Bewerbung, erläutert eine verantwortliche Mitarbeiterin. Auch jetzt, wo die Lockerungen den Betrieb wieder ermöglichen, habe es nur eine Bewerbung gegeben.

    Einige 450-Euro-Kräfte haben gekündigt

    Personal in der Küche und für den Service sei nicht mehr zu finden. „Es bewirbt sich niemand, auch wenn wir Werbeanzeigen geschaltet haben“, informiert die Storchennest-Mitarbeiterin. Das Ende vom Lied: Es können weniger Gäste bewirtet werden.

    Die Lutzinger Goldbergalm konnte über den Lockdown alle fest angestellten Mitarbeiter behalten, erzählt Inhaber Bernd Klinger erleichtert. Einige Kräfte auf 450-Euro-Basis verließen sein Team jedoch. Als Hauptproblem der Gastronomie sieht er nicht die Schließungen, Beschränkungen und Kurzarbeiterlöhne aufgrund der Pandemie, sondern grundsätzlich die allgemeinen Arbeitsbedingungen in der Branche. „Wir arbeiten, wenn andere feiern“, sagt Klinger. Ausbilden würde der Gastwirt, wie er auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, eigentlich gerne, sowohl im Service als auch in der Küche. Doch, wie im Fristinger Storchennest, in der Wertinger Schmankerlstube und anderswo, gehen auch in der Goldbergalm keine Bewerbungen ein.

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