Eine erste Auswertung der diesjährigen Amphibienwanderung in Bayern hat ergeben, dass sich der negative Trend der vergangenen Jahre fortsetzt: An den meisten Amphibienzäunen haben die Aktiven des Bund Naturschutz (BN) noch weniger wandernde Erdkröten und Grasfrösche gezählt als in den drei Vorjahren, die bereits durch sehr niedrige Zahlen aufgefallen waren. Das teilt der Bund Naturschutz Bayern mit.
Rund um die Krötenwanderung
Warum wandern Amphibien?
Die Amphibien ziehen von ihren Winterquartieren, die oft in Wäldern liegen, zu den Laichgewässern, wo sie geboren worden sind. Bei Temperaturen von mehr als fünf Grad und hoher Feuchtigkeit laufen sie los. Vor allem in der Nacht und bei Morgendämmerung können viele Amphibien unterwegs sein.
Was macht die Reise für die Kröten und Frösche so gefährlich?
Sie müssen Straßen überqueren, um zu ihren Laichplätzen zu kommen. Dabei reicht es, wenn die Autos an den Tieren vorbeifahren - der Druck zerfetzt die Organe Amphibien. Erdkrötenweibchen tragen Männchen auf den Rücken und können sich deshalb nur langsam fortbewegen. Oft legen die wechselwarmen Tiere auch mitten auf dem warmen Asphalt eine Pause ein.
Was kann ich machen, um Amphibien zu helfen?
Langsam fahren! Experten empfehlen, die Geschwindigkeit auf maximal 30 km/h zu reduzieren, auch wegen der Helfer, die die Tiere über die Straße tragen. Am Besten ist es, Straßenabschnitte mit Krötenübergängen zu meiden. Wer einen Garten hat, sollte auf Pestizide verzichten und den Garten „verwildern“ lassen. Das heißt: mehr Wasser und Unterholz. Die Amphibien finden so einen Unterschlupf und können sich von den Insekten ernähren.
Im Landkreis Dillingen koordinierte der Bund-Naturschutz vier Strecken. So konnten im Bereich zwischen Binswangen und Eppisburg 771 Tiere gerettet werden.
Das sind zwar etwa 140 mehr als im vergangenen Jahr – doch heuer war der Streckenabschnitt, der betreut wurde fast dreimal so lang wie 2020. Zwischen Aislingen und Gundremmingen wurden 1115 Amphibien gezählt, hier halbierte sich die Zahl zum Vorjahr. Da die Wanderung durch das sehr kalte Wetter später einsetzte, war die Landwirtschaft mit der Bearbeitung der Felder bereits voll im Gange.
Sinkende Zahlen in Buttenwiesen, steigende in Prettelshofen
Auch in der Heidenau bei Buttenwiesen konnte die Zahl vom vergangenen Jahr (1083 Amphibien) nicht erreicht werden. Dort wurden 674 Tiere gemeldet. Sehr erschrocken waren die Helfer am 30. März, als in der Früh 18 verendete Erdkröten mit weißen Flecken gefunden wurden. Die Tiere werden nun untersucht, leider liegt noch kein Ergebnis vor. „Wenigstens in Prettelshofen konnten wir steigende Zahlen verbuchen,“ freut sich Heidi Terpoorten „hier wurden in diesem Jahr mit fast 1000 Amphibien etwa 400 Tiere mehr als 2020 gerettet.“
Was kann man für Amphibien tun?
Die bayernweit insgesamt sinkende Zahl der Amphibien sei ein deutliches Zeichen für den Klimawandel, sagt Richard Mergner, Vorsitzender des BN in Bayern. „Wenn wir in Bayern Feuchtlebensräume erhalten und neu schaffen und die Landschaft amphibienfreundlich gestalten, haben Frösche, Kröten und Molche auch in Zukunft eine Chance.“
Amphibien wandern in regnerischen Frühjahrsnächten mit Temperaturen von mindestens fünf Grad. 2021 gab es nach einigen warmen Nächten im Februar, in denen alle Amphibienzäune aufgebaut wurden, bayernweit eine längere Kälte- und Trockenphase. Früher wurden die Amphibienzäune Anfang bis Mitte April abgebaut, da die Amphibienwanderung dann abgeschlossen war. Heuer standen einige Zäune sogar bis Ende April in der Hoffnung, dass die bis dahin in geringer Zahl wandernden Tiere vielleicht noch kommen würden. (pm)
Diese Themen könnten Sie auch interessieren:
- Die Kröten hüpfen wieder über die Dillinger Straßen
- Der Entdecker der Bissinger Auerquelle
- Finden die Kröten die neuen Tunneleingänge?