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Landkreis Dillingen: Homeschooling: Der ganz normale Schul-Wahnsinn daheim

Landkreis Dillingen

Homeschooling: Der ganz normale Schul-Wahnsinn daheim

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    Nicht nur für Schüler und Lehrer ist der Distanzunterricht eine Herausforderung. Viele Eltern im Landkreis kommen zwischen Homeschooling, Haushalt und Homeoffice immer mehr an ihre Grenzen.
    Nicht nur für Schüler und Lehrer ist der Distanzunterricht eine Herausforderung. Viele Eltern im Landkreis kommen zwischen Homeschooling, Haushalt und Homeoffice immer mehr an ihre Grenzen. Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbol)

    Überlastete Schulportale, ruckelnde Videokonferenzen, viele Fragezeichen und das ein oder andere Motivationstief: All das gehört für die Schüler seit einer Woche wieder zum Alltag. Und die Sorgen ihrer Eltern werden immer größer. Was tun, wenn sie den Schulstoff alleine nicht verstehen und von den Lehrern keine Rückmeldung zu Arbeitsaufträgen kommt? Oder die Notbetreuung der einzige Weg ist, damit Mama und Papa arbeiten können? Zwei persönliche Einblicke aus dem Landkreis in den ganz normalen Schul-Wahnsinn daheim.

    Distanzunterricht geht nur mit viel Planung sagt eine Mutter aus dem Landkreis Dillingen

    Lernen im Distanzunterricht ist nicht einfach, weiß eine Mutter aus dem Landkreis, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Ohne eine Verschnaufpause, so ihre Sorge, kann das schnell an die Gesundheit gehen. An einem normalen Tag jongliert die Mutter, die selbst unterrichtet, nicht nur ihre eigene Arbeit, sondern kümmert sich zeitgleich auch darum, dass ihre beiden Söhne den Schulstoff büffeln. Eigentlich ein zweiter Fulltime-Job, wie ihr Tagesplan verdeutlicht. Los geht der Marathon um 6.30 Uhr, wenn sie ihre Kinder weckt, Frühstück zubereitet und sich darum kümmert, dass keiner im Schlafanzug im virtuellen Klassenzimmer erscheint. Ohne Briefing geht nichts. „Wir fragen uns, wer wann was erledigen muss und welche Konferenzen stattfinden. Außerdem überlegen wir, wann wir Pausen machen können.“

    Ihr zehnjähriger Sohn, der in die fünfte Klasse des Wertinger Gymnasiums geht, verabschiedet sich pünktlich um 7.50 Uhr zu seiner Videokonferenz in das Büro, erzählt sie. Der Unterricht, den sie selbst an einer anderen Schule per Video-Schalte gibt, findet am Esstisch statt. Neben ihr arbeitet zeitgleich der siebenjährige Sohn an seinen Arbeitsblättern. Keine einfache Situation. Zwischen zwei Schlucken Tee muss sie nicht nur ihre eigenen Schüler bespaßen, sondern auch den Erstklässler, dessen Motivation im Laufe des Tages immer mehr schwindet. „Das ist nicht immer so leicht“, gibt sie zu. Besonders dann, wenn der Sohn lieber ein Hörbuch hören möchte, statt sich mit schwierigen Buchstabenkombinationen auseinanderzusetzen. Doch das geht nicht. Nicht nur, weil es das Tagesziel nicht erlaubt, sondern auch, weil die Internetverbindung bei zwei Videokonferenzen plus einem gestreamten Hörbuch schlappmacht.

    Homeschooling: Viele Lehrer im Landkreis Dillingen sind motiviert

    Regelmäßig die Schulcloud auf Arbeitsanweisungen prüfen, die Hausaufgaben hochladen, die Kinder vom Rangeln abhalten und gleichzeitig den eigenen Unterricht vorbereiten kann schon einmal an die Nerven gehen. „Schon nach dem ersten Schultag habe ich mir gedacht, dass wir keine Woche durchhalten“, erzählt die Mutter. Doch es muss gehen. Im Frühjahr ging es schließlich auch. Das Positive: Die Söhne hätten engagierte Lehrer, die auch zu Hause anrufen und sich kümmerten, wenn etwas nicht funktioniere, lobt sie. Gedankt werde das Schülern und Lehrern jedoch nicht. Stattdessen werde mit den Faschingsferien auch die Zeit zum Durchatmen gestrichen.

    Für viele Eltern im Landkreis ist die Notbetreuung die Rettung

    Beim Versuch, ihre eigene Arbeit und den Unterricht ihrer Grundschulkinder zu organisieren, ist auch Ivonne Höchstädter früh an ihre Grenzen gestoßen. Seit einer Woche schickt sie ihre beiden Söhne deshalb zur Notbetreuung. „Erst haben sie gemäkelt, aber beide sind inzwischen froh darüber“, erzählt sie. Daheim hätten oftmals nicht alle Programme funktioniert, ein direkter Ansprechpartner habe gefehlt, und auch das strukturierte Arbeiten alleine war nicht immer einfach.

    In der Notbetreuung sieht das anders aus: „Die Kinder haben immer einen Lehrer vor Ort – das finde ich toll“, sagt die Mutter. Dass Eltern selbst keine Lehrer sind, hatte sie selbst sehr schnell erkannt. Ein falscher Rechenweg, eine veraltete Version der Schreibschrift: Oft hatte es in der Familie wegen dieser Dinge Streit gegeben. Auch mit ihrer eigenen Arbeit kam die alleinerziehende Mutter nicht gut voran. „Ich verdiene nur das, was ich wirklich arbeite, und musste deshalb Prioritäten setzen“, sagt sie. Mit der neuen Lösung kehrt bei der Familie nun wenigstens wieder etwas Ruhe ein.

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